Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1705
Mitwitz (Oberfranken, Landkreis Kronach)

Wasserschloß Mitwitz, Vorburg (unteres Schloß)

Das Wasserschloß Mitwitz liegt im Südwesten des gleichnamigen oberfränkischen Ortes in der Nähe von Kronach. Die Kernburg ist eine annähernd quadratische Vierflügelanlage um einen Hof, vollständig von Wasser umgeben, romantisch innerhalb dichten Baumbestandes des Steinachgrundes gelegen, und nur auf der Nordwestseite über eine Brücke zu erreichen. Im Osten und Nordosten schließt sich eine Vorburg an, wobei die Wirtschaftsgebäude mit Stadel und Stallungen ein zum Hauptschloß hin offenes Hufeisen bilden, wobei im Norden die Toranlage in spitzem Winkel nach außen vorspringt und hier zusätzlich durch einen viereckigen Eckturm gesichert ist. Einst wurde die gesamte Anlage noch von einem zweiten Wassergraben umgeben, der um die äußeren Mauern verlief. Im Südwesten des Kernschlosses ist noch ein größerer See von rechteckigem Grundriß erhalten.

Die Toranlage wird im Norden flankiert von einem Verwaltungsgebäude (Rentamt) mit zwei volutengeschmückten Giebeln. Hinter diesem Gebäude befindet sich ein viereckiger Wehrturm zur Verteidigung der Toranlage. In der Flucht des links im Bild zu sehenden Hauses befindet sich in Höhe des Kernschlosses das ehemalige Kuratenhaus.

Am nördlichen Verwaltungsbau, nach Durchschreiten des äußeren Tores rechterhand gelegen, hängt diese farbig gefaßte Tafel mit einem aus Holz geschnitzten Wappen mit der Umschrift "Freiherrlich von Würtzburgisches Rentamt" innerhalb eines alles umgebenden Lorbeerkranzes.

Das Wappen der von Würtzburg zeigt in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, hier aus Courtoisie linksgewendet, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein Stoß Pfauenfedern, außen je zwei besonders tingierte umgebogene Straußenfedern, rechts gold und schwarz, links schwarz und golden (Siebmacher Band: Band: Bay Seite: 64 Tafel: 69, SchwA Seite: 36 Tafel: 25, Band: ThüA Seite: 92 Tafel: 73).

Der Torbau besitzt auf der Innenseite einen offenen Galeriegang mit fünf flachbogigen Arkaden und Brüstungen mit fein gearbeitetem, nachgotischem Blendmaßwerk. Dieser Gang nimmt seinen Ausgang vom Obergeschoß des nördlichen Verwaltungsbaus und stößt auf der anderen Seite des Tores an ein weiteres dort befindliches Wirtschaftsgebäude. Gleichzeitig dient er auch als Wehrgang, auch wenn die prächtige Dekoration das nicht auf den ersten Blick vermuten läßt, denn von hier aus werden die oberen drei in der Außenmauer über dem Tor vorhandenen Kugelscharten mit beweglichem Steinauge bedient.

In die mittlere der fünf Blendmaßwerkbrüstungen eingelassen ist diese Wappendarstellung. Ein zentrales Vollwappen ist geviert aus den Komponenten beider Ehepartner, Feld 1 und 4: in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, hier linksgewendet, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern (von Würtzburg), Feld 2 und 3: von Silber und Rot geteilt (von Ebeleben), Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein Stoß Pfauenfedern, außen je zwei besonders tingierte umgebogene Straußenfedern, rechts gold und schwarz, links schwarz und golden (von Würtzburg), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberngestulpter (oder auch hermelingestulpter), roter Turnierhut, in dessen Stulp zwei nach außen gestellte Streitkolben stecken (von Ebeleben). Diese Kombination gehört zu Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610) und seiner zweiten, am 1.2.1601 geehelichten Ehefrau Margareta von Ebeleben (-4.2.1639, auch in der abgekürzten Form "Ebleben" bei der oberpfälzischen Linie des Geschlechts gebräuchlich). Auf dem das zentrale Wappen umgebenden Lorbeerkranz sind auf jeder Seite vier Schildchen einer Ahnenprobe angebracht, optisch links für den Ehemann, optisch rechts für die Ehefrau.

 

Während uns an der Jakobskirche von Mitwitz mit je zwei Schildchen die Eltern beider Ehepartner begegnet sind, so haben wir hier je vier für die je vier Großeltern. Auf der Seite des Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610) sind das Wolf I. von Würtzburg (1470-1532) mit dem Kopf, dessen 1518 geehelichte Frau Sibylla von Waldenfels (in Blau ein silbernes, aufspringendes Einhorn, rechte Abbildung, unten), ein Herr von Etzdorf zu Herrschdorf (in Silber auf grünem Dreiberg ein aufspringender roter Hirsch, linke Abbildung, unten) und dessen Frau aus der Familie Puster (zwei Wellenbalken, rechte Abbildung, oben).

 

Auf der Seite der Margareta von Ebeleben (-4.2.1639) sind die vier Großeltern Georg von Ebeleben (-5.12.1544) mit dem silbern-rot geteilten Schild und dessen 1530 geehelichte Frau Margareta Zenger auf Thanstein (-1.9.1565) mit dem charakteristischen, redenden Zangenwappen (von Schwarz und Gold geteilt, oben eine querliegende silberne Zange), weiterhin ein Großvater aus der Familie der von Redwitz (siebenmal blau-silbern geteilt und belegt mit einem roten, schrägrechten Wellenbalken) und dessen Frau aus der Familie der von Lichtenstein (von Rot und Silber im Zackenschnitt quadriert).

Genau das gleiche genealogische und heraldische Programm empfängt den Besucher außen am Torbau über dem Eingang, in besserer Erhaltung, aber hier in schlechterem Licht. Es gibt nur einen Unterschied, im Zentralfeld sind die Komponenten der Wappen beider Ehepartner nicht zu einem gevierten Schild vereinigt, sondern separat zusammengestellt. Das Wappen für Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610) zeigt in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, hier aus Courtoisie linksgewendet, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein Stoß Pfauenfedern, außen je zwei besonders tingierte umgebogene Straußenfedern, rechts gold und schwarz, links schwarz und golden (Siebmacher Band: Band: Bay Seite: 64 Tafel: 69, SchwA Seite: 36 Tafel: 25, Band: ThüA Seite: 92 Tafel: 73). Das Wappen für Margareta von Ebeleben (-4.2.1639) ist von Silber und Rot geteilt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberngestulpter (oder auch hermelingestulpter), roter Turnierhut, in dessen Stulp zwei nach außen gestellte Streitkolben stecken (Siebmacher Band: ThüA Seite: 75 Tafel: 58 etc.). Die Ahnenprobe ist hier auf den beiden Pfeilern einer Scheinarchitektur angebracht, die einen kleinen Dreiecksgiebel mit einem geflügelten Engelskopf darin tragen, heraldisch rechts von oben nach unten Würtzburg, Etzdorf, Puster, Waldenfels, und heraldisch links Ebeleben, Redwitz, Zenger und Lichtenstein.

Abb.: Genealogie, eingerahmt die für die beiden beschriebenen Wappensteine relevanten Personen

Die Dekorationsfreude der Renaissance äußert sich auch hier außen am Tor in einem beiderseits auf das Mauerwerk übergreifenden Beschlagwerkornament. Unter den beiden untersten Wappenschilden befindet sich auf der Vorlagenbasis je ein identisches Steinmetzzeichen, über der linken Wandvorlage desgleichen. Unter der Tafel befindet sich folgende Bauinschrift in reichverziertem Rahmen: "ANNO DOMINI 1609 HANNS VEITT VON WIRTZBVRG MARGARETA VON WIRTZBVRG GEBORNE VON EBLEBEN".

 

Außenansicht des äußeren Tores mit dem besprochenen Wappenstein in situ. Rechts eine der Kugelscharten mit beweglichem Steinauge, die maximale Flexibilität der Schußrichtung bei minimalem Risiko für den Schützen kombinieren, allerdings bei kaum vorhandener Sicht. Solche Kugelscharten finden sich zwar auch an anderen Burgen, doch dort sind die Augen meistens aus Holz.

Auf 1628 datierter, vermooster Wappenstein als Fenstersturz in der Außenmauer links des Vorburgtores mit den Wappenschilden von Würtzburg mit dem Kopf und von Ebeleben mit dem geteilten Schild. Der Stein ist hier nicht für Hans Veit I. von Würtzburg wie fast sonst überall, denn ersterer ist 1610 gestorben. Seine Witwe Margareta von Ebeleben (-4.2.1639) hätte aber diese Kombination noch führen können, so lange sie lebte. Aber sie hatte sich am 2.5.1616 wiederverheiratet, und ab diesem Datum führte sie die Kombination mit dem Wappen ihres neuen Ehemannes. Praktischerweise war das Christoph von Würtzburg auf Rothenkirchen (30.12.1568-29.9.1624), ein Großcousin ihres ersten Mannes, als dessen zweite Frau übrigens, denn jener hatte in erster Ehe Agathe von Redwitz geheiratet. So haben wir für beide Ehen eine identische Wappenkombination, wobei allein die Jahreszahl in die zweite Witwenzeit verweist. Margareta hatte 1624 auch ihren zweiten Mann verloren und 1625 im 30jährigen Krieg ihr Schloß in Rothenkirchen, das abbrannte und nie wieder aufgebaut wurde. Ihr Sohn aus erster Ehe zog wieder in Mitwitz ein, sie hingegen verbrachte ihren Lebensabend in Kulmbach. Im Vergleich zu den anderen bauplastischen Arbeiten an Schloß und Vorburg ist dieser Stein relativ schlicht und kunstlos in der Ausführung, was sicher den zeitbedingten Umständen zuzurechnen ist.

Abb.: Genealogie, eingerahmt die für den beschriebenen Wappenstein relevanten Personen

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Dr. Wilhelm Hotzelt, Familiengeschichte der von Würtzburg
Darin Verweis betr. Riedesel auf: Oetter, Historische Nachrichten von dem Hause und dem Wappenschild der Herren Riedesel, Freiherren von und zu Eisenbach, Tübingen 1778
Stammbäume: Genealogische Seite über die von Würtzburg von Philipp Clarin:
www.von-wuertzburg.de
Hanna Angermann, Georg von Ebeleben, seine Heirat in die Oberpfalz beschert uns in diesem Jahr die Partnerschaft mit Mitwitz, online unter
http://www.vgem-mitwitz.de/index.php?id=174
Hinweistafeln am Objekt
Anna Rufina von Riedesel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Heilige_Dreifaltigkeit_%28Rentweinsdorf%29
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Philipp Clarin für wertvolle Hinweise
Wasserschloß Mitwitz:
http://www.mitwitz.de/index.php?id=49
Wasserschloß Mitwitz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserschloss_Mitwitz - http://www.franken-wiki.de/index.php/Wasserschloss_Mitwitz
Wasserschloß Mitwitz:
http://www.wentzlau.de/burgen/inhalte/schloesser/mitwitz/mittwitz1.htm - http://www.wentzlau.de/burgen/inhalte/schloesser/mitwitz/mittwitz2.htm
Schlösser und Burgen in Oberfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Peter Borowitz. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-212-3, S. 94-95.

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