Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 50
Würzburg (Unterfranken)

Wappen auf der alten Mainbrücke

Alte Mainbrücke:
Die Alte Mainbrücke ist eines der Wahrzeichen von Würzburg. Ihre leicht gebogene Form, ihre zum Verweilen einladenden Ausbuchtungen, der wunderbare Blick auf Altstadt und Festung zugleich, die wie Pfeiler den Übergang rhythmisierenden Heiligenfiguren von ca.1730 machen den Gang über die Brücke zu einem einzigartigen Erlebnis. Die Statuen auf den Brückenpfeilern wurden von den Fürstbischöfen Christoph Franz von Hutten (1724-1729) und Friedrich Karl von Schönborn (1729-1746) errichtet und stellen wichtige Persönlichkeiten aus der Geschichte und Hagiographie Würzburgs und Franken dar, z. B. die drei Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, geschichtliche Figuren wie Kaiser Karl den Großen und dessen Vater Pippin. Hier kommen die theatralisch ausladenden Figuren besonders gut zur Geltung, weil sie ausreichend Raum zu ihrer Entfaltung haben, ihre raumgreifenden Gesten und Stellungen führen den Besucher von einem Pfeiler zum nächsten. Die barocken Sockel der Figuren sind mit den Wappen der Fürstbischöfe geschmückt, die sie errichten ließen, auf der Nordseite von Schönborn, auf der Südseite von Hutten, in variierenden Darstellungen, mal nur das Stammwappen, mal das volle fürstbischöfliche ikonographische Programm.

Wappen von Schönborn:

Links: Stammwappen derer von Schönborn an Statuen der Nordseite der Brücke. Rechts Wappen des Friedrich Karl von Schönborn (Herzschild: Schönborn-Stammwappen, In Rot auf drei silbernen Spitzen schreitend ein goldener gekrönter Löwe. Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken. Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Feld 2 und 3: In Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, denn der Fürstbischof war auch Bischof von Bamberg. Obendrüber ein Fürstenhut.

Diese Wappendarstellungen auf der Brücke stellen eine Ausnahme dar: Normalerweise wird Bamberg in den Feldern 1 und 4 abgebildet, weil es als exemtes und kaiserliches Hochstift höher steht als das Hochstift Würzburg. Hier ist es jedoch umgekehrt, im Gegensatz zu anderen Darstellungen des selben Bischofs.

Wappen des Friedrich Karl von Schönborn an einer Statue der Nordseite der Brücke. Herzschild: Schönborn-Stammwappen, In Rot auf drei silbernen Spitzen schreitend ein goldener gekrönter Löwe. Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken. Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Feld 2 und 3: In Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, denn der Fürstbischof war auch Bischof von Bamberg, in Gold ein schwarzer Löwe rotgezungt und rotbewehrt, darüber ein silberner Schrägrechtsfaden. Obendrüber eine Kaiserkrone für das kaiserliche Hochstift Bamberg. Hinter der Kartusche schräggekreuzt Schwert und Krummstab.

Wappen von Hutten:
Wappen des Christoph Franz von Hutten (1724-1729) an einer Statue der Südseite der Brücke.

Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken. Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Feld 2 und 3: von Hutten, in Rot zwei goldene Schrägbalken. Drei Helme: Helm 1 (Mitte): ein wachsender bärtiger Männerrumpf, rot gekleidet mit goldenen Aufschlägen, auf dem Kopf eine mit drei Hahnenfederbüschen an der Spitze und im Stulp geschmückte Spitzmütze mit Aufschlag. Stammwappen von Hutten. Helm 2 (optisch links außen): Ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt. Herzogtum zu Franken. Helm 3 (optisch rechts außen): Drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg.

Die Freiherren von Hutten:
In dieser Familie gibt es viele Personen, die in der Geschichte eine herausragende Rolle gespielt haben. Bischöfe, Offiziere, Äbte, hohe Beamte - die Freiherren von Hutten machten Geschichte. Urahn ist Freiherr Rudolph von Hutten, 1179 AD. Das Geschlecht der Freiherren von Hutten spaltete sich unter seinen Enkeln, Frowin und Friedrich, in zwei verschiedene Linien auf.

Wappen der Hutten von Steckelberg: In Rot zwei goldene Schrägbalken, selten eine Linie mehr und damit fünfmal rot-golden schräggeteilt. Helmzier ein offener roter Flug, beiderseits mit zwei goldenen Schrägbalken belegt, sparrenweise gegeneinander gewendet. Helmdecken rot-golden.

Linie der Hutten von Steckelberg: Begründet von Friedrich, benannt nach Burg Steckelberg bei Schlüchtern, ihrem Stammsitz seit dem 13. Jh. Im Mittelalter u. a. als Raubritter bekannt. Die Steckelburg wurde schließlich als Raubnest geschleift. Einige Mitglieder der Familie sind in Gewalttaten verwicklet. Der Familienbesitz lag in Steckelburg, Schlüchtern, Volmers etc., dazu im Sinngrund und im Jossatal. Die Linie erlosch 1422 und wird von der Gronauer Linie fortgesetzt. Der berühmteste Vertreter dieser Linie ist Ulrich von Hutten, der Humanist und Reformationskämpfer, der auch maßgeblich an der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg beteiligt war.

Wappen der Hutten von Stolzenberg und Frankenberg (hier): In Rot zwei goldene Schrägbalken, selten eine Linie mehr und damit fünfmal rot-golden schräggeteilt. Helmzier Rumpf eines bärtigen Mannes, rot gewandet, mit einer silbernen Mütze, rot gestulpt, oben und an beiden Seiten mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Farbliche Variationen der Mütze möglich. Helmdecken rot-golden.

Linie der Hutten von Stolzenberg und Frankenberg (hier): Gegründet von Frowein, brachte im 14. Jh. die Burg Stolzenberg, eine fuldische Burg über dem Tal der Kinzig, an sich und benannte den Familienzweig nach seiner neuen Stammburg. Auch diese Burg wird 1252 zerstört, auch hier darf als Grund Raubrittertum angenommen werden. Der Familienbesitz der Stolzenberger Linie lag im wesentlichen in Romsthal, Eckardroth, Kerbersdorf, Marborn, Wahlert, Steinbach. Weiterhin hatte die Familie die Amtmannschaft Arnstein inne, dazu Birkenfeld im Kanton Baunach. Das hohe Ansehen der Familie liegt aber in den erstaunlich vielen und hochangesehenen Klerikern begründet, die die Familie hervorbrachte: Moritz v. H., Bischof von Eichstätt (1539-1552), Dompropst von Würzburg, Philipp von Hutten, Gouverneur in Venezuela, gest. 1546, Christoph Franz v. H., Bischof von Würzburg, Peter Philipp v. H., Domscholaster von Würzburg, Franz Christoph v. H., Bischof von Speyer (1743-1770), 1769 Kardinal etc. Die Familie stellte weiterhin drei Ritterhauptleute in den Kantonen Baunach und Odenwald.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:

Rudolf II. von Scherenberg 1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg 1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Johann Philipp von Schönborn (desgl. Erzbischof von Mainz) 1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach 1673-1675
Peter Philipp von Dernbach (desgl. Bischof von Bamberg) 1675-1683
Konrad Wilhelm von Wernau 1683-1684
Johann Gottfried von Guttenberg 1684-1698
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1699-1719
Johann Philipp Franz von Schönborn 1719-1724
Christoph Franz von Hutten 1724-1729
Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg) 1729-1746
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1749-1754
Adam Friedrich von Seinsheim (dsgl. Bischof von Bamberg) 1755-1779

Literatur:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4

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Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn

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