Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 926
Großheubach am Main (Unterfranken)

Großheubach am Main: Historisches Rathaus

Großheubach am Main war einst Besitz der Schenken von Klingenberg (vgl. Nachbarort im Nordwesten, Ende des 12. Jh.), der Herren von Bickenbach (um 1270) und des Deutschen Ordens (ab 1291). 1483 kommt Großheubach an das Hochstift Mainz, in dessen Besitz es bis 1803 verbleibt. Das historische Rathaus, ein rot-weiß gestrichener Fachwerkbau auf einem Erdgeschoß aus Bruchsandstein mit Erker auf der Längs- und polygonalem Treppenturm an der westlichen Giebelseite, entstand 1611-1612 durch den Baumeister Otto Oswald Heppeler. 1816 kam Großheubach an Bayern.

Das wappengeschmückte Hauptportal befindet sich auf der südlichen Längsseite, rechts im Bild hinter dem Fachwerkerker. Die Inschrift zwischen beiden Wappenreliefs lautet: "IOHAN SCHWEICKHARD VON GOTTES GNADEN ERZBISCHOF ZV MAINZ VND CHVRFVRST ANNO 1611 CASPAR HER ZV ELTZ CHVRFVERSTLICHER MENTZISCHER GROS HOFMEISTER ROT VND AMBTMAN ZV PRODSELDEN ANNO 1611".

Wir haben hier also die beiden Wappen des Mainzer Kurfürsten und Fürsterzbischofs Johann Schweikhard von Cronberg (1604-1626) zur optisch Linken und das des Mainzer Großhofmeisters, kurfürstlichen Rats und Amtmann zu Prozelten, Caspar von Eltz. Das alte Rathaus war der Sitz des Unteramtmannes für das Amt Prozelten. Das Erdgeschoß wurde als Markthalle und Gefängnis genutzt. Phototip: Die Fassade mit den Wappen ist nach SSO ausgerichtet, also ist Vormittagslicht am besten.

Das Cronberg-Wappen (Kronenstamm)
Johannes Schweikhard von Cronberg, 1604-1626 Erzbischof von Mainz und Kurfürst, hat einen aus dem Mainzer Rad und dem Cronberger Kronenstamm-Stammwappen gevierten Schild. Dabei benutzt er meist ein Mainzer Rad mit 8 Speichen, obwohl das Mainzer Rad eigentlich - und in neuerer Zeit wieder - sechs Speichen hat. Das Wappen hier am Rathaus hat abweichend vom sonstigen Bild die Krone in verschiedenen Feldern, vermutlich aus rein künstlerischen Gründen, weil unter dem Schulterblech des mittleren Helmes der Platz sterk eingeschränkt gewesen wäre:

Geviert:

3 Helme bilden das Oberwappen:

Hinter dem Schild schräggekreuzt Schwert und Bischofsstab, senkrecht hinter der Inful ein Kreuz.

Das Eltz-Wappen
Caspar von Eltz, Großhofmeister in kurfürstlich mainzischen Diensten, Amtmann in Prozelten am Main, führt hier das Stammwappen Eltz:

Rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe. Helmzier ein mit Hermelin gestulpter roter Turnierhut, darauf ein goldener Löwe wachsend zwischen einem mit silbernen (auch als golden beschrieben), gestürzten Lindenblättern (Herzen) bestreuten roten Flug. Helmdecken rot-golden (resp. rot-silbern). Stammsitz der Familie ist Burg Eltz bei Münstermaifeld. Zuerst erscheint urkundlich ein Rudolfus de Eltz im Jahre 1157. Bereits im 13. Jh. spaltete sich die Familie in zwei Linien, die Linie Eltz-Kempenich und Eltz-Rübenach. Die Linie Eltz-Kempenich führt den Löwen golden und heißt daher auch Eltz vom goldenen Löwen. Die Linie Eltz-Rübenach führt den Löwen silbern (auch in der Helmzier). Seit 1575 besitzt die Familie das Erbmarschallamt im Bistum Trier. Am 19.6.1646 wurde dem uradeligen Geschlecht der alte Herrenstand vom Kaiser bestätigt. Am 4.11.1733 erhielt die Familie den Reichsgrafenstand. Am 19.12.1738 wurde ihr erlaubt, Namen und Wappen der Faust von Stromberg mit dem ihrigen zu vereinigen. Die anderen Linien erloschen, und es blieb nur die gräfliche Linie Eltz-Kempenich übrig, die sich in die Unterlinien Kempenich und Vukovar scheidet. Von der Linie zu Rübenach blieb nur ein freiherrlicher Zweig auf Schloß Wahn bei Köln.

Linke Abb.: Konsole unter dem Erker auf der Südsüdostseite. Rechte Abb.: Westsüdwestliche Giebelfassade mit Treppenturm.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
M. Müller-Hillebrand: Cronberg, Geschichte eines Rittergeschlechtes und seiner Burg, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt 1950, 3. Auflage 1984, ISBN 3-7829-0084-7
Jutta und Wolfgang Ronner: Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1980, ISBN 3-9800322-0-5
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3

Wolfgang Ronner, Kronberger Geschichtsblätter, hrsg. v. Verein für Geschichte und Heimatkunde Kronberg e.V., Heft 11: Über die Familie von Kronberg in Krieg und Frieden, 2002

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