Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 755
Blomberg (Lippe)

Blomberg: Klosterkirche, Tumba (Teil 2)

Die liegend dargestellten Figuren zeigen das Stifterehepaar in voller Größe, beide betend mit zusammengelegten Händen. Die Details sind liebevoll ausgeführt. Unter dem linken Arm hat der Ehemann Bernhard VII ein Langschwert mit detailreichen Ornamenten. Auch andere Details sind mit großer Feinheit herausgearbeitet, z. B. das Gewand Annas oder ihre Halskette mit einem Anhänger, auf dem der Hl. Eustachius vor einem Hirsch kniet. Die Kissen, auf denen die beiden Häupter ruhen, sind ebenfalls fein gezeichnet.

Die Tumba hat eine rings umlaufende Inschrift, die von 16 kleinen Wappenschilden unterbrochen wird. Je fünf befinden sich an den Längsseiten, weitere drei sind an jeder Schmalseite zu finden. Welche Wappen sind dies? 16 Wappenschilde können eine einzelne 16er-Ahnenprobe des Ehemannes oder eine doppelte Ahnenprobe beider Ehepartner sein. Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf die Genealogie des Paares:

Das Paar:

Die Abstammung des Ehemannes, Bernhard VII. Herr zur Lippe (1429 - 1511):

Die Abstammung der Ehefrau, Anna v. Holstein (ca.1435 - 23.9.1495):

Beim Vergleich der Wappenschilde mit den Namen wird deutlich, daß es sich um eine 16er-Ahnenprobe des Ehemannes handelt, denn zum einen tauchen Wappenschilde auf, die nur dem Zeithorizont der Ururgroßeltern zuzuordnen sind wie von der Mark oder Sachsen, und zum andern fehlen wichtige Schilde, die in der Ebene der Urgroßeltern der Frau wären, wenn es eine doppelte Ahnenprobe wäre. Weiterhin wird deutlich, wie verzweigt die hochadeligen Häuser damals waren und auch wie stark untereinander "vernetzt": Auf der Ebene der Ururgroßeltern tauchen 4x die Herzöge von Braunschweig auf, vier Ahnen sind für beide Ehepartner gleich. Die 16 Wappen sind ohne Plan rings um die beiden Liegefiguren herum angeordnet, Ehepartner werden nicht nebeneinander oder in besonders geordneten Zusammenhang gestellt.

Diese beiden Schilde stehen für Lippe, Schild links: in Silber eine rote Rose mit goldenem Samen, und von der Mark, Schild rechts: in Gold ein in drei Reihen silbern-rot geschachter Balken. Dazu lassen sich Otto Herr zur Lippe (- 12.11.1360) und seine Frau Irmgard von der Mark zuordnen.

Zwei weitere Schilde stehen für Hoya, Schild links: in Gold zwei aufgerichtete und nach außen gewendete schwarze Bärentatzen mit roter Bewehrung, an der Basis miteinander verbunden, und Sachsen, Schild rechts: von schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz. Dazu passen Johann II. Graf v. Hoya (ca.1310 - 27.12.1377) und seine Frau Helene v. Sachsen-Lauenburg (ca. 1320 - nach 1349 / 1354).

Dieser Schild (linke Abb.) steht für Jülich-Berg-Ravensberg, der Schild ist geviert aus Jülich in Feld 1 und 4, in Gold ein schwarzer Löwe, und Berg in Feld 2 und 3, in Silber ein roter Löwe, gold bewehrt, blau gekrönt, doppelschwänzig, mit Herzschild Ravensberg, in Silber drei rote Sparren (die Grafschaft Ravensberg war ab 1346 mit Berg, ab 1437 mit Jülich-Berg und ab 1511 mit Kleve verbunden). Dazu paßt Wilhelm VII. Herzog v. Jülich-Berg (- 25.6.1408). Seine Frau war Anna Pfalzgräfin bei Rhein (1346-22.4.1408).

Mit dem nächsten Schild (Abb. oben rechts) gehen wir ins Lothringisch-Saarländische: Johann III. Graf v. Saarwerden (vor 1344 - 1370 / vor 1375) führt folgenden Schild: in Schwarz ein rotbewehrter, silberner Doppeladler. Er war vermählt mit Clara v. Vinstingen-Brackenkopf (vor 1338 - nach 1365), welche in Blau einen silbernen Balken führte.

Unter den Urgroßeltern finden sich gleich drei Mitglieder des Hauses Braunschweig: Ernst I. Herzog v. Braunschweig-Salzderhelden (-11.3.1361), Magnus II. Herzog v. Braunschweig-Lüneburg (ca. 1328 - 1373) und Ernst I. Herzog v. Braunschweig-Göttingen (1305 - ca. 1366/7). Entsprechend finden wir drei gleich aufgebaute Wappen. Das Braunschweiger Wappen ist gespalten: Vorne Lüneburg, hinten Braunschweig, vorne golden, bestreut mit roten Herzen (nicht zu erkennen), darin ein blauer Löwe, rotbewehrt und rotgezungt, hinten in Rot zwei goldene schreitende Löwen (eigentl. Leoparden) übereinander. Häufiger findet man eine gevierte Anordnung. Ein Löwe findet sich noch einmal separat, wobei das Feld mit Herzen bestreut ist.

Zwei Schilde mit alleinstehenden Löwen gibt es, einer einschwänzig, der andere doppelschwänzig. Die letzten vier Wappen zeigen in gespaltenem Schild vorne einen Balken, hinten drei Leoparden übereinander, 3 (2:1) Adler und einen gekrönten Ochsenkopf, das letzte Wappen einen Balken. Die Zuordnung der letzten Schilde ist nicht ohne offene Fragen. Insbesondere wäre die Frage interessant, woher der Mecklenburger Wappenschild kommt. Der Wappenschild mit dem Balken könnte für Vinstingen stehen (in Blau ein silberner Balken). Es muß angenommen werden, daß die abgebildeten Schilde demnach nicht streng die 16 Ahnen auf der Ebene der Ururgroßeltern abbilden, sondern einfach bedeutende Geschlechter in der Reihe der Vorfahren. So kommt man auch zu den Geschlechtern Mecklenburg (Vorfahren aus der Familie von Holstein) und Leiningen (in Blau 3(2:1) silberne Adler, Vorfahren in der Familie Saarwerden) u.v.a.m.

Kinder von Bernhard VII. Herr zur Lippe (1429 - 1511) und Anna v. Holstein (ca.1435 - 23.9.1495):

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Klosterkirche Blomberg, Geschichte:
http://www.blombergref.de/klkirche.htm
Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Blomberg:
http://www.blombergref.de/
http://www.nhv-ahnenforschung.de/Bernhard/bernhard.htm
http://www.nhv-ahnenforschung.de/Bernhard/LippezurBernhardVIIBellicosus/html/frames.htm

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis der Ev. ref. Kirchengemeinde Blomberg vom 13.12.2007, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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