Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 994
Regensburg

Thurn-und-Taxis-Schloß St. Emmeram, Südturm

Für die Familie Thurn und Taxis mußte in Regensburg auf die Schnelle ein angemessenes Domizil gefunden werden. Eugen Alexander von Thurn und Taxis verlegte den Firmensitz erst von Brüssel 1702 nach Frankfurt am Main. Fürst Alexander Ferdinand (1704-1773) wurde kaiserlicher Geheimer Rat und erhielt 1748 das Prinzipalkommissariat (kaiserlicher Repräsentant beim immerwährenden Reichstag), was den Umzug der Familie nach Regensburg, dem Sitz des Reichstages seit 1663, veranlaßte. Dort residierten die Fürsten von Thurn und Taxis zuerst 1748-1792 im sog. Freisinger Hof, Emmeramsplatz 9, 40 Zimmer plus Salon zur Miete beim Freisinger Bischof, und nachdem der durch einen verheerenden Brand 1792 vollständig zerstört worden war, bezogen sie 1792 das Gebäude am Emmeramsplatz 8, welches heute Regierungsgebäude ist, ebenfalls zur Miete, diesmal beim Fürstabt von St. Emmeram. Die Säkularisation eröffnete ganz neue Möglichkeiten, denn in allernächster Nähe waren durch die Auflösung der Klöster beachtliche Räumlichkeiten frei geworden: Das ehemalige Kloster St. Emmeram, in dem man ab 1812 residierte. Die Reichspost ging Ende des 18. / Anfang des 19. Jh. verloren. 1808 übernahm Bayern die Post in Eigenregie. Bayern entschädigte das fürstliche Haus mit den Klostergebäuden der ehemaligen Abtei St. Emmeram und den Herrschaften Wörth und Donaustauf.

Im Kern des heutigen Schlosses stecken diese Abteigebäude aus der Romanik und Gotik noch drin, der eine Hof ist von dem alten Kreuzgang umgeben, den noch drei alte Flügel und die Kirche St. Emmeram umgeben. Auch das Refektorium im Westflügel entstammt noch der alten Bausubstanz, zwar 1689 barockisiert, doch klösterlich. Erweiterungen aus klösterlicher Zeit waren 1732-33 der neue Ostflügel des alten Konventsbaues mit dem Kapitelsaal und dem Bibliothekssaal darüber. Der Neue Konvent wurde 1666 angefangen, er bestand aus dem Ostflügel des heutigen Ensembles und einem Nordflügel, der architektonisch die Anbindung an den alten Konvent herstellte. Zwischen diesen Gebäuden lag der Davidhof, nach Süden war das Ensemble noch unvollendet, hier befanden sich einfache Wirtschaftsgebäude.

Dieser Kern wurde bei der Umwandlung in ein fürstliches Schloß gewaltig erweitert und verändert. In den alten Kreuzganggarten wurde z. B. 1836-1841 eine neugotische Gruftkapelle eingebaut. Dem Westflügel des alten Konventsbaus wurde südlich ein neues Treppenhaus vorgebaut. In den Ostflügel wurde die Einrichtung des Thurn-und-Taxis-Palais in Frankfurt eingebaut. Ein Glück, denn das Frankfurter Palais wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Die bedeutendste Erweiterung aber war der neue Südflügel im Stile der Neorenaissance von über 150 m Breite, von Fürst Maximilian Maria (1862-2.6.1885) 1883 begonnen und 1888 vollendet. Der Architekt war Max Schultze, fürstlicher Baurat. Im Zuge der Erweiterung wurden auch die Fassaden der bestehenden Flügel zum Schloßhof neugestaltet.

Das hier besprochene Wappen befindet sich am Rundturm der Südfassade des neuen Südflügels.

Das Wappen ist gespalten und zweimal geteilt, Feld 1 und 4 in Silber ein dreizinniger roter Turm mit blauem Tor und ohne Fenster, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter (ursprünglich auch: blaue Stäbe, goldene Gleven) gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3 in Gold ein golden (Variante: blau) gekrönter roter Löwe (Valsassina), 5. in Silber eine schwarze Schafschurschere, mit der Öffnung nach oben gelegt (Scheer, Scherenberg), 6. in Gold ein ungekrönter roter Löwe (Friedberg). Herzschild blau, darin ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis).

Abb.: Grundriß von Schloß St. Emmeram in Regensburg, Markierung der Position des hier besprochenen Wappens am Eckturm

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Siebmacher, Band FstA, S. 261, T. 349 und 350, Band FstM, S. 20, T. 40, Band Kro, S. 189, T. 138, Band Un, S. 668, T. 463.
Hartmut Platte, Das Haus Thurn und Taxis in Vergangenheit und Gegenwart, Deutsche Fürstenhäuser Heft 16, Börde-Verlg Werl 2006, ISBN 3-9809107-7-6
Familie der Fürsten von Thurn und Taxis:
http://www.thurnundtaxis.de/willkommen/willkommen.html
Stadtplan von Regensburg mit abrufbaren Einzelinformationen:
http://stadtplan.regensburg.de/stadtplan.html
Karl Bauer, Regensburg – Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, Mittelbayerische Druck- und Verlagsanstalt, 5. Auflage 1997, ISBN 3-931904-19-9, S. 273 ff
Baedeker Stadtführer Regensburg, Karl Baedeker Verlag 2002, ISBN 3-87954-026-8
Sigfrid Färber, Regensburg – Ratisbona – das mittelalterliche Wunder Deutschlands, Stadtführer, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1972, ISBN 3-7917-0793-0

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