Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1706
Mitwitz (Oberfranken, Landkreis Kronach)

Wasserschloß Mitwitz, Kernschloß

Das Kernschloß des Wasserschlosses Mitwitz ist eine Vierflügelanlage rings um einen Hof mit insgesamt sieben Türmen. Die vier mächtigen Ecktürme, der im Norden und der im Osten von viereckigem, der im Westen und der im Süden von rundem Grundriß prägen das Gesicht dieser Wasserburg vom Kastelltyp. Alle vier sind mit geschwungenen Schieferhauben gedeckt. In der Mitte der Nordwestfassade ist ein Turm von achteckigem Querschnitt in die Flanke integriert, und zwei Treppentürme befinden sich im Innenhof, einer in der Mitte des Nordosttraktes und einer im südlichen Hofwinkel.

Die vier Gebäudeflügel sind von ganz unterschiedlicher Breite, so daß der Innenhof exzentrisch liegt. Der Hauptflügel ist der Trakt im Nordwesten, er besitzt die größte Breite und das höchste Dach, und seine beiden geschwungenen Giebel sind an der Nordwest- und an der Südostseite (Abb. oben, rechts) zu sehen. Vom Südostflügel ist ein angeschnittener Giebel auf der Südwestseite zu sehen, an die obere Partie des Rundturmes angelehnt (Abb. unten, rechts). Gleicherweise sieht man den angeschnittenen Giebel des Südwestflügels auf der Nordwestseite, so daß diese Seite die einzige mit zwei sichtbaren Giebeln ist, und zugleich die einzige, auf der man drei Türme sieht.

Das Wasserschloß Mitwitz war einst ein Besitz der Herren von Schaumberg, in der Mitte des 13. Jh. als bambergisches Lehen zuerst nachgewiesen (urkundliche Erwähnung 1266). Die beiden Untergeschosse des nördlichen Teiles und der nördliche Eckturm, die ältesten Teile der Wasserburg, stammen noch aus dieser Zeit. Die nächsten Besitzer von Mitwitz waren die Herren von Rosenau, die die Burg und die Herrschaft im Jahre 1425 bekamen. Es handelte sich dabei um ein Coburger Münzmeistergeschlecht. Schließlich kamen Schloß und Herrschaft 1575 durch Verkauf an die Freiherren von Würtzburg. Erwerber war Hieronymus von Würtzburg. Die Freiherren von Würtzburg waren es, die die im Bauernkrieg 1525 erlittenen Beschädigungen erst notdürftig reparierten und später 1596 bis 1598 das Schloß und die Vorburg zu ihrer jetzigen Größe im Stile der Renaissance ausbauten. Baumeister war Daniel Engelhardt, der auch die Planungen zum Ausbau der Festung Rosenberg in Kronach gemacht hatte. In Besitz der Freiherren von Würtzburg blieb das Schloß bis zur Heirat von Freiin Annie Chariklia Regina von Würtzburg (22.10.1876-12.1.1952), der Tochter von Freiherr Ludwig Veit von Würtzburg (24.9.1845-11.1.1922, letzter im Mannesstamm) und Regina Charikla Philon (26.10.1855-4.1.1919, griechische Hofdame bei Königin Amalie), und zugleich der letzten ihres Geschlechts, am 8.11.1903 mit Frhr. Theodor von Cramer-Klett (18.8.1874-30.5.1938), Sohn von Theodor Cramer (27.9.1817-5.4.1884) und Elisabeth Curtze (25.9.1844-26.3.1913). Das im Besitz einer Erbengemeinschaft befindliche Schloß wird heute vom Landkreis Kronach, der 1977 ein 99jähriges Nutzungsrecht als Gegenleistung für Sanierung und Erhalt erwarb, für kulturelle Veranstaltungen und gesellschaftliche Ereignisse (Konzerte im "Weißen Saal", Schloßparkfest im Juli, Mitwitzer Weihnachtsmarkt am 1. Adventswochenende etc.) genutzt und so durch Erfüllung mit Leben vor dem Verfall bewahrt. Weiterhin werden die Räume von der "Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken" und der "Imkerschule Oberfranken" genutzt. Im Südwestflügel ist ferner das Familienarchiv der von Würtzburg untergebracht.

Dieser Wappenstein befindet sich über einer schrägen Öffnung im Mauerwerk über dem Haupteingang des Kernschlosses auf der Nordwestseite. Die Inschrift lautet: "HANNS VEIT VON WVRTZPVRGK ANNA RVFFINA RIDTESLIN VON EISENBACH ANNO 1596". War uns an der Jakobskirche und an der Vorburg vor allem die zweite Ehefrau von Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610) begegnet, die am 1.2.1601 geehelichte Margareta von Ebeleben (-4.2.1639), so treffen wir hier auf heraldische Zeugnisse seiner ersten, am 14.6.1594 geehelichten Frau, Anna Rufina Riedesel von Eisenbach (26.12.1566-29.2.1600)

Abb.: Genealogie, eingerahmt die für den beschriebenen Wappenstein relevanten Personen

Die Verflechtungen sind noch komplizierter, denn alle drei, Hans Veit I., Anna Rufina und Margareta waren zweimal verheiratet. Margareta hatte nach dem Tod von Hans Veit, wie bei der Vorburg erläutert, dessen Cousin Christoph geheiratet. Und Anna Rufina Riedesel von Eisenbach (26.12.1566-29.2.1600) hatte in erster Ehe bereits 1581 Sebastian von Rotenhan (gest. 1588) geheiratet, ein entsprechendes Epitaph befindet sich in der Dreieinigkeitskirche in Rentweinsdorf. Hier ist es interessant, die Zahlen nicht nur zu überlesen, sondern sich zu vergegenwärtigen: Anna Rufina ging ihre erste Ehe mit 15 Jahren ein! In sieben Jahren Ehe gebar sie ihrem ersten Mann fünf Kinder. Mit 28 Jahren ging sie ihre zweite Ehe ein, und sie verstarb bereits mit 34 Jahren.

Das Wappen der von Würtzburg zeigt in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, hier aus Courtoisie linksgewendet, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein Stoß Pfauenfedern, außen je zwei besonders tingierte umgebogene Straußenfedern, rechts gold und schwarz, links schwarz und golden.

Das Wappen der Riedesel von Eisenbach zeigt in Gold einen schwarzen, hersehenden Eselskopf mit einem dreiblättrigen grünen Riedgras im Maule, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Flug, beiderseits mit einem Schildchen mit dem Schildbild belegt (vgl. Siebmacher Band: He Seite: 22 Tafel: 24-25, Band: NaA Seite: 34 Tafel: 56, Band: Sa Seite: 15 Tafel: 14, Band: Erg Seite: 48 Tafel: 29, Band: Pr Seite: 60 Tafel: 77, Schöler S. 87, Tafel 104).

Auf den beiden das Gebälk tragenden Wandvorlagen sind die Wappen der jeweiligen Eltern als Ahnenprobe wiedergegeben, zwei für jeden Ehepartner, heraldisch rechts Würtzburg und Etzdorf wie bereits mehrfach beschrieben, gegenüber Riedesel und Förtsch für Adolf Hermann Riedesel von Eisenbach und seine Frau Ursula von Förtsch (im Zackenschnitt von Rot und Silber bogenförmig schrägrechts geteilt, die nicht dargestellte Helmzier wären auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei schwarze aufgereckte Bärentatzen mit einem goldenen Querbalken, vgl. Siebmacher Band: BayA3 Seite: 173 Tafel: 120, Band: BayA1 Seite: 70 Tafel: 70, Band: BayA2 Seite: 39, Band: ThüA Seite: 96).

Abb.: Blick auf den Nordwestflügel des Wasserschlosses mit dem Hauptzugang, über eine steinerne Brücke aus der Barockzeit zu erreichen. Über dem Torbogen mit Zugbrückenfalz und Löchern für die Seil- oder Kettenrollen befindet sich der zuvor beschriebene Wappenstein.

Die gleiche Kombination für Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610) und seine erste Frau, Anna Rufina Riedesel von Eisenbach (26.12.1566-29.2.1600), findet sich über dieser Tafel im Innenhof des Wasserschlosses. Hier sind beider Individualwappen in einem gevierten Schild vereinigt worden, auf dessen Oberkante beide Helme gesetzt wurden. Die insgesamt 6 Schildchen für die Ahnenprobe zu beiden Seiten der umfangreichen Inschrift, die von der Grunderneuerung des Wasserschlosses durch den fürstlich-bambergischen Rathauptmann zu Kronach und Amtmann auf dem Furtenberg und u. a. von der Ersetzung von hölzernen Bauten durch steinerne Geschosse schreibt, sind leer.

An dem nördlichen der beiden viereckigen Türme der Nordostseite befindet sich dieser Wappenstein über dem Gesims, inhaltlich identisch mit dem zuvor besprochenen, und wieder sind die Einzelwappen für Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610) und seine erste Frau, Anna Rufina Riedesel von Eisenbach (26.12.1566-29.2.1600) zu einem gevierten Schild verschmolzen worden, auf dessen Oberkante beide Helme gesetzt wurden. Im Dreiecksgiebel ist ein Engelskopf, seitlich zwei delphinartig geringelte Voluten. Es gibt hier keine Schildchen mit Ahnenwappen.

Im Innenhof des Kernschlosses befindet sich über dem Eingang zu einem runden Treppenturm eine Wappentafel, die im Vergleich zu allem vorher Gezeigten in die überübernächste Generation springt. Die Inschrift des Steines lautet in sinngemäßer Ergänzung: "A(NN)O D(OMI)NI 1525 IST DAS SCHLOS(S) IN DER BAÜRISCHEN AVFRVR (=Bauernkrieg) VERBREN(N)T UND A(NN)O 1527 WIEDERERBAVT WORDEN WELCHES DER HOCHWIRDIG REICHSFREI HOCHWOHLGEBOHRNE HERR HERR IOHAN VEIT FREIHERR VON WIRTZBURG HERR AVF OBE(R) VND UNTE(R) MITWITZ DANN BURGGRUB UND HAIG DERMAHLIGER STATTHALTER ZU WIRTZB(URG) DER KAY(SER)L(ICHEN) U HO(H)EN DHOMBSTIFFTER (=Domstifte) B(AM)B(ERG) U(ND) WIRTZB(URG) RESPE(KTABLER) DHOMDECHAND (=Domdechant) U(ND) CAPITULAR D(E)S HOCHADEL(IGEN) RITTE(R)STIFFTS COMBURG U(ND) HOCHL(ÖBLICHEN) COLLEGIATSTIFFTS NEUMUNSTER ZU WIRTZ(BURG) PROBST CHURFIRSTL(ICH) MAYNTZL(ICHER) (=kurmainzischer) DANN HOCHFIRSTL(ICH) B(AM)B(ERGISCHER) U(ND) W(ÜRTZ)B(URGISCHER) HOCHANSEHNL(ICHER) GEHEIMBD V(ND) GEIST RATS REPALAS(?) 1751". Der Stifter dieser Tafel war aufgrund seiner geistlichen Laufbahn selbst ohne Nachkommen.

Das zentrale, linksgewendete Wappen wie beschrieben gehört zu Johann Veit von Würtzburg (19.10.1674-9.5.1756), Sohn von Hans Veit IV von Würtzburg (21.12.1638-7.4.1703) und dessen am 3.4.1673 geehelichten Frau Maria Cordula von Redwitz-Wildenroth (-7.2.1696). Rings um das zentrale Vollwappen sind vier Wappenschilde angebracht, die aufgrund des Stiles der Zeit in ihrer Ecklage stark geneigt und verzerrt sind.

In der heraldisch rechten oberen Ecke ist der Schild für Johann Veit von Würtzburgs Großvater väterlicherseits, Hans Veit III von Würtzburg (1609-1647). Er war der Sohn von Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610) und seiner zweiten, am 1.2.1601 geehelichten Ehefrau Margareta von Ebeleben (-4.2.1639), den beiden, die uns als Paar an der Vorburg und an der Jakobskirche begegnen.

In der heraldisch linken oberen Ecke ist der namentlich bezeichnete Schild für Johann Veit von Würtzburgs Großvater mütterlicherseits, Georg Reinhard von Redwitz-Wildenroth (-1.2.1661), Vater der Maria Cordula von Redwitz-Wildenroth (-7.2.1696). Der Schild ist eigentlich siebenmal silbern-blau geteilt und belegt mit einem roten, schrägrechten Wellenbalken, hier sind nur sechs Teilungen zu erkennen.

In der heraldisch linken unteren Ecke ist der namentlich bezeichnete Schild für Johann Veit von Würtzburgs Großmutter mütterlicherseits, Barbara Eva von Schaumberg, Mutter von Maria Cordula von Redwitz-Wildenroth (-7.2.1696). Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: gespalten, rechts in Gold eine schwarze Schafschere, links in Rot ein silberner Sparren, Feld 2 und 3: von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt.

In der heraldisch linken unteren Ecke ist der namentlich bezeichnete Schild für Johann Veit von Würtzburgs Großmutter mütterlicherseits, Sophie Magdalena Groß-Pfersfelder. Sie hatte am 3.2.1638 Hans Veit III von Würtzburg (1609-1647) geheiratet. Das Wappen der fränkischen Familie Pfersfelder ist von Silber und Blau gespalten und von einem roten Balken überdeckt. Die doppelte vertikale Linie bei dieser Steinmetzarbeit täuscht, es handelt sich nur um eine einfache Spaltung. Die hier nicht dargestellte Helmzier zeigt ein Paar roter Büffelhörner, außen mit drei Büscheln schwarzer Hahnenfedern besteckt, Helmdecken rot-silbern (vgl. Siebmacher Band: PrA Seite: 59 Tafel: 44, Band: ThüA Seite: 67 Tafel: 52 etc.).

Abb.: Genealogie, eingerahmt die für den beschriebenen Wappenstein relevanten Personen

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Dr. Wilhelm Hotzelt, Familiengeschichte der von Würtzburg
Darin Verweis betr. Riedesel auf: Oetter, Historische Nachrichten von dem Hause und dem Wappenschild der Herren Riedesel, Freiherren von und zu Eisenbach, Tübingen 1778
Stammbäume: Genealogische Seite über die von Würtzburg von Philipp Clarin:
www.von-wuertzburg.de
Hanna Angermann, Georg von Ebeleben, seine Heirat in die Oberpfalz beschert uns in diesem Jahr die Partnerschaft mit Mitwitz, online unter
http://www.vgem-mitwitz.de/index.php?id=174
Hinweistafeln am Objekt
Anna Rufina von Riedesel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Heilige_Dreifaltigkeit_%28Rentweinsdorf%29
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Philipp Clarin für wertvolle Hinweise
Wasserschloß Mitwitz:
http://www.mitwitz.de/index.php?id=49
Wasserschloß Mitwitz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserschloss_Mitwitz - http://www.franken-wiki.de/index.php/Wasserschloss_Mitwitz
Wasserschloß Mitwitz:
http://www.wentzlau.de/burgen/inhalte/schloesser/mitwitz/mittwitz1.htm - http://www.wentzlau.de/burgen/inhalte/schloesser/mitwitz/mittwitz2.htm
Schlösser und Burgen in Oberfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Peter Borowitz. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-212-3, S. 94-95.

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