Bernhard Peter
Wappen der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten

Die Geschichte der Wappen der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten - Teil (1): 1390-1504

Beim Bistum Mainz unterscheiden wir:

Bildbeispiel: Altstadt von Amorbach, links Stadthaus (Mainzer Kanzlei), 1475 AD. Abb. links Domkapitel (Variation), rechts Erzstift Mainz.

Zur Geschichte des Mainzer Rades: Siegfried von Eppstein führte auf seinen Münzen zwei nebeneinander stehende Räder. Unter Werner von Eppstein taucht erstmals in den Siegeln ein alleinstehendes Rad auf, mit 8 Speichen, es ist aber noch nicht in einen Schild gesetzt. Um 1340 zeigt die Züricher Wappenrolle auf einem Banner, nicht in einem Wappen, in Rot ein silbernes Kreuz, oben begleitet von zwei silbernen, sechsspeichigen Rädern. Heinrich III von Virneburg (1328-1346) ist es, der das Rad in der seitdem gebräuchlichen Form einführt, einzeln und in einen Wappenschild gesetzt, woran sich auch sein Nachfolger Gerlach von Nassau (1346-1371) hielt. Erst der nächste Erzbischof Johann Graf von Luxemburg (1371-1373) verwendete erstmals ein geviertes Wappen, wie es seitdem üblich war: Felder 1 und 4 Mainzer Erzstifts-Wappen, Felder 2 und 3 Familienwappen.

Beispiele für das Vorkommen des Wappens für das Domkapitel alleine:

Beispiele für das Vorkommen des Wappens für das Erzstift alleine:

Abb.: Wappen des Fürsterzbistums Mainz, der vier Erzämter und der Mainz unterstellten Bistümer, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1931.

Mainz, Fürsterzbistum: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Wagenrad. Traditionelle Darstellung mit den Insignien des Hochstifts, gestürztes Schwert und Krummstab hinter dem Schild schräggekreuzt. Dazu die vier Erzämter des Hochstifts Mainz: Erzmarschall = Landgrafen von Hessen (in Blau ein von Silber und Rot siebenmal geteilter, golden bewehrter und gekrönter Löwe, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken, zwei Büffelhörner, jedes außen besteckt mit je fünf Lindenzweigen bzw. Kleestengeln), Erzschenk = Grafen von Veldenz (in Silber ein blauer Löwe, auf dem Helm mit golden-roten Decken wachsend ein goldener Brackenrumpf mit roten Ohren und ebensolcher Zunge), Erztruchseß = Grafen von Nassau (in blauem und mit goldenen aufrechten Schindeln bestreutem Feld ein goldener Löwe, rot gezungt, rot bewehrt und ebenso gekrönt, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der goldene, rot bewehrte, gekrönte und gezungte Löwe sitzend zwischen mit den goldenen Schindeln bestreuten blauen Büffelhörnern), Erzkämmerer = Grafen von Rieneck (neunmal golden-rot geteilt, auf dem Helm mit silbern-roten Decken ein wachsender silberner Schwan mit erhobenen Flügeln). Den Rand bilden die dem Erzbistum Mainz unterstellten Bistümer Chur (in Silber ein schwarzer Steinbock, hier gewendet), Eichstätt (in Rot ein silberner Krummstab), Halberstadt (silbern-rot gespalten, hier gewendet), Paderborn (in Rot ein goldenes durchgehendes Kreuz), Straßburg (hier in Silber ein roter Schrägbalken, hier gewendet, ein grober Fehler, denn Straßburg führt in Rot einen silbernen Schrägbalken!), Worms (in Schwarz ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel, begleitet von goldenen Kreuzchen, hier gewendet, normalerweise sind das aber Schindeln!), Speyer (in Blau ein durchgehendes silbernes Kreuz), Konstanz (in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz), Augsburg (rot-silbern gespalten), Würzburg (in Blau eine rot-silbern gevierte schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft), Hildesheim (golden-rot gespalten) und Verden (in Silber ein schwarzes Nagelkreuz =) ein fußgespitztes Tatzenhochkreuz).


Gerlach von Nassau (1346/1353-1371)

Das Wappen ist geviert:

Abb.: Schlußstein im Chorgewölbe der kath. Pfarrkirche St. Martin in Lahnstein, Fehlfarben und eigenwillige Quadrierung in Form von 4 Schilden

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Johann von Luxemburg-Ligny (1371-1373)

Das Wappen ist geviert:


Ludwig von Meißen (1374-1381)

Das Wappen ist geviert:

 


Adolf I. von Nassau (1381-1390)

Das Wappen ist geviert:

 


Konrad II. von Weinsberg (1390-1396)

Eltern: Engelhard VII. Herr von Weinsberg (-20.12.1391), Reichserbkämmerer, Hedwig von Erbach-Erbach. Großeltern: Konrad IV. Herr von Weinsberg, Agnes von Hohenlohe-Brauneck (-23.5.1350), Konrad III. von Erbach-Erbach (-5.6.1363), Ida von Steinach.

Das Wappen ist geviert:

Alternativ werden zwei einzelne, zusammengestellte Wappen geführt.

Abb.: Lahnstein, Martinsburg

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Gottfried von Leiningen (1396-1397)

Eltern: Emich VI. Graf von Leiningen in Dagsburg und Hardenburg, Margaretha von Habsburg-Kiburg. Großeltern: Gottfried (Joffrid) Graf von Leiningen-Hardenburg, Mathilde Mechthild von Salm-Obersalm, Eberhard II. von Habsburg-Kiburg, Anastasia von Signau.

Das Wappen ist geviert:

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Johann II. von Nassau (1397-1419)

Eltern: Adolf I. Graf von Nassau-Wiesbaden-Idstein (1307-17.1.1370), Margaretha von Zollern Burggräfin von Nürnberg. Großeltern: Gerlach I. Graf von Nassau-Wiesbaden (-7.1.1361), Agnes von Hessen (-13.1.1332), Friedrich IV. von Zollern Burggraf von Nürnberg (-19.5.1332), Margarethe (oder Margareta) von Kärnten (-1348).

Das Wappen ist geviert:

Bildbeispiel: Miltenberg, Mainzer Tor. Es zeigt das Wappen eines der drei Erzbischöfe aus dem Hause Nassau. Welcher es genau ist, ist unsicher. Dieses Wappen könnte möglicherweise an die Umbauten unter Johann II von Nassau um 1400 erinnern.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Konrad III. von Dhaun (1419-1434)

Eltern: Johann II. Rhein- und Wildgraf vom Stein zu Dhaun (-1383), 1347 Belehnung mit den Pfälzischen Lehen des Wilgrafen durch den Pfalzgrafen bei Rhein, 1350 Ererbung der Wildgrafschaft Dhaun, 10.7.1382 in Frankfurt vom Kaiser zu Bannerherrn ernannt, Jutta von Leiningen. Großeltern: Johann I. Rheingraf vom Stein (-1333), Hedwig Wildgräfin von Dhaun und Grumbach, N.N., N.N.

Das Wappen des Erzbischofs ist wie folgt aufgebaut:

Bildbeispiel: Eltville, Pfarrkirche. Das Wappen wurde im 19. Jh. restauriert.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Dietrich Schenk von Erbach (1434-1459)

Eltern: Eberhard X. Erbschenk von Erbach (-1418), Maria von Bickenbach (-1397). Großeltern: Heinrich I. Schenk von Erbach (-16.2.1387), Anna von Erbach-Erbach (-29.11.1375), Dietrich I. von Bickenbach (-24.8.1403), Agnes von Isenburg-Büdingen.

Das Wappen des Erzbischofs ist wie folgt aufgebaut:

3 Helme zu hinter dem Schild aufrecht stehendem Vortragekreuz und hinter dem Schild gekreuzten Insignien Schwert und Krummstab:

Die Herrschaft Breuberg wird zwar zu diesem Zeitpunkt von den Grafen von Erbach schon in geviertem Schild geführt, auf dieses Symbol wird aber beim Bischofswappen verzichtet. Zu dieser Zeit war die Bereitschaft zu Komplexwappen noch gering, und wenn die wichtigere Komponente Mainz hereinkam, bekam diese die Felder 1 und 4 zugewiesen, die bisher wichtigste Komponente Erbach wird auf die Plätze 2 und 3 verschoben, und die unwichtigste Komponente, vorher auf den Plätzen 2 und 3, wird ganz aus dem Schild verdrängt. Dies entspricht dem Sinn für klare Gestaltung, der noch in der Spätgotik gegeben war. Zu späteren Zeiten sammelte man alles, was man an Feldern kriegen konnte und zergliederte die Schildfläche bis zur Unkenntlichkeit.

Abb. links: Stiftskirche Aschaffenburg, Grabmal des Erzbischofs. Abb. rechts: Kiedrich, Michaelskapelle.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:

Abb.: Variante mit achtspeichigen Rädern und fünfzackigen Sternen,
Burg Wildenberg im Odenwald, an der Quermauer zwischen Palas und Bergfried


Diether von Isenburg (1459-1461, erste Amtszeit)

Eltern: Diether I. Graf von Isenburg-Büdingen (-1461), zu Büdingen, Münzenberg und Dreieich, 30.8.1442 Reichsgraf, Elisabeth von Solms-Braunfels (-17.7.1451). Großeltern: Johann II. Graf von Isenburg-Büdingen (-1408), Margarete Gräfin von Katzenelnbogen (-17.1.1438), Otto I. Graf zu Solms-Braunfels, Agnes von Falkenstein und Münzenberg  (-1409).

Das Wappen ist geviert:

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Adolf II. von Nassau (1461-1475)

Eltern: Graf Adolf II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein (1386-26.7.1426), Margarete Markgräfin von Baden (25.1.1404-7.7.1442). Großeltern: Walram II. Graf von Nassau-Idstein, Berta von Westerburg (-24.12.1418), Bernhard I. Markgraf von Baden (1364-5.5.1431), Anna von Oettingen (-1442).

Das Wappen ist geviert:

Abb.: Amorbach im Odenwald, am Stadthaus (Mainzer Kanzlei)

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Diether von Isenburg (1475-1482, zweite Amtszeit)

Eltern: Diether I. Graf von Isenburg-Büdingen (-1461), zu Büdingen, Münzenberg und Dreieich, 30.8.1442 Reichsgraf, Elisabeth von Solms-Braunfels (-17.7.1451). Großeltern: Johann II. Graf von Isenburg-Büdingen (-1408), Margarete Gräfin von Katzenelnbogen (-17.1.1438), Otto I. Graf zu Solms-Braunfels, Agnes von Falkenstein und Münzenberg  (-1409).

Das Wappen ist geviert:

Bildbeispiel: Lorch am Rhein, Vorhalle der Pfarrkirche

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Adalbert III. von Sachsen (1482-1484) (Administrator)

Eltern: Ernst I. Kurfürst von Sachsen (24.3.1441-26.8.1486), Elisabeth von Bayern (2.2.1443-5.3.1484). Großeltern: Kurfürst Friedrich II. von Sachsen (22.8.1412-7.9.1464), Margarethe von Österreich (1416-12.2.1486), Albrecht III. Herzog von Bayern (27.3.1401-29.2.1460), gen. der Fromme, Anna von Braunschweig-Grubenhagen-Einbeck (-9.10.1474).

Das Wappen ist geviert:

Dazu wird ein Helm geführt, auf einem roten, hermelingestulpten Hut auf einem roten Kissen ein aufrecht stehendes, silbernes, sechsspeichiges Rad, Helmdecken rot-silbern, Erzstift Mainz.

Bildbeispiel: Amorbach, an der ehemaligen Kellerei

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Berthold von Henneberg (1484-1504)

Eltern: Georg Graf von Henneberg-Römhild (-25.7.1465), Johanna/Joanetta von Nassau-Weilburg-Saarbrücken (-1481). Großeltern: Friedrich I. Graf von Henneberg-Römhild (1367-24.9.1422), Elisabeth von Henneberg-Schleusingen (-14.11.1444), Philipp I. Graf von Nassau-Weilburg-Saarbrücken (1368-2.7.1429), Anna von Hohenlohe-Weikersheim (-11.10.1410).

Das Wappen des Mainzer Fürstbischofs Berthold von Henneberg (1484-1504) ist geviert:

Oberwappen:

Bildbeispiel: Schloß in Tauberbischofsheim

Daneben gibt es noch eine vereinfachte Version, geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein sechsspeichiges, silbernes Rad, Erzstift Mainz, Feld 2: in Rot eine goldgekrönte silberne Säule ("Wahlverwandtschaft" Colonna), Feld 3: in Gold auf grünem Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen, gefürstete Grafschaft Henneberg. Eine weitere Variation betrifft die Positionierung von Säule und Henne - es gibt Varianten, bei denen alle Hennen, und solche, bei denen alle Säulen in einerDiagonale stehen.

Bildbeispiel: Burg Gamburg (Gamburg, zu Werbach, Main-Tauber-Kreis)

Für Berthold von Henneberg gibt es noch eine noch weiter, bis auf die drei Kernmotive reduzierte, sehr seltene Form ohne Motiv-Wiederholungen. Der Schild ist gespalten und halbgeteilt, Feld 1: Erzstift Mainz, Feld 2: gefürstete Grafschaft Henneberg, Feld 3: Colonna.

Bildbeispiel: Aschaffenburg, Stiftskirche St. Peter und Alexander, Kapelle des nördlichen Seitenschiffs, Sockelstein des Schildbogens

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Literatur, Links und Quellen:
Siehe zusätzlich allgemeines Quellenverzeichnis bzw. die bei den jeweiligen Objekten und Familien angegebenen Quellen, sofern eigene Seiten existieren.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Herrn
Theodor Stolzenberg ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zum Wappen an der Amorbacher Kellerei
Otto Hupp, Münchener Kalender 1931, Verlagsanstalt München und Regensburg 1931

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus Aschaffenburg mit freundlicher Erlaubnis von
der Kath. Kirchenstiftung St. Peter und Alexander, 23.1.2007