Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 502
Schloß Thurnau in Thurnau (Oberfranken)

Schloß Thurnau - Teil (7): Wappen an der äußeren Zwingermauer:

An der äußeren Zwingermauer zur Marktstraße hin haben wir ein zweites Allianzwappen aus drei Einzelwappen. Etwas Faszinierendes, weil sonst Allianzwappen in der Regel aus zwei Einzelwappen bestehen, und wenn mal drei nebeneinander abgebildet werden, handelt es sich meist um einen Mann, der nacheinander zwei Ehefrauen geheiratet hat. Hier zeigt das Dreier-Allianzwappen alle drei für Thurnau bedeutsamen Geschlechter: Giech, Förtsch, Künsberg. Im Grunde handelt es sich aber um vier Personen, wobei die beiden Frauen (Schwestern) durch das eine Wappen ihres gemeinsamen Vaters in der Mitte repräsentiert werden, verheiratet einmal mit Künsberg und einmal mit Giech. Interessant ist, daß die beiden Dreier-Wappen nur in dem Teil des Schlosses zu finden sind, der auch von den Künsberg mitbewohnt wurde, während das "Reich" der Giech rings um den oberen Hof keine Künsberg-Heraldik zeigt.

Die Zusammensetzung der drei Wappen und die darunter befindliche Inschrift sind wörtlich identisch mit der von Wappen Nr. 3 im kleinen Hof, dem unteren Schloßhof. Die Inschrift unter dem Wappen, beginnend mit "Thurnaw bin ich genannt..." nennt das Jahr 1565 als Beginn der gemeinsamen Herrschaft beider Familien, "als man zelt tausendfunfhundert iar im fünfundsechzigsten zwar", der freundschaftlichen gemeinsamen Verwaltung des Besitzes Thurnau von "Hans friederich von kindsberg zu wernstein und seine freunde in gemein zu buchau hans georg von giech". Die Zeile "ums viergelts erkauffet mich / dem stifft bamberg heimgefallen" erinnert an die ziemlich verzwickte rechtliche Situation beim Übergang des Besitzes an die Familien Giech und Künsberg und die Betrachtung als heimgefallenes Lehen.

Der Stein ist leider beschädigt und nicht so gut erhalten wie der im unteren Schloßhof. Sowohl eine Bärentatze beim mittleren Wappen (nur ein Teil der Klauen ist als Rest zu sehen) als auch ein Horn beim heraldisch rechten Wappen sind abgebrochen. Auch die unter den drei Wappen befindliche Inschrift ist schlechter erhalten als ihr Ebenbild im Hof. Insgesamt sind hier nebeneinander abgebildet:

Abb.: Blick auf die wappengeschmückte Zwingermauer zur Marktstraße hin. Links im Bild der mittlere Turm von dreien. Im Hintergrund ragt mit einer Ecke der Kemenatenbau ins Bild.

Literatur und Quellen:
Schloßgeschichte: http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Heimatpf/Schloss-Geschichte.htm
Thurnau:
http://www.thurnau.de/
Thurnau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thurnau
Schloß Thurnau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Thurnau
Lebschée:
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Heimatpf/Thurnau-Lebschee.htm
FIMT:
http://www.fimt.uni-bayreuth.de/de/about_us/schloss_thurnau/index.html
Giech:
http://de.wikipedia.org/wiki/Giech_(Adelsgeschlecht)
Förtsch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Förtsch_von_Thurnau
Künsberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Künsberg
Uta von Pezold, Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert; Plassenburg, Band 27, Kulmbach 1968
Thurnau 1239-1989, Festschrift, herausgegeben 1989 anläßlich der 850-Jahrfeier des Marktes Thurnau
Uta von Pezold, Thurnau, ein kleiner Führer durch seine Geschichte, Thurnau 1987
Siebmachers Wappenbücher
Genealogien:
http://worldroots.com
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Ein herzliches Dankeschön an Frau Uta von Pezold für wertvolle Hinweise

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