Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3105
Passau (Niederbayern)

Hotel Wilder Mann

Dieses Haus steht ganz in der Nähe des Rathausplatzes, quasi im Eck zwischen Altem und Neuem Rathaus und im Schatten des Rathausturmes. Es handelt sich um das historische Hotel "Wilder Mann", das aus insgesamt vier Häusern zum Ensemble zusammengewachsen ist. Die wertvolle Bausubstanz aller Häuser stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Stadtbrand 1680. Die Unternehmerfamilie Georg Höltl kaufte 1979 die Häuser Schrottgasse 2 (Eckbau, ehemaliges Stadtrichterhaus mit dem Passauer Pranger) mit dem schmalen Nüßlhaus (nach dem Wirt Adam Nüßl) in der Lücke zwischen Schrottgasse 2 und 4, und Höllgasse 1 (ehemaliges Wirtshaus zum Elefanten) von der Stadt, und sie konnte 1982 das Haus Schrottgasse 4 (Albrechtshaus, ehemaliges Weinhaus und ehemaliger Weinhandel, ursprüngliches Gasthaus "Wilder Mann", wilder Mann mit Keule und Ähren bildlich im Dreiecksgiebel des Portals) von privater Hand dazukaufen. In den Jahren 1979-1985 wurden die genannten Häuser zu einem Ensemble vereint und von der Familie Georg Höltl vorbildlich restauriert, das umfangreichste privat geleitete Sanierungsprojekt der Passauer Altstadt. Geleitet wurde die Sanierung vom Architekturbüro Hanns Egon Wörlen. Dieses Eckensemble wurde quasi zum Vorreiter der Altstadtsanierung. Es war zum Teil sehr aufwendig, die Bausubstanz zu retten, so war das Stadtrichterhaus existentiell gefährdet und mußte eine neue Pfahlgründung zum Erhalt der Standsicherheit bekommen. Teilweise konnte die Substanz auch nicht mehr gerettet werden, so ist Höllgasse 1 ein aufgestockter, historisierender Neubau. Innen gibt es neben dem Hotelbetrieb das private Glasmuseum Passau mit europäischer Glaskunst vom Barock bis zur Neuzeit, eine der größten Studiensammlungen weltweit mit vielen Exponaten des weltberühmten Böhmischen Glases. In Zusammenhang mit diesem Hotel noch zwei Trivia: 1862 und 1878 wohnte die österreichische Kaiserin Sissi im Hotel in der Schrottgasse 4. Und am 15.3.1985 wurden das umgebaute Hotel und das Glasmuseum nach der Restaurierung von dem ersten Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, eröffnet.

 

Hier geht es um das Eckhaus (Schrottgasse 2), dem auf winkelförmigem Grundriß erbauten ehemaligen Stadtrichterhaus, dessen Äußeres durch die Flacherker im ersten Obergeschoß charakterisiert ist (Nordseite: ein dreiachsiger Erker, Ostseite: drei einachsige Erker). Dieses im Kern aus dem 15. Jh. stammende Haus war im späten Mittelalter Sitzungsort des Stadtrats, weil das Rathaus zu der Zeit gerade in Privatbesitz war. Als der Rat sein Rathaus wieder beziehen konnte, wohnte hier der Stadtrichter. 1785-1803 nutzte man das Eckhaus als Polizeidirektion. Wenn man sich das Gebäude mit der Vorschußmauer, die ein vierteiliges Grabendach verdeckt, genau anschaut, fallen Fassadensprünge, eine schmale Zwischenachse und unterschiedliche Geschoßhöhen auf. Das offenbart, daß allein dieser Teilkomplex aus fünf älteren Häusern mit früher dazwischen liegender Feuergasse zusammengewachsen ist.

An der Nordostecke sind unter einem glockenförmigen Kupferblechdach auf Konsolen die Statuen des hl. Stephanus (links, mit den Steinen) und des hl. Nikolaus (rechts, in Bischofs-Ornat) angebracht. Es handelt sich heute um Kopien aus Kunststoff; die Originale befinden sich im Oberhausmuseum. Unter der Konsole des hl. Stephanus ist das Wappen von Fürstbischof Leopold V. Erzherzog von Österreich (lebte 9.10.1586-13.9.1632, amtierte 1598/1605-1625) angebracht, hier maximal reduziert auf das erzherzoglich-österreichische Wappen, in Rot ein silberner Balken. Unter der Konsole des hl. Nikolaus ist das Wappen seines Amtsvorgängers Urban von Trennbach (lebte 10.5.1525-9.8.1589, amtierte 1561-1598) angebracht, als reines Familienwappen ohne den Passauer Wolf, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein roter Drachenkopf (Drachenrumpf), im Schnabel einen schrägrechts gestellten goldenen Stab haltend (Trennbach), Feld 2 und 3: schwarz-golden geteilt, oben drei goldene Rauten balkenweise (Intobler). Die kleine abgewitterte Eckkonsole dazwischen markiert die Standplatte des ehemaligen Prangers.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.5750425,13.4682917,21z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@48.5750425,13.4682917,42m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Kreisfreie Stadt Passau, Bd. 1 und Bd. 2, hrsg. vom Bayerischen Amt für Denkmalpflege München, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler in Bayern, Bd. II. 25, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9, S. 251-253
Passauer Glasmuseum auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Passauer_Glasmuseum
Webseite des Passauer Glasmuseums:
https://www.glasmuseum.de/home/
Hotel Wilder Mann:
https://www.wilder-mann.com/de/hotel-wilder-mann-passau/ - Geschichte des Hauses: https://www.wilder-mann.com/de/hotel/geschichte-des-hauses/

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