Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2945
Arnstein (Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)

Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Epitaph für Konrad von Hutten (-1447)

Ritter Konrad von Hutten (1407-21.10.1447), Gründer des Stammes Oberhutten, ist mit zwei Grabdenkmälern vertreten, einerseits mit einem großen Epitaph an der Nordwand, andererseits mit einem an der Wand aufgestellten Grabstein. Konrad wird in den Quellen auch Kunz genannt. Sein Bruder Bartholomäus von Hutten d. Ä. gründete den Stamm Unterhutten. Beide Stämme bewohnten in Arnstein unterschiedliche Höfe, derjenige des Stammes Unterhutten stand an der Stelle des späteren Finanzamts, derjenige des Stammes Oberhutten an der Stelle des späteren Pfarrhofes. Konrad war Besitzer von einem Achtel der Burg Steckelberg, das er aber 1425 an Karl von Thüngen veräußerte. Ca. 1430 trat Konrad von Hutten in landgräflich-hessische Kriegsdienste und zog nach Brabant für Landgraf Ludwig. Danach bekam Konrad eine Stelle als hessischer Amtmann in Schmalkalden. Schließlich bekam er pfandweise das Amt Trimberg von Würzburg. Für den genannten Bruder Bartholomäus und für den Sohn des Konrad, ebenfalls Konrad, gibt es in der Kirche Maria Sondheim ebenfalls ein Grabdenkmal.

 

Es handelt sich um ein figürliches Epitaph, das den Ritter mit einem auf dem Boden aufgestützten Schwert in der Rechten und einer Sturmfahne in der Linken darstellt. Er ist vollständig gerüstet; das Visier hat er hochgeklappt. Bei der Restaurierung Ende des 19. Jh. wurde der Kopf überarbeitet. Seine Füße ruhen auf einem dort kauernden Löwen in eigenartiger Perspektive, so daß man auf seinen Rücken blickt. Die ursprünglich an allen vier Seiten der Einfassung umlaufende Inschrift lautet: "Anno d(o)m(ini) / m cccc xlvii uf der eilf tusent meid tag verschi(e)d / ... / hutten zu Trimperg dem got(t) gnade amen". Die untere Zeile, wo so etwas wie "der edel und vest conrad von" o. ä. zu erwarten wäre, ist verloren gegangen. Interessant ist hier wiederum die Datumsangabe: "uf der eilf tusent meid tag" ist der Tag der elftausend Jungfrauen und erinnert an die heilige Ursula von Köln, die möglicherweise während der Diokletianischen Christenverfolgung in Köln zusammen mit Gefährtinnen ermordet wurde. Die tatsächliche Zahl wurde dabei großzügig aus Versehen mit dem Faktor Tausend multipliziert. Der Gedenktag der Märtyrerinnen ist der 21. Oktober. Die Inschrift nennt Konrad "zu Trimberg", dieses würzburgische Amt war öfter an die Familie verpfändet, an ihn und später auch an seinen Sohn. Erst 1490 wurde es vom Hochstift Würzburg gänzlich und dauerhaft ausgelöst. Der fünfeckige Aufsatz des Epitaphs hat ein leeres Feld ohne Inschrift, im flachen Dreieck ganz oben füllt eine Muschelrosette die Fläche. Ob er ursprünglich zu diesem Epitaph gehörte, ist unklar, weil sich das bei der Aufstellung neu gesetzte Ziergesims entlang der Oberkante der hier aufgerichteten Epitaphien zwischen ersterem und letzterem hindurchzieht.

Die Eltern Konrads waren Ritter Friedrich von Hutten, Burggraf zu Starkenburg, und dessen zweite Frau, Anna von Wenkheim. Von der Ahnenprobe, die einst vier Schilde umfaßte, sind nur die oberen beiden erhalten. Derjenige heraldisch oben rechts gehört zu den von Hutten, in Rot zwei goldene Schrägbalken, der gegenüber gehört zu den von Wenkheim, in Gold ein schwarzer und ein roter Flügel. Konrad von Hutten heiratete dreimal, in erster Ehe Katharina von Bibra, in zweiter Ehe Anna von Thüngen (-1421) und in dritter Ehe Anna von Frankenstein.

Die eigentliche Grabplatte trägt nur den Schriftzug "an(n)o d(o)m(ini) 1447" beiderseits des Kleinods eines großen, mit dem Schild nach rechts geneigten, aber mit der Helmzier linksgewendeten Vollwappens der Herren von Hutten, in Rot zwei goldene Schrägbalken, auf dem ungekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, rot gekleideter und bärtiger Männerkopf, auf dem Kopf eine rote, golden gestulpte Mütze mit drei schwarzen Hahnenfederbüscheln, zwei im Stulp und einer an der Spitze. Es gibt keine weiteren Wappen und keine Ahnenprobe auf dieser einfachen Platte, die bei der Restaurierung Ende des 19. Jh. einen gänzlich neuen Kopf für die Helmzier bekam. Die Platte nennt keinen Namen, ist aber aufgrund des angegebenen Jahres Konrad von Hutten zuzurechnen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,19z - https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,162m/data=!3m1!1e3
Pfarreien-Gemeinschaft "Um Maria Sondheim":
https://www.pg-um-maria-sondheim.de/ - https://www.pg-um-maria-sondheim.de/gemeinden/arnstein
Wallfahrtskirche Maria Sondheim:
https://wallfahrt.bistum-wuerzburg.de/wallfahrtsorte/region-main-spessart/maria-sondheim/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Christian Ammersbach vom 23.5.2022, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Genealogie von Hutten: Johann Gottfried Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ ab Tafel 72 ff.
von Hutten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hutten_(Adelsgeschlecht)
Georg-Wilhelm Hanna: Die Ritteradeligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches, Dissertation, Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2006,
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/105 - Download: https://fis.uni-bamberg.de/bitstream/uniba/105/1/Dokument_1.pdf - S. 396-401
von Wenkheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wenkheim_(Adelsgeschlecht)

Pfarrkirche Maria Sondheim: Grabdenkmäler außen - Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Hans von Hutten (-1515) - Catharina Zobel von Giebelstadt (-1533) - Wolff von Hutten (-1517) - Anna von Rosenberg (-1528) - Agapitus von Hutten (-1520) - Ludwig von Hutten d. Ä. (-1517) - Ludwig von Hutten d. J. (-1548) und Agatha von Liebenstein (-1547) - Bernhard von Hutten (-1539) und Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544) - Philipp von Hutten (-1546) - Wilhelm von Hutten (-1546), Eva von Heßberg (-1541) und Anna von Selbitz (-1599) - Konrad von Hutten (-1502), Anna von Rechberg (-1471) und Elisabeth von Sickingen (-1479) - Bartholomäus von Hutten d. J. (-1495) - Stephan Zobel von Giebelstadt (-1597) und Cordula Echter von Mespelbrunn (-1599) - Johann Julius Zobel von Giebelstadt (-1585) - Konrad von Hutten (-1556) - Jobst von Hutten (-1483) - Amalia von Berlichingen (-1570) - Bartholomäus von Hutten d. Ä. (-1452) und Elisabeth (Else) von Thüngen (-1458) - weitere Wappendarstellungen

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