Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 742
Barockstadt Fulda

Fulda: Domdechanei

Südwestlich des Domes befindet sich die barocke Domdechanei, bis zur Säkularisierung 1803 das Palais des Domdechanten, in den Jahren 1702-1704 erbaut unter Bonifatius von Buseck (1628-1707) nach Plänen des Baumeisters Antonius Peyer (1673-1704). Er war ein Franziskaner und stammt aus Tirol. Die Domdechanei gehört zu den Verwaltungsbauten des Stiftes Fulda. Wegen der künstlerischen Qualität seiner Architektur ragt sie unter den anderen Verwaltungsbauten des Klosters hervor. Erwähnenswert ist die Gliederung der Fassaden durch Kolossalpilaster und die Bekrönung der östlichen Stirnwand mit einem Volutengiebel. Heute ist in diesen Räumen das Dommuseum untergebracht.

Blick von Süden auf die Fassade des West-Ost-Flügels

Das Gebäude besteht aus zwei Fügeln, einer erstreckt sich von Norden nach Süden, der andere von Westen nach Osten, so daß sich der Winkelbau nach Südosten öffnet und einem kleinen Platz Raum gibt. Zwischen dem Ostgiebel und dem Dom liegt der idyllische kleine Barockgarten der Domdechanei. Das Gebäude besitzt drei Wappendarstellungen, alle inhaltlich gleich:

Haupteingang in der Südfassade des West-Ost-Flügels mit Segmentbogengiebel, Jahreszahl (1702) und Buseck-Wappen

Das Wappen der Familie von Buseck zeigt in Gold einen rot gezungten, schwarzen Widderkopf, die Hörner typischerweise golden. Die Hörner können farblich variieren, es werden auch rote oder schwarze Hörner beschrieben. Die Helmzier ist ein roter Flug, der beiderseits mit einem in drei Reihen geschachten Balken und darüber von einem dreilätzigen Turnierkragen belegt ist, wovon mehrere Farbvariationen beschrieben werden (typischerweise ist der Balken schwarz-silbern geschacht und der Turnierkragen golden), dazwischen Kopf und Hals eines schwarzen Widders, Hörner können schwarz, rot oder golden sein. Helmdecken schwarz-golden. Anm.: Der Flug der Helmzier ist Zeichen der älteren, katholischen Linie von Buseck oder von Buseck zu Alten-Buseck; die jüngeren Linien führen nur den Widderrumpf als Helmzier.

Buseck-Wappen im Segmentbogengiebel des Haupteinganges in der Südfassade des West-Ost-Flügels

Das Wappen ist nicht zu verwechseln mit dem des Amand von Buseck (1737–1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752. Es handelt sich hier um das reine Familienwappen der von Buseck, hier vertreten durch den Dekan Bonifatius (Bonifaz) von Buseck (1628-1707), der Großonkel des späteren Fürstbischofs. In der Tat hatte aber die Familie von Buseck viele wichtige kirchliche Ämter in engster Verwandtschaft inne: Der Bruder des hier erwähnten Bonifatius von Buseck war Conrad Philipp von Buseck (1632-1673), der Begründer des Eppelborner Zweiges der von Buseck, vermählt mit Maria Margaretha von Löwenstein zu Randeck. Deren Sohn Philipp Franz Edmund von Buseck war vermälht mit Maria Antonia Amalia von Fechenbach. Deren einer Sohn war wiederum der Fürstabt und Fürstbischof Amand von Buseck (1685-1756), deren anderer Sohn Johann Christoph von Buseck (1687-1759) war Deutschordenskomtur auf Burg/Schloß Horneck, ein Wappen von ihm können wir an der ehemaligen Bannwirtschaft des Deutschen Ordens in Gundelsheim sehen, ein weiteres befindet sich in der Kirche St. Remigius in Dahenfeld. Beide waren also Großneffen des Bonifatius von Buseck. Christoph Franz von Buseck (1724-1805), der Neffe des Fürstbischofs Amand von Buseck, war der letzte Fürstbischof von Bamberg (1795-1805) vor der Säkularisierung.

Blick von Südwesten auf die Domdechanei. Die Fassaden sind durch Kolossalpilaster gegliedert. Die durch diese zu 3-4 Achsen zusammengefaßten Fenster haben abwechselnd runde Segmentbogengiebel und Dreiecksgiebel. Im linken Flügel ist das Buseck-Wappen in der dritten vollständigen Fensterachse von links zwischen beiden Stockwerken zu erkennen.

Die Freiherren von Buseck sind ein Uradelsgeschlecht aus dem Lahntal und gehörten zur althessischen Ritterschaft. Als erste Vertreter werden Siboldus und Themarus de Buchsecke urkundlich im Jahr 1152 erwähnt. Die Familie besaß als Ganerbschaft das sog. Busecker Tal bei Gießen mit neun Ortschaften (Altenbuseck, Großenbuseck, Rödgen, Reiskirchen, Oppenrod, Albach, Beuern, Bersrod, Burkartsfelden). Die Familie stellte Burgmannen in Gießen und auf dem Gleiberg. Die Familiengeschichte wird geprägt von Auseinandersetzungen um die Oberhoheit der Landgrafen von Hessen, die 1398 von König Wenzel mit dem Busecker Tal belehnt wurde, was er jedoch später widerrief, Quelle endloser Streitigkeiten. Erst mußten die von Buseck die Lehnshoheit anerkennen, erhielten aber 1561 die Reichsunmittelbarkeit vom Kaiser bestätigt, kamen aber 1725 wieder unter hessische Oberhoheit. Auch am Rhein hatte die Familie Besitzungen. Die Familie hat verschiedene Zweige:

Buseck-Wappen an der östlichen Wand zwischen 1. und 2. Geschoß des sich in Nord-Süd-Richtung erstreckenden Flügels, auf 1704 datiert.

Doch zurück zu Bonifatius von Buseck (20.3.1628-21.3.1707): Er wurde in Rödgen geboren als Johann Burkhard von Buseck, Sohn von Johann Ottmar von Buseck, Oberschultheiß in Fulda, und von Maria Magdalena von Rodenhausen. Er nahm später den Ordensnamen Bonifatius von Buseck an. 1642 kam er nach Fulda, 1644 schwor er im Kapitel des Stiftes Fulda auf. 1645 legte er die Ordensgelübde des Benediktinerordens ab. 1651 empfing er die Priesterweihe und wurde Kapitular der Stiftskirche. Von 1656 bis 1700 war er Propst in Johannesberg bei Fulda. Er hatte auch die Propsteien von Michaelsberg (seit 1653) und Neuenberg (ab 1701) inne. Ferner war er Geheimer Ratspräsident der Fürstabtei, Geheimer Rat und Statthalter und später Dekan des Hochstiftes Fulda.

Blick auf den Volutengiebel an der Ostseite des West-Ost-Flügels zum Garten hin mit vier Kolossalpilastern, die die drei Fensterachsen einrahmen. Hoch oben im dreieckigen Abschluß des Giebels das Buseck-Wappen.

Buseck-Wappen ganz oben im Volutengiebel an der Ostseite des West-Ost-Flügels zum Garten hin

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7
Erwin Sturm, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Fulda, Fulda 1984
http://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/kunst_musik/kunst/dommuseum/dommuseum_start.php
http://museen-in-hessen.de/museum/?id=27
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4

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