Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 436
Bad Homburg vor der Höhe - Hessische Residenz

Das Schloß in Bad Homburg vor der Höhe
Königsflügel, Gartenfront nach Südosten

Geschichte der Landgrafen, Teil 4:
8. Landgraf Friedrich VI. Joseph Ludwig Carl August von Hessen-Homburg, geb. am 30.7.1769 in Homburg v. d. Höhe, gest. am 2.4.1829 in Homburg v. d. Höhe, regierte 1820 – 1829. Sohn des 7. Landgrafen.

Dieser Landgraf wurde zwar im Sinne seines gebildeten Vaters humanistisch erzogen, führte aber die Militärinteressen der vorherigen Landgrafen fort. Er trat nach einem Studium in Genf in die österreichische Armee ein, fing als Hauptmann der Infanterie an und diente sich später bis zum General der Kavallerie hoch. Er nahm an den Türkenkriegen teil, wobei ihm sein kühner Sturm an der Spitze der Toskana-Husaren in Kalafat das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens und die Beförderung zum Major einbrachte. Im ersten Koalitionskrieg in Bayern nimmt er als Oberstleutnant teil, 1797 wird er Generalmajor und 1800 Feldmarschall-Leutnant; die Napoleonischen Kriege boten reichliche Gelegenheit zur militärischen Bewährung. Als General der Kavallerie nahm er an der Völkerschlacht von Leipzig teil, wurde dort schwer verwundet, 1814 nahm er Dijon und Lyon ein und wurde Oberbefehlshaber der Südarmee, schied erst 1819 aus österreichischen Diensten aus.

Unter diesem Landgrafen wurde das Homburger Schloß erheblich erweitert, die vorhandenen Trakte wurden saniert, der Englische Flügel mit dem wunderbaren Blick über das Land wurde errichtet.

Das Wappen des Landgrafen Friedrich VI.
Im einzelnen ist das Wappen aus neun Komponenten zusammengesetzt: Herzschild, Hauptschild gespalten und dreimal geteilt:

Zu Hanau sei angemerkt: 1486 verkauft Gottfried X. von Eppstein, in dessen Besitz Homburg früher war, die Herrschaft an die Grafen von Hanau. Anfang des 16. Jh. verloren diese Homburg wiederum an die Landgrafschaft Hessen. Als diese mit dem Tod des Landgrafen Philipp I. aufgeteilt wurde, fielen Burg, Amt und Stadt Homburg an Hessen-Darmstadt, danach wiederum 1622 an die Nebenlinie Hessen-Homburg. Ironie der Geschichte, daß jetzt die Aufteilung der Erbmasse der einstigen Besitzer, der Grafen von Hanau, dazu führt, daß Hanau jetzt im Wappen der Homburger geführt wird.

Das Wappen von seiner Frau, Elisabeth, der Tochter des Königs Georg III von Großbritannien
Der Hauptschild ist geviert:

Blick auf die Fassade des Königsflügels mit den beiden nebeneinander eingemauerten Wappensteinen.

Im 17. Jahrhundert wurde im Osten des Schlosses ein Parterre mit einem formalen Garten im Stile des Barocks angelegt. 1770 wandelte sich der Geschmack wieder, und große Teile davon wurden in einen Landschaftgarten nach dem Vorbild englischer Parks umgestaltet, ebenso die tiefergelegenen Parkanlagen und Teiche; Hofgärtner Johann Adam Wittmann war dafür verantwortlich. Im 19. Jh. vereinfachte man diesen Park weiter und pflanzte bevorzugt exotische Bäume, im Bild die gigantischen Libanon-Zedern vor der Ostfront des Schlosses, die mittlerweile über 187 Jahre alt sind, denn die Landgräfin Elisabeth, deren Wappen wir oben diskutiert haben, bezog sie im Jahre 1820 aus den Kew Gardens in ihrer Heimat. Ab 1870 unter preußischer Regie wurden im Nordteil wieder regelmäßige Beete angelegt.

Geschichte der Landgrafen, Teil 5:
9. Landgraf Ludwig „Louis“ Wilhelm von Hessen-Homburg, geb. am 29.8.1770 in Homburg v. d. Höhe, gest. am 19.1.1839 in Luxemburg, regierte 1829 – 1839. Sohn des 7. Landgrafen und Bruder des 8. Landgrafen.

Ludwig machte nach Studien in Genf wieder eine typische Militärkarriere. Er nahm Heeresdienste in Preußen an. 1793 sieht man ihn auf einem Kriegszug in Rheinland-Pfalz, wofür er 1798 zum Major befördert wird, später Aufstieg zum Oberstleutnant. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt gerät er in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung daraus steigt er weiter auf zum Generalmajor der preußischen Infanterie in Königsberg, ab 1810 in Berlin. Teilnahme an der Völkerschlacht bei Leipzig, Verwundung. 1813 Generalleutnant. Oberkommandierender des Reservecorps. Nach dem Zweiten Pariser Frieden wurde er Gouverneur von Luxemburg. Bei soviel Militär kümmerte er sich kaum um Frau und Heimat. Seine Ehe wurde 1805 geschieden. Die Regierungsgeschäfte in Homburg leitete Karl von Ibell. Ludwigs Name lebt fort in der Landgraf-Ludwig-Schule in Homburg, der ersten koedukativen Schule, 1831 eingeweiht.

10. Landgraf Philipp August Friedrich von Hessen-Homburg, geb. am 11.3.1779 in Homburg v. d. Höhe, gest. am 15.1.1846 in Homburg v. d. Höhe, regierte 1839 – 1846. Sohn des 7. Landgrafen und Bruder des 8. und 9. Landgrafen.

Philipp konnte die Erbfolge antreten, weil sein Bruder, der 9. Landgraf, keine Nachkommen hatte. Auch Philipp entschied sich für eine Militärlaufbahn. 1794 war er Hauptmann der Brigade „Hessen-Darmstadt“ und geriet in französische Gefangenschaft, woraus er nach 10 Monaten ausgelöst wurde. 1796 sieht man ihn in österreichischen Kriegsdiensten. Die Beförderung zum Generalmajor ehrte seine Leistung bei der Schlacht bei Aspern. Kurzfristig wurde er Gouverneur des Großherzogtums Frankfurt, 1821 Gouverneur von Neapel, 1825 kommandierender General in Graz. Ein witziges Zwischenspiel: Frankreich verhinderte, daß er 1829 König von Griechenland wurde, Großbritannien und Rußland waren dafür. So wurde es Prinz Otto von Bayern. 1840 Gouverneur der Bundesfestung Mainz. 1848 Feldmarschall. Damit erreichte er den höchsten militärischen Rang, den je ein Familienmitglied innehatte. Sein Bruder Gustav regelte die Amtsgeschäfte in Homburg für ihn.

Unter den Landgrafen Ludwig und Philipp wurden, wobei die Landgrafenwitwe Elisabeth durchaus organisatorische und auch finanzielle Triebkraft war, größere Umbaumaßnahmen am Schloß durchgeführt. Die Plänen dafür schuf Georg Moller. Die Maßnahmen umfaßten z. B. 1835-40 die Aufstockung der Flügel und Neubedachung, die Erhöhung des Eckpavillons, die Einrichtung des Speisesaals, die Verlegung und Erneuerung des Treppenhauses im Jahre 1836, Einbau des Vestibüls im Königsflügel, 1844 schließlich die Anlegung der Terrasse.

Position der beschriebenen Wappen:

Literatur:
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Olaf Vieweg, Die Entwicklung des hessischen Wappens bis zur französischen Revolution, Karfunkel 40, ISSN 0944-2677, Juni/Juli 2002, S. 61-62
Siebmacher's Wappenbücher, Fürsten M 1.3.1. 1. Band, 3. Abt. Hoher Adel, 1. Reihe, die mediatisierten Fürstengeschlechter in Deutschland
Siebmacher's Wappenbücher, Souveräne 1.1.1. Hessen
Christian Metz: Schloß Homburg vor der Höhe, Staatliche Schlösser und Gärten Hessens, Broschüre 23, 1. Auflage 2006, ISBN 3-7954-1702-3
Hessische Kunstdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?gg=167954303&obj=8328&session=913&event=Query.Details

Homburg, Bad Homburg vor der Höhe: Schloß, oberes Tor innen - Schloß, unteres Tor - Oberes Tor außen - Hirschgangflügel, NW-Ecke - Königsflügel, Mitte NW-Seite - Königsflügel, Mitte SO-Seite - Königsflügel, Ecke NW-Seite

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