Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 80
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Johann Gottfried von Aschhausen, Grabdenkmal

Johann Gottfried von Aschhausen hat ein Grabdenkmal im Hauptschiff an einem vierungsnahen Pfeiler der nördlichen Seite. Sein Epitaph steht künstlerisch schon jenseits der Schwelle zum Barock. Entsprechend hat man bei den Wappendarstellungen auch auf eine im Sinne der Heraldik korrekte Farbfassung verzichtet. Auch die heraldischen Gestaltungselemente werden der einheitlichen Farbfassung des hellen, mit feinen Goldlinien konturierten Steines untergeordnet.

Auch wenn sie deswegen nicht so ins Auge springt wie bei den anderen Epitaphien, haben wir hier doch sehr umfangreiche Heraldik. Bei genauem Nachzählen kommt man auf insgesamt 21 Wappen, alle im oberen Bereich jenseits der vor einer Muschelnische stehenden und den Besucher frontal anblickenden Bischofsfigur in vollem Ornat. Oben befindet sich in der Mitte des gesprengten Segmentbogengiebels, dessen Oberkanten innen in schneckenförmig eingerollten Voluten enden, das große Amtswappen des Fürstbischofs. Es ist umgeben von insgesamt vier kleineren Wappen mit bischöflichen Insignien. Und im Gebälk zwischen der Nische mit der Bischofsfigur und dem gesprengten Giebel befindet sich eine Reihe von 16 Ahnenwappen. Von diesen 16 bilden 8 eine durchgehende Reihe in der Mitte, und jeweils vier folgen den Flächen des Bereiches über den Säulenkapitellen nach außen. So kommt es, daß insgesamt 10 Wappenschilde von den 16 zum Betrachter weisen, zwei nach rechts und zwei nach links. Alle Wappenschilde sind als ovale Kartuschen ausgebildet.

Der Fürstbischof war der Letzte seines Stammes. So großartig die Ahnenliste auch ist, der Blick auf die Vergangenheit der Familie verändert nicht die Tatsache, daß mit ihm selber durch seine Berufswahl Schluß war. Die Familie von Aschhausen ist erstmalig um 1230 in einer Urkunde des Klosters Schöntal nachgewiesen; ihre Stammburg liegt in der Nähe. Diese Familie Aschhausen darf nicht verwechselt werden mit einem gleichnamigen Ministerialengeschlecht aus Krautheim (führten einen Adlerkopf im Schilde). Unsere von Aschhausen waren im Dienste der Grafen von Hohenlohe, der Bischöfe von Würzburg oder von Mainz. Die Burg Aschhausen wurde im Jahre 1315 dem Erzstift Mainz zu Lehen aufgetragen. Einige Familienmitglieder waren als kurmainzische Amtmänner tätig. Die Rolle der Familie Aschhausen in der Reichsritterschaft ist als eher unbedeutend einzuschätzen. Wichtigere Ämter im Heiligen Römischen Reich bekleideten sie nicht. Deshalb erscheint die großartige Repräsentation mit einer 16er-Ahnenprobe gemessen an der realen Bedeutung der Familie eher überdimensioniert. Mit Johann Gottfried von Aschhausen starb die jüngere Linie aus; die ältere Linie derer von Aschhausen war schon 1615 mit Hans B. von Aschhausen erloschen.

Johann Gottfried von Aschhausen wurde 1593 Dechant auf der Comburg und im Würzburger Stift Haug, 1609 Bischof von Bamberg, 1610 Dompropst zu Würzburg, 1617 Bischof von Würzburg. Gestorben ist er im Jahre 1622 am 29.12. Sein Amtswappen ist wie folgt aufgebaut:

Helmkleinode:

Dieses Amtswappen wird umgeben von vier weiteren Wappen, die alle mit einer Inful und mit fürstbischöflichen Insignien ausgestattet sind. Die Wappen sind so um das zentrale Aschhausen-Wappen herum angeordnet, daß sie zum Teil erheblich geneigt sind. Man könnte aufgrund der Darstellung zu der Annahme gelangen, daß es sich um seine Amtskollegen bzw. Amtsvorgänger handele, doch mitnichten ist das der Fall: Zum einen ergäbe sich eine unlogische Lücke von zwei Bischöfen, zum anderen wäre sein Nachfolger Ehrenberg auch vertreten. Und drittens ist in der Schildkartusche jeweils das reine Familienwappen Bibra, Zobel, Ehrenberg und Aschhausen wiedergegeben. Tatsächlich zeigt der Vergleich mit der 16er Ahnenprobe, daß es sich hierbei um die vier großelterlichen Wappen handelt: Der Kern der großen Ahnenprobe wird hier noch einmal wiedergegeben, und einem reichlich großen Repräsentationsbedürfnis folgend hat der Fürstbischof seinen vier wichtigsten Ahnen etwas von seinem fürstbischöflichen Glanz abgegeben. Oder anders herum ausgedrückt: In jedem dieser vier Großeltern steckt ein Bißchen des Fürstbischofs. Und alle diese Familien haben einmal einen Würzburger Fürstbischof gestellt.

Die Eltern des Fürstbischofs waren Gottfried von Aschhausen (gest. 1581), würzburgischer Amtmann in Lauda, und Brigitta Zobel von Giebelstadt (gest. 1601), seine Großeltern waren Johann Gottfried von Aschhausen, Apollonia von Ehrenberg, Hans Zobel von Giebelstadt und Apollonia von Bibra.

Abb. oben: Teil der Ahnenprobe, die vier ersten Schilde der Ahnenprobe väterlicherseits, beginnend optisch rechts. Dieses Fragment stellt die optisch linke Hälfte der zentralen 8er-Reihe dar. Wir sehen die Wappenschilde der von Aschhausen wie beschrieben, der von Ehrenberg (in Silber ein roter Adlerflügel, die Saxen nach oben gekehrt, rechts in einen Vogelkopf endend, belegt mit einem goldenen Mond), der von Frundsberg (geviert: Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldener Strauß mit Hufeisen mit Schnabel, hier einwärtsgewendet, Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzer, schwebender Fünfberg, unten rund ausgeschlagen) und der von Thüngen (in Silber ein hier 5x mit nach links ausgebogenen Linien golden-rot gespaltener Balken).

Abb. oben: Teil der Ahnenprobe, die vier ersten Schilde der Ahnenprobe mütterlicherseits, beginnend optisch links. Dieses Fragment stellt die optisch rechte Hälfte der zentralen 8er-Reihe dar. Wir sehen die Wappenschilde der Zobel von Giebelstadt (in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln), der von Bibra (in Gold ein schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz), einen Schild der von Finsterlohe mit einer rot-silbernen Stufe und dann den Schild der von Schweigern (von Schwaigern), in Blau ein silberner Schwanenhals mit Rückenkamm. Ohne Abb. sind die Wappenschilde der von Berlichingen, der von Rosenberg, der Horneck von Hornberg, der von Oberstein, der von Erlenbach, der von Lichtenstein, der von Seckendorff und der von Wenkheim.

Details, links von der Sockelzone seitlich der Inschrift, rechts Kopf von Johann Gottfried von Aschhausen in vollem fürstbischöflichen Ornat. Man erkennt in der Vergrößerung den ungeheuren Detailreichtum und die vorzügliche bildhauerische Qualität des Epitaphs.

Zur Übersicht die Vorfahren des Fürstbischofs (nach Joh. Octavian Salver):

Eltern:
  • Gottfried von Aschhausen
  • Brigitta Zobel von Giebelstadt

Großeltern:

  • Johann Gottfried von Aschhausen
  • Apollonia von Ehrenberg
  • Hans Zobel von Giebelstadt
  • Apollonia von Bibra

Urgroßeltern:

  • Hans Georg von Aschhausen
  • Barbara von Rosenberg
  • Peter von Ehrenberg
  • Katharina von Oberstein
  • Stephan Zobel von Giebelstadt
  • Brigitta von Finsterlohe
  • Georg von Bibra
  • Margaretha von Schweigern
    Ururgroßeltern:
  • Hans von Aschhausen
  • Margarethe von Berlichingen
  • Hieronymus von Rosenberg
  • Magdalena von Frundsberg
  • Philipp von Ehrenberg
  • Gertraud Horneckin von Hornberg
  • Jeremias von Oberstein
  • Dorothea von Erlenbach
  • Heinrich Zobel von Giebelstadt
  • Euphrosina von Lichtenstein
  • Peter von Finsterlohe
  • Ursula von Thüngen
  • Hartung von Bibra
  • Margareth von Seckendorff
  • Wilhelm von Schweigern
  • Margareth von Wenkheim

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:

Rudolf II. von Scherenberg 1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg 1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Johann Philipp von Schönborn (desgl. Erzbischof von Mainz) 1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach 1673-1675
Peter Philipp von Dernbach (desgl. Bischof von Bamberg) 1675-1683
Konrad Wilhelm von Wernau 1683-1684
Johann Gottfried von Guttenberg 1684-1698
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1699-1719
Johann Philipp Franz von Schönborn 1719-1724
Christoph Franz von Hutten 1724-1729
Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg) 1729-1746
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1749-1754
Adam Friedrich von Seinsheim (dsgl. Bischof von Bamberg) 1755-1779

Literatur und Links:
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_I._von_Aschhausen
Theodor Henner,  Johann Gottfried I. von Aschhausen, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 451–453. Online:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_Gottfried
Alfred Wendehorst, Johann Gottfried v. Aschhausen, in: Neue Deutsche Biographie. Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 467 f. Online:
http://www.deutsche-biographie.de/xsfz70258.html
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 550-551
Peter Fleck: Die Niederadelsfamilie von Erlenbach - Versuch einer Genealogie, geringfügig überarbeitet und ergänzt von Theodor Stolzenberg, Bad Vilbel 2001, ergänzt Friedberg 2007, pdf Breuberg 2017, Download über die Webseite des Breuberg-Bundes:
https://breuberg-bund.jimdo.com/quellen-forschungen-erörterungen/ - pdf: https://breuberg-bund.jimdo.com/app/download/14725483022/FLECK+-+Niederadelsfamilie+Erlenbach.pdf S. 21.

Dom, Konrad von Thüngen - Dom, Konrad von Bibra - Dom, Melchior Zobel von Giebelstadt - Dom, Friedrich von Wirsberg - Dom, Julius Echter von Mespelbrunn - Dom, Philipp Adolf von Ehrenberg - Dom, Christoph Franz von Hutten - Dom, Franz Ludwig von Erthal - Dom, Karl Georg von Fechenbach

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