Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2888
Schallfeld (zu Lülsfeld, Landkreis Schweinfurt)

Pfarrkirche St. Ägidius in Schallfeld

Die katholische Pfarrkirche St. Ägidius in Schallfeld ist eine schlichte Saalkirche mit leicht eingezogenem, dreiseitig abgeschlossenem Chor und nördlich an diesen angesetztem Turm mit Spitzhelm. Dieser Turm, der auf der Ostseite einen separaten Eingang besitzt, ist der älteste Teil der Kirche, denn Säulenreste in den Schallöchern stammen aus der Romanik. Der obere Abschluß mit dem Helm ist im Echter-Stil. Ein Neubau wurde nötig nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges, in dessen Verlauf Schallfeld insgesamt zehnmal überrannt, geplündert und zerstört wurde, mal von den Schweden, mal von den kaisertreuen Truppen. 1715 wurde ein neues Langhaus unter der Regierung von Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths begonnen; die Jahreszahl ist auf dem Sturz des Eingangs in der südlichen Längswand eingeschlagen. Langhaus und Chor besitzen einfache, geohrte Rechteckfenster. Der Chor besitzt nur zwei Fenster an den Schrägflächen, aber keines in der geraden Abschlußwand. An der Südseite ist ganz links eine Außentreppe zur Empore angebaut. Die Konsekrierung der neuen Kirche erfolgte erst am 22.8.1726, da war der Bauherr schon nicht mehr im Amt.

 

Von der Einrichtung ist der aus dem Jahr 1506 stammende Taufstein das älteste Stück. Aus dem Jahr 1515 stammt eine Muttergottes, das wertvollste Stück der Ausstattung. Die Kirche besitzt innen einen Hauptaltar (Thema: Kreuzigung Christi) und zwei Seitenaltäre (Themen: Kreuzigung Christi und Dornenkrönung Christi), alle barock und aus der Zeit unmittelbar nach der Langhauserneuerung. Im Inneren sind keine Wappen zu sehen. Die große Kreuzigungsgruppe vor der Kirche stammt von 1853.

Das Wappen des Bauherrn, des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (13.2.1652-3.8.1719, amtierte 1699-1719), befindet sich über dem südlichen Seitenportal im gesprengten Dreiecksgiebel. Es ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: erneut geviert: Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Herrschaft Ippelbrunn (Eppelborn), Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräglinksgestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg.

Das Wappen wird mit drei Helmen geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine goldene Greifenklaue mit silbern-blauer Befiederung, Stammkleinod der von Greiffenclau, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Herzogtum zu Franken, Helm 3 (links): auf dem mit einem Fürstenhut gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Aus den Helmdecken ragen rechts das gestürzte Schwert und links der Krummstab hervor. Lobenswerterweise wurde das Wappen farblich neu gefaßt. Dabei hat man aber nicht erkannt, daß die "Wolke" oben in der Mitte Teil der Greiffenclau-Helmzier ist und auch hätte Farbe bekommen müssen, auch wenn das Zwischenstück zu den auf dem Helmdach vorhandenen drei goldenen Krallen nicht mehr vorhanden ist. So ergibt sich eine unbegründete Lücke im Oberwappen, die nicht hätte sein müssen, denn die Befiederung des oberen Teils der Greifenklaue ist ja im Stein vorhanden, wurde nur offensichtlich nicht als solche wahrgenommen.

Unter dem Wappen, das auf einem rechteckig ausgebreiteten und auf beiden Seietn hochgerafftem, ringsum befransten Wappenmantel liegt, ist auf einem Inschriftenband folgender Text zu lesen: "IOANN PHILIPP / VON GOTTES GNADEN BISCHOFF ZU / ...", die dritte Zeile ist unleserlich und durch das Abdeckblech verdeckt, vermutlich ging es weiter "WÜRTZBURG UND HERTZOG ZU FRANCKEN" o. ä. Schallfeld war im Mittelalter unter vielen Grundherren aufgeteilt. Danach fand eine Konzentration statt, so daß es nur noch zwei große Grundherren im Dorf gab, das Hochstift Würzburg und das Kloster Ebrach. Kleinere Anteile besaßen noch die Fuchs von Bimbach und die Echter von Mespelbrunn. 

Die Pfarrei Schallfeld gehört heute zusammen mit Gerolzhofen (Maria vom Rosenkranz), Oberschwarzach (St. Peter und Paul und Vierzehn-Nothelferkapelle), Frankenwinheim (St. Johannes der Täufer und St. Johannes Evangelist), Brünnstadt (St. Bonifatius) und Lülsfeld (Allerheiligen) zur Pfarreiengemeinschaft St. Franziskus am Steigerwald.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8732412,10.3570853,21z - https://www.google.de/maps/@49.8732412,10.3570853,42m/data=!3m1!1e3
Liste der Baudenkmäler in Schallfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Lülsfeld#Schallfeld
Schallfeld auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schallfeld_(Lülsfeld)
Pfarreiengemeinschaft St. Franziskus am Steigerwald
https://www.pg-st-franziskus.de/ - Abschnitt zur Kirche in Schallfeld: https://www.pg-st-franziskus.de/pfarreien#schallfeld-st-ägidius
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe, hrsg. vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg, 1974, 192 S.
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Philipp_von_Greiffenclau_zu_Vollraths
Familie von Greiffenclau in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Greiffenclau
Johannes Kreuzenbeck: Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 31, Bautz, Nordhausen 2010, ISBN 978-3-88309-544-8, Sp. 537-538
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths im Würzburg-Wiki:
http://wuerzburgwiki.de/wiki/Johann_Philipp_von_Greiffenclau
Winfried Romberg (Bearb.): Die Würzburger Bischöfe von 1684 bis 1746, Germania Sacra. Dritte Folge Nr. 8, die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 8, De Gruyter, Berlin/Boston 2014,
https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A8C-9 - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A8C-9/3.F._8_Romberg_Bischoefe.pdf?sequence=1&isAllowed=y

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