Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 838
Kronach (Oberfranken): Bamberger Bischofsfestung

Kronach: Festung Rosenberg
Teil (1): Von der Entstehung bis zu G. v. Schaumberg

Bedeutung der Festung Rosenberg
In Kronach (Oberfranken) finden wir eine der größten und besterhaltenen Festungsanlagen Deutschlands. Eine der größten, denn sie bedeckt mit Außenwerken eine Grundfläche von 23,6 Hektar. Und eine der besterhaltenen, denn sie wurde nie erobert. Vollständig intakt, sollte sie schließlich geschleift werden, worauf die Stadt Kronach sie 1888 erwarb und vor sinnloser Zerstörung rettete. Auch heute ist die Stadt Kronach immer noch Eigentümerin der Festungsanlage. Die Anlage ist mit ihrer 750jährigen Geschichte (erste urkundliche Erwähnung 1249) ein Musterbeispiel für die Entwicklung des Wehrbaus vom Mittelalter bis zum Barock, denn alle Bauphasen lassen sich zeitlich von innen nach außen auch heute noch ablesen, denn sowohl der mittelalterliche Kern als auch jeder neu hinzukommende Bering haben sich erhalten, und so sieht man in konzentrischen Ringen Bollwerke aus dem Mittelalter, aus der Renaissance und aus dem Barock.

Abb.: Festung Rosenberg, von der Bastion St. Kunigunde aus, Blick nach Ostnordost.

Entsprechend ihrer strategischen Bedeutung für das Fürstbistum Bamberg, dessen nördliches Bollwerk die Festung Rosenberg bildete, wurde sie zu allen wichtigen Zeiten wehrtechnisch verbessert und ausgebaut, und viele Fürstbischöfe hinterließen ihre Spuren als Bauherren in Form heraldischer Darstellungen an den Mauern. So finden wir insgesamt an den Mauern, Toren, Türmen und Wällen der Festung Rosenberg mindestens 38 Wappendarstellungen, die im folgenden in Wort und Bild vorgestellt werden sollen, wodurch die Festung auch zum Bilderbuch der Geschichte der Heraldik der Bamberger Fürstbischöfe wird. Folgende Abbildung markiert die Position der für den Besucher sichtbaren Wappensteine:

Eine Landesburg entsteht
Die Stadt Kronach wird schon 1033 erstmalig urkundlich erwähnt. Ihre Bedeutung ergibt sich durch die Lage an den Handelsstraßen durch den Frankenwald und nach Thüringen. 1122 wird Praedium Chrana (Liegenschaft Chrana = Kronach) zum nördlichen Eckpfeiler des Hochstiftes Bamberg, als kaiserliches Geschenk, aus Dankbarkeit des Kaisers für die Bemühungen des Bamberger Bischofs beim Abschluß des Wormser Konkordats (Pactum Calixtinum sive Heinricanum) zur Beendigung des Investiturstreites. Bischof Otto I von Bamberg soll hier "apud Crana" ein steinernes Haus mit Turm besessen haben, das er ab 1130 errichten ließ. Wo dieses genau stand, ist ungeklärt.

1249 wird die Festung auf dem nach Süden ragenden Keil des Rosenberges über den Flußtälern der Rodach, Kronach und Haßlach erstmalig als "Castrum Rosenberc" urkundlich erwähnt in einer Bulle des Papstes Innozenz IV, und der erste Ausbau zur bischöflichen Landesburg ist wohl im 14. Jh. und 15. Jh. zu erwarten. Diese Erwähnung hatte einen delikaten Hintergrund, denn der Bischof Heinrich von Bilversheim (reg. 1242-1257) hatte Kronach an Otto II von Schaumberg verpfändet, und der Papst sollte eine Lösung für den sich daraus ergebenden Streit finden. 1260 konnte der Bischof Berthold von Leiningen (reg. 1257-1285) nach dem sog. Langenstadter Schiedsspruch wieder über Kronach verfügen.

Der Bergfried im Hof der Kernburg stammt wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 13. Jh., könnte also zeitnah zu den oben erwähnten Vorgängen erbaut worden sein. Er gehört zu den ältesten erhaltenen Gebäuden der Festung Rosenberg. Der Eingang zu ihm lag ursprünglich in 12.50 m Höhe. Die Gesamthöhe des Bergfriedes beträgt 37.40 m, seine Mauerstärke unten 3.50 m. Er wird auch Rosenturm genannt. Ohne Fundament gründet er auf dem anstehenden Fels.

Eine ummauerte Einheit mit Ecktürmen, zuerst unter Bischof Lamprecht von Brunn (1374-1398) in Stein ausgeführt, erneut unter Fürstbischof Georg I. von Schaumberg (1459-1475) gestaltet, in der Ausdehnung der heutigen Kernburg entsprechend, aber mit weniger Bauten, freistehendem Bergfried in der Mitte und einem Eingang nach Osten - so dürfte die Anlage im frühen 15. Jh. ausgesehen haben.

Schaumberg-Wappen an der Kernburg
Die ältesten heute sichtbaren Wappendarstellungen sind die von Georg I. von Schaumberg, insgesamt drei an der Zahl. Davon ist ein einziges datiert und damit die älteste datierte Wappendarstellung der Festung.

Abb.: Schaumberg-Wappen am Schmiedsturm (Wappen Nr. 14), mit Meisterzeichen am oberen Rand. Keine Oberwappen, keine Datierung. Das Wappen wird mit zwei separaten, einander zugeneigten Schilden dargestellt:

Abb.: Schaumberg-Wappen am Spitaltor, dem östlichen Zugang zur Kernburg, mit Meisterzeichen zwischen beiden Schilden (Wappen Nr. 21). Bemerkenswert sind hier zwei Eigentümlichkeiten, die so gar nicht in den Erwartungsbereich klassischer heraldischer Regeln passen. Zum einen wären das die zwei Schildhalter, die eigentlich eher Helmzierhalter als Schildhalter und eigentlich noch mehr Nackig-auf-dem-Schild-Herumkletterer sind. Lustig balancieren sie auf der Ober- und Seitenkante der Schilde und stützen mit jeweils ihrer linken Hand die Helmzier. Und das wäre auch gleich der zweite Punkt der Verwunderung. Zwei einander zugeneigte Schilde unter einem einzigen Helm zusammenzustellen, begegnet uns ja häufiger. Aber dennoch erwartet man allgemein, daß jeder Helm seine und genau eine Helmzier trägt, daß bei mehreren Helmzieren mehrere Helme benutzt werden, daß also zu jeder Helmzier ein Helm gehört. Wenn zwei Helmkleinode benötigt werden, hat man gewöhnlich auch zwei Helme, von denen jeder auch auf seinem Schild sitzt, damit alles seine Ordnung hat. Mitnichten, hier trägt ein Helm zwei Helmzieren, die von Schaumberg und die von Bamberg. Und hier ist nicht die Rede von der Schaffung einer kombinierten Helmzier verschmelzbarer Einzelelemente, sondern beide Helmzieren stehen separat nebeneinander, das Bamberger Schirmbrett nach rechts oben herausragend, die Figur nach links gerutscht. Kein Wunder, daß die keulenschwingenden Schildhalter hier oben kräftig anpacken müssen, damit dieses nicht so ganz den Erwartungen entsprechende Konstrukt hält.

Zwei Helmkleinode:

Abb.: Schaumberg-Wappen am Nordostturm (Wappen Nr. 17), einer von drei dort befindlichen Wappensteinen. Hier finden wir eine variierte Darstellung als geviertes Wappen ohne Oberwappen:

Position der Wappen des Fürstbischofs Georg I. von Schaumberg (1459-1475)

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere die Bände Bayern und Bistümer
Festung Rosenberg:
http://www.festung-kronach.de/
Bernd Wollner, Die Festung Rosenberg, ein Führer und Begleiter durch Kronachs berühmte Wehranlage, Hrsg.: Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Stadt Kronach, Kronach 2002, ISBN 3-00-009879-8
Vor Ort aufgestellte Informationstafeln
750 Jahre Festung Rosenberg. Kunst, Kultur und Geschichte in und um Kronachs Wahrzeichen. Hrsg.: Verein "1000 Jahre Kronach". Kronach 1999.
Faltblatt der Tourist-Information Kronach "Rundgang durch die Festungsanlagen"
Tillmann Breuer: Festung Rosenberg über Kronach. München 1990.
Hans Kremer, Festung Rosenberg, Kronach 1974.
Hans Kremer, Helmut Wenig: Wappensteine - Steininschriften in Kronach und auf der Festung Rosenberg, Kronach 1976
Heinz Müller: Die Festung Rosenberg in Kronach. Kurze Einführung in Geschichte und Rundgang. Kronach 1985.

Kronach (Oberfranken): Festung Rosenberg, bis zu G. v. Schaumberg - Ausbau unter P. v. Henneberg - Ausbau unter W. v. Redwitz - Nordostturm - Schmiedsturm - Dicker Turm - Fürstenbau und Spitaltor- Ausbau unter V. v. Würtzburg - Zeughäuser - Südflügel - Zeughaustorbau - Festungstor - Bastion St. Valentin - Bastion St. Kunigunde - Bastion St. Heinrich - Bastion St. Philipp - innere Mauer der Bastion - Bastion St. Lothar - innere Mauer Südkurtine - Artilleriekaserne - Vorwerke

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