Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 236
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Christoph Franz von Hutten

An einem Pfeiler des südlichen Seitenschiffs befindet sich im Kiliansdom das Epitaph für den Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (19.5.1673-25.3.1729, reg. 1724-1729). Seine kirchliche Laufbahn begann am 1.2.1686, als er nach dem Ableben des Vorgängers Johann Philipp von Elkershausen gen. Klüppel eine Dompräbende in Würzburg bekam. Am 26.1.1713 wurde er Mitglied des Würzburger Domkapitels, dann am 12.11.1716 Domdechant (was er bis zu seiner Bischofswahl blieb), im Jahr 1717 zusätzlich Propst von Stift Haug. In demselben Jahr, 1717, wurde er am 31.10. erst zum Priester geweiht. Er fuhr wie üblich mehrgleisig, so war er auch seit 1686 Inhaber jeweils einer Präbende am Domstift von Bamberg und am Ritterstift Comburg, die er aber später wieder abgab. Und ab 1711 hatte er noch ein Domkanonikat in Bamberg. Am 2.10.1724 erfolgte die Wahl zum Fürstbischof von Würzburg. Diesem geschichtsinteressierten Fürstbischof verdanken wir den Erhalt vieler Grabdenkmäler im Würzburger Dom, die er entlang der Wände aufstellen ließ.

Die Inschrift auf dem Epitaph lautet: "STA VIATOR ET VIDE! CHRISTOPHORUS FRANCISCUS S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINCEPS EPISCOPUS HERBIPOLENSIS FRANCIAE ORIENTALIS DUX VERMIS ET NON HOMO IN VITA NUNC PULVIS ET CINIS IN MORTE PATREM IN TERRIS HABUIT IOANNEM AB HUTTEN IN STOLZENBERG MATREM ANNAM MARIAM AB HAGEN AB HIS CUM VITA ET SANGUINE AMOREM VIRTUTEM HAUSERAT VOCE DEI ET POPULI ELECTUS IN EPISCOPUM HERBIPOLENSEM ANNO MDCCXXIV DIE II. OCTOBRIS CUM PRAEFUISSET ECCLESIAE HERBIPOLENSI ANNIS IV MENSIBUS V DIEBUS XXIII ANNO AETATIS SUAE LVI OBIIT ANNO MDCCXXIX DIE XXV MARTII DIGNUS INTEGRA COMPLERE SAECULA SI JUDICIA HOMINUM SPECTES SI EIUS VIRTUTES ET MERITA MATURUS IAM PRIDEM COELO VIATOR ORA PRO MORTUO: MISERERE MEI DEUS SECUNDUM MAGNAM MISERICORDIAM TUAM".

 

Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten (amtierte 1724-1729) ist oben in der Mitte unter seiner Portraitbüste zu sehen und ist geviert: Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Rot zwei goldene Schrägbalken, Stammwappen der von Hutten zu Stolzenberg und Frankenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg. Das Wappen wird hier mit Fürstenhut und Wappenmantel geführt, dessen heraldisch linke Seite zur Hälfte verlorengegangen ist, ebenso wie Krummstab und Schwert.

In den vier Ecken des Epitaphs befinden sich vier Schilde einer Ahnenprobe. Heraldisch rechts oben ist der Schild der von Hutten zu Stolzenberg und Frankenberg zu sehen, in Rot zwei goldene Schrägbalken (Abb. ganz links). Hier steht der Schild für den Vater des Fürstbischofs, Johann von Hutten zu Stolzenberg (17.10.1629-19.5.1690), und den Großvater väterlicherseits, Friedrich von Hutten. Oben links ist der Schild der von Hagen genannt zur Motten (Abb. Mitte links). Anna Maria Freiin v. Hagen zur Motten und zu Bischfeld (1649-1693) war die Frau von Johann v. Hutten zum Stolzenberg (1.7.1629-1.6.1690) und die Mutter des Fürstbischofs. Sie war die Tochter von Johann Adam v. Hagen zur Motten und Anna Catharina Ursula Ulner v. Dieburg. Das Wappen der von Hagen zur Motten zeigt in Gold einen roten Balken, begleitet von oben 7 (4:3) und unten 7 (3:4) liegenden roten Schindeln. Heraldisch rechts unten befindet sich der gewendete Schild der von Diemantstein (Abb. Mitte rechts). Die Großmutter väterlicherseits des Fürstbischofs, Anna Maria Amalia v. Diemantstein, war die Erbin von Steinbach und brachte den Besitz, wo heute Schloß und Kirche stehen, in die Ehe mit Friedrich v. Hutten. Ihre Eltern sind Johann Servatius (Servas) v. Diemantstein und Anna Amalie Fuchs v. Dornheim. Das Wappen ist von Silber und Rot geteilt, oben ein schwarzer Schrägrechtsbalken. Unten links ist der Schild der Ulner von Dieburg (Abb. ganz rechts). Die Großmutter mütterlicherseits des Fürstbischofs, Anna Catharina Ursula Ulner v. Dieburg, war die Frau von Johann Adam v. Hagen zur Motten. Die Ulner von Dieburg führen in Blau eine goldene Burg mit drei rotbedachten Türmen.

Zur Übersicht die Vorfahren des Fürstbischofs:

Eltern:
  • Johann von Hutten zu Stolzenberg
  • Anna Maria Freiin von Hagen zur Motten

Großeltern:

  • Friedrich von Hutten
  • Anna Maria Amalia von Diemantstein
  • Johann Adam von Hagen zur Motten
  • Anna Catharina Ursula Ulner von Dieburg
  Urgroßeltern:
  • Johann von Hutten
  • Anna von Cronberg
  • Johann Servatius (Servas) von Diemantstein
  • Anna Amalie (Maria Amalia) Fuchs von Dornheim
  • Philipp Daniel von Hagen zur Motten
  • Anna Brömser von Rüdesheim
  • Philipp Friedrich Ulner von Dieburg
  • Anna Katharina Groschlag von Dieburg

Literatur, Links und Quellen:
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 702, 710-712, Ahnen und Wappen vgl. auch S. 658 und 667 für die Brüder.
Christoph Franz von Hutten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Franz_von_Hutten
von Hutten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hutten_(Adelsgeschlecht)
Georg-Wilhelm Hanna, Adelsfamilie Hutten, im Historischen Lexikon Bayerns:
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45739

Dom, Konrad von Thüngen - Dom, Konrad von Bibra - Dom, Melchior Zobel von Giebelstadt - Dom, Friedrich von Wirsberg - Dom, Julius Echter von Mespelbrunn - Dom, Joh. Gottfr. von Aschhausen - Dom, Philipp Adolf von Ehrenberg - Dom, Franz Ludwig von Erthal - Dom, Karl Georg von Fechenbach

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

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