Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2893
Stadtschwarzach (zu Schwarzach am Main, Landkreis Kitzingen)

Das Stadtschwarzacher Rathaus

Das alte Rathaus von Stadtschwarzach befindet sich direkt am Marktplatz (Nr. 1). Es handelt sich um ein zweistöckiges Gebäude mit Walmdach, Dachreiter und fünf Fensterachsen im Obergeschoß zum Platz hin. Im Erdgeschoß gibt es nur zwei Fenster rechts, links ist eine leicht spitzbogige Tordurchfahrt mit der Jahreszahl 1876, in der Mitte ein Rechteckportal mit gesprengtem Dreiecksgiebel und der Jahreszahl 1715 auf dem Sturz nebst Nennung des damaligen Bürgermeisters Andreas Adam Köller und darüber des Amtskellers Georg Wilhelm Cleizinger.

Am Rathaus sind insgesamt vier Wappensteine Würzburger Fürstbischöfe angebracht, davon sind drei von aufeinanderfolgenden Amtsinhabern und einer folgt zeitlich mit Abstand später. Die erstgenannten drei stammen offensichtlich von einem älteren Bau und sind als Spolien an der Fassade rechts und links des Portals befestigt. Der vierte und letzte Wappenstein ist bauzeitlich und Teil der Portalarchitektur; er paßt zur angegebenen Jahreszahl 1715.

Stadtschwarzach, heute Teil der Marktgemeinde Schwarzach am Main, hatte im Mittelalter die Ortsherrschaft inne. Deshalb führte die Stadt damals auch schräg gekreuzte Krummstäbe in Siegeln des 14. Jh. Im 15. Jh. nahm der Einfluß des Hochstifts Würzburg zu. Das spiegelt sich in der Siegelführung, denn Siegel des 15. Jh. sind gespalten, rechts das Rennfähnlein, links die schräggekreuzten Abtsstäbe. Die Verschiebung des Gleichgewichts zwischen Abtei und Hochstift setzte sich zugunsten des letzteren fort, und seit 1531 war das Hochstift Würzburg bzw. der jeweilige Fürstbischof alleiniger Grundherr, die Abtei Münsterschwarzach behielt lediglich das Kirchenpatronat.

Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (18.3.1545-13.9.1617, amtierte 1573-1617) ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen, Stammwappen der Echter von Mespelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Zum Wappen gehören drei Helme: Helm 1 (Mitte): ein Paar blauer Büffelhörner, jeweils einwärts belegt mit einem silbernen Schrägbalken, der wiederum mit drei blauen Ringen belegt ist, Helmdecken blau-silbern, Stammwappen der Echter von Mespelbrunn, Helm 2 (rechts): ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Helmdecken rot-silbern, Herzogtum zu Franken, Helm 3 (links): auf einem Fürstenhut drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau (Reihenfolge kann variieren) zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Helmdecken rot-silbern, Hochstift Würzburg. Schwert und Krummstab fehlen.

Das Wappen des Würzburger und Bamberger Fürstbischofs Johann Gottfried von Aschhausen (12.8.1575-29.12.1622, amtierte 1617-1622) ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, Herzschild: in Rot ein silbernes Rad, das eigentliche Stammwappen der von Aschhausen. Dazu werden vier Helme geführt, Helm 1 (innen rechts): auf einem roten, hermelingestulpten flachen Hut ein hier zehneckiges (sonst meist rundes), goldenes, ringsum an den freien Ecken mit neun Pfauenfedern bestecktes Schirmbrett, auf dem sich der schwarze Löwe mit der silbernen Schrägrechtsleiste vom Schildbild einwärts gerichtet wiederholt, Helmdecken schwarz-golden, Hochstift Bamberg, Helm 2 (innen links): auf einem roten Turnierhut mit Hermelinstulp ein silbernes fünfspeichiges Rad, Helmdecken rot-silbern, Stammkleinod der von Aschhausen, Helm 3 (rechts außen): ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Helmdecken rot-silbern, Herzogtum zu Franken, Helm 4 (links außen): auf einem roten, hermelingestulpten Hut drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Helmdecken rot-silbern, Hochstift Würzburg. Über allem schwebt die Kaiserkrone des kaiserlichen Stifts Bamberg. Aus den Helmdecken ragen rechts das gestürzte Schwert und links der Krummstab hervor.

Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Philipp Adolf von Ehrenberg (23.9.1583-16.7.1631, amtierte 1623-1631) ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Silber ein roter Adlerflügel, die Saxen nach oben gekehrt, rechts in einen golden geschnäbelten Vogelkopf endend (meistens ist der Kopf links), belegt mit einem goldenen Mond (kann auch fehlen), Stammwappen der von Ehrenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): ein Schaft, oben mit einem Pfauenwedel besteckt, zwischen zwei abgekehrten goldenen Stiefeln, Helmdecken rot-silbern, Stammkleinod der von Ehrenberg, Helm 2 (rechts): ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Helmdecken rot-silbern, Herzogtum zu Franken, Helm 3 (links): auf einem roten, hermelingestulpten Hut drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Helmdecken rot-silbern, Hochstift Würzburg. Aus den Helmdecken ragen links das gestürzte Schwert und rechts der Krummstab hervor.

Im gesprengten Dreiecksgiebel des Portals schließlich ist das jüngste Wappen der Serie angebracht, dasjenige des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (13.2.1652-3.8.1719, amtierte 1699-1719) ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: erneut geviert: Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Herrschaft Ippelbrunn (Eppelborn), Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräglinksgestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Die vier Schräglinksbalken der Felder b und c werden hier heraldisch nicht korrekt, aber gestalterisch reizvoll zu einem den ganzen Schild schräg durchziehenden Gesamtschräglinksbalken vereinigt. Das Wappen wird mit drei Helmen geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine goldene Greifenklaue mit silbern-blauer Befiederung, Stammkleinod der von Greiffenclau, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Herzogtum zu Franken, Helm 3 (links): auf dem mit einem Fürstenhut gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Aus den Helmdecken ragen rechts das gestürzte Schwert und links der Krummstab hervor.

Auf der vor dem Rathaus gehißten Flagge ist auf rot-weißen Streifen das Kommunalwappen von Schwarzach am Main zu sehen (im Photo die spiegelverkehrte Rückseite, es zählt immer zum Mast hin), in Silber ein verbreiterter schwarzer Schrägbalken, belegt mit einer (von der Stange aus gesehen) silbern-rot gevierten, schräggestellten und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbten Standarte an einer goldenen Lanze, beiderseits nach der Figur begleitet von je drei auf die Spitze gestellten roten Quadraten. Dieses Wappen wird seit 1983 geführt, nachdem sich der Markt Schwarzach bereits 1973 aus den ehemals selbständigen Gemeinden Düllstadt, Gerlachshausen, Hörblach, Münsterschwarzach, Schwarzenau und Stadtschwarzach konstituiert hatte. Das Hochstiftsfähnchen wird in umgekehrter Farbabfolge geführt, vorher war es das Wappen von Stadtschwarzach. Seit dem 16. Jh. liegt das Fähnchen einem verbreiterten Schrägbalken auf. Er wurde schwarz tingiert als Bezug zum Ortsnamen Schwarzach. Die sechs Quadrate stehen für die sechs Orte der Marktgemeinde. Die Fahne greift mit ihren beiden Streifen die Farben Frankens auf.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7994978,10.2306712,20z - https://www.google.de/maps/@49.7995019,10.2306893,39m/data=!3m1!1e3
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Markt Schwarzach am Main im Haus der Bayerischen Geschichte:
https://www.hdbg.eu/gemeinden/index.php/detail?rschl=9675165
Liste der Baudenkmäler in Schwarzach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Schwarzach_am_Main

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