Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2901
Sommerach (Landkreis Kitzingen)

Das Schwarzacher Tor der Ortsbefestigung

Die Sommeracher Ortsbefestigung hatte einst vier Stadttore, von denen noch zwei erhalten sind, das 1585 errichtete Maintor im Westen und das 1486 fertiggestellte Schwarzacher Tor im Süden (Hauptstraße 22). Es handelt sich um einen Torturm aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk mit rundbogiger Durchfahrt und Mansarddach, und es war der höchste der vier Tortürme der einstigen Ortsbefestigung. Auf der Ostseite führt ein überdachter hölzerner Aufgang zu den oberen Räumen. Direkt rechts daneben schließt feldseitig ein Halbrundturm geringer Höhe an. Nach Verlust der Verteidigungsfunktion nutzte man das Tor als Armenhaus der Gemeinde. Beinahe wäre dieses Tor 1902 abgerissen worden, wenn das Landbauamt Würzburg es nicht verhindert hätte. Das Tor wurde mehrfach renoviert, 1941 und 1980. Heute enthält es die Turmgalerie mit zeitgenössischer Kunst in Glas und anderen Materialien, die in den Sommermonaten am Wochenende, in den anderen Monaten nur sonntags jeweils nachmittags geöffnet ist.

 

Beim Wappenstein auf der Feldseite über der Durchfahrt stimmt etwas nicht, offensichtlich ein Restaurierungsfehler: Mit der Jahreszahl 1487 (ohnehin ein Jahr später als die Fertigstellung) wären wir in der Regierungszeit des Würzburger Fürstbischofs Rudolf von Scherenberg (amtierte 1466-1495). Doch tatsächlich sehen wir hier das Wappen des übernächsten Würzburger Fürstbischofs, Konrad II. von Thüngen (regierte 1519-1540). Dessen hier (sehr unüblich bei fürstbischöflichen Wappen) komplett gewendeter Schild ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei (hier fehlerhaft vier) aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Silber ein goldener, mit drei ausgebogenen roten Pfählen belegter Balken, Familienwappen der von Thüngen, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Die Kombination am erneuerten Wappenstein ist damit anachronistisch und in sich widersprüchlich. Der zweite Wappenschild gehört zur Abtei Münsterschwarzach, in Blau zwei schräggekreuzte goldene Krummstäbe. Darunter befinden sich noch zwei Wappen von im Ort relevanten Familien. Die Dorfherrschaft lag bei dem Kloster, die Landesherrschaft beim Fürstbischof, und mehrere Adelsgeschlechter hatten Besitz im Ort.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8273501,10.2059137,21z - https://www.google.de/maps/@49.8273501,10.2059137,41m/data=!3m1!1e3
Liste der Baudenkmäler in Sommerach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Sommerach
Schwarzacher Tor in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzacher_Tor_(Sommerach)

Die Entwicklung der Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

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