Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 734
Barockstadt Fulda

Fulda: Stadtschloß, nordöstlicher Hof (Theaterhof)

Hier befinden wir uns im dritten Hof des Stadtschlosses, blicken auf die Rückseite der niedrigeren Bebauung der zentralen Vierflügelanlage. Dieser Hof hat schon eine parkartige Atmosphäre durch den Brunnen und die Blumenrabatten, und rechterhand öffnet er sich auch zum Schloßpark, denn er ist nur auf drei Seiten bebaut. Der dritte Flügel um diesen Hof (nicht im Bild) ist der Querriegel des Schloßtheaters, welches diese Zweckbestimmung aber erst sekundär erhielt, denn erbaut wurde das Gebäude als fürstliche Winterreithalle. Dieser Hof hat zwei Wappen, eines über der im Bild sichtbaren Tür und eines auf der Brunnenschale.

Das Wappen über dem Eingang ist dasjenige des Fuldaer Fürstabtes Konstantin von Buttlar (1714-1726) und geviert: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes, durchgehendes Kreuz (Hochstift Fulda), Feld 2 und 3: in Rot eine silberne Butte mit goldenen Reifen und links zwei goldenen Tragbändern (Stammwappen der von Buttlar).

Über dem Wappen stehen drei Helme: Helm 1 (Mitte): auf einem roten Kissen mit Quasten in einer Laubkrone ein stehendes schwarzes Kreuz (Hochstift Fulda), Helm 2 (rechts): gekrönt, eine reich verzierte Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen. Hier sind keine Feinstrukturen erkennbar, doch auf einer gemalten Darstellung im Schloß ist jedes Fähnchen gespalten, vorne in Rot ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt (Fürstabtei Fulda). Im Siebmacher (Bistümer) werden die Fahnentücher abweichend als mit einem schwarzen Kreuz in Silber belegt beschrieben. Helm 3 (links): gekrönt, ein Jagdhorn mit geschlungenem Band, dessen Mundloch mit Straußenfedern besteckt ist (Stammkleinod der von Buttlar). Die Helmdecken des Stammwappens sind rot-silbern. Hinter dem Schild stecken links das Schwert und rechts der Krummstab. Das Wappen ist in einem muschelartig geformten und -gerippten Hintergrund eingelassen, wobei die Muschel dem Türsturz aufliegt.

Das Wappen ist auf einem kleinen, gebogenen Schriftband datiert auf 1716 und mit den Abkürzungen C(ONSTANTINUS) P(RINCEPS) ET A(BBAS) F(ULDENSIS) = "Konstantin, Fürst und Abt von Fulda" versehen.

Zentrale Wappenkartusche in einem anderen Licht, damit man die Feinstruktur besser erkennen kann. Insbesondere die Befestigung der Tragriemen an den Butten vermittels Ringen ist hier sehr fein herausgearbeitet.

Abb. oben: Details mit den drei Kleinoden. Abb. unten: Einzigartig ist die Gestaltung der beiden seitlichen Bereiche: Als "Schildhalter" der besonderen Art fungieren zwei rechts und links hinter dem Schild hervorkommende galoppierende Pferde-Vorderteile, passend zu der Funktion des dahinter liegenden Gebäudes, denn das war der Marstall mit den Pferdeställen und den Remisen.

 

Das zweite Wappen ist dagegen etwas versteckter und zwischen den Ornamenten der Brunnenschale verborgen. in der Gesamtansicht erkennt man es an der rechten Seite der Schale am Übergang zum Halbschatten. Es ist auf 1696 datiert. Die Konturen sind im Detail etwas verwittert und schwer zu erkennen. Diese Brunnenschale war Teil der ersten Gartengestaltung unter Placidus von Droste, ehe ünter den späteren Fürstäbten und Fürstbischöfen das Konzept geändert wurde..

Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Placidus von Droste (reg. 16781700) ist geviert und wie folgt tingiert: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda), Feld 2 und 3: im doppelten Gegenstufenschnitt von Gold und Rot schrägrechts geteilt (Stammwappen Droste von Erwitte). Helme und Kleinode fehlen, der Schild wird von einer Krone bedeckt, und hinter ihm sind Pedum (rechts) und Schwert (links) schräggekreuzt.

Bei genauem Hinsehen kann man den doppelten, schrägrechten Gegenstufenschnitt erkennen, in Feld 3 besser als in Feld 2. Placidus von Droste war der Amtsvorgänger des größten aller Bauherren von Fulda, Adalbert von Schleifras, der dann die letztendliche umfassende Barockisierung des Stadtschlosses einleitete und einer der größten Bauäbte der Fuldaer Geschichte wurde. Placidus von Droste war in seinen Baumaßnahmen erheblich zurückhaltender und wirtschaftlich sparsamer.

Position der beschriebenen Wappen am Stadtschloß Fulda

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und 1602-1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof 
Heinrich VIII. von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof 
Adalbert III. von Harstall, (1789-1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7

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