Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3172
Ingelheim (Landkreis Mainz-Bingen)

Epitaphien in der Burgkirche Ingelheim: Friedrich Justus Lopes de Villanova und zwei seiner Kinder

Am Ende des südlichen Seitenschiffes hängt an der östlichen Stirnwand ein hervorragend erhaltenes Epitaph aus schwarzem, weiß gebändertem Lahnmarmor für mehrere Familienmitglieder der Familie Lopes de Villanova aus zwei Generationen, genauer für den Vater und zwei seiner Kinder, die allesamt 1666 an der Pest verstarben und damit die Familie im Mannesstamm beendeten. Nur die Ehefrau und eine Tochter überlebten die Pestepidemie. Daß dieses 1687-1688 hergestellte Epitaph Ende des 18. Jh. den wütenden Revolutionären, die überall sonst die Wappen abschlugen, entgangen ist, verdanken wir Ingelheimer Bürgern, die dieses wertvolle Kulturgut damals hinter einem eilig gezimmerten Bretterverschlag verbargen.

 

Dieses Epitaph trägt drei Inschriften. Ganz oben steht unterhalb der beiden obersten Wappen der Ahnenprobe zu lesen: "DAS IST J(ET)Z(T) GEWIS(S)LICH WAHR, STERBEN WIR MIT, SO WERDEN WIR MIT LEBEN, DVLDEN WIR MIT / SO WERDEN WIR MID HER(R)SCHEN. 2 TIM 2 V II" - vollständig lautet 2 Tim 2 V. 11-12 in heutiger Lesung "Das ist gewißlich wahr: Sind wir mit gestorben, so werden wir mit leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen."

Darunter folgen zwei große rechteckige Inschriftenfelder für die biographischen Daten, das obere für den Ehemann, das untere für die Ehefrau, wobei die zweite Inschrift nie nachgetragen wurde. Also lesen wir in dem oberen großen Feld: "DER HOCHWOHL EDEL GEBORNE GESTRENGE HERR / FRIDRICH IVSTVS LOPES, EINIG VND LETZTER STAM VND NAMENS ERBE VO(N) / VILLANOVA. GEBORE(N). 26. IAN: I626. STARB DEN 7. OCT. I666. ALT 40. IAR. 8 MON. II TAG, / IR. MARTIN FERDINAND LOPES DE VILLANOVA. GEBOREN DEN 30 DECEMB. I659. /GESTORBEN DEN 25 SEPTEMB. I666. ALT 6 IAAR. 8 MONAT. 5 TAG. / IFR. AMMELIA ELISABETHA LOPES DE VILLANOVA GEBOREN DE(N) 26 IVLII / I652. GESTORBEN DEN 20 SEPTEMB. I666. ALT I4 IAAR. I MONAT. 25 TAG. / DA TAUSEND, SECHZIG SECHS, SECHSHVNDERT WARD GEZEHLET. / NACH’S HERREN CHRIST GEBVRT, VND VNSER VATTERLAND / DVRCH KRIEGE VND PESTILENZ TRUG VNSER SÜNDEN SCHAND, / HAT GOTT AVCH DIESER NICHT, NOCH IHRES STAMS VERFEHLET, / VND, DAS ER HERLICH GRÜNT, AVCH EHLICH FRÜCHTEN GABE, / GAR NICHT GESEHEN AN, SONDERN SEIN AST VND STAM / DVRCHS TODES AXT GEFELT, INDEM ER SEINEN / NAM IN MARTIN FERDINAND SEIM SOHN SAH BEGRABEN, / DOCH ABER HAT IHN GOTT DIE NEVE STATT GEGEBEN / DIE IHN IHR STAM BENENDT, WEIL SIE IN CHRISTI STAM / DVRCH GLAVBEN REINES WORTS VERBLEIBT MIT SEEL VND NAM / SO IST IHR STAM VERSETST INS EWICH SELICH LEBEN. / DESSEN SICH TROSTEN DERO HOCHBETRVBTE HINDERLASSENE / FRAW WITTIBE VND MVTTER, FRAW ALBERTA, GEBORNE VON GVNTTE: / RODT, VND DERO HERTZBETRVBTE TOCHTER VND SCHWESTER, IVNGFRAV / IULIANA SOPHIA LOPES VON VILLANOVA." Man beachte das Wortspiel Villanova = die neue Stadt gegeben.

Ganz unten im Sockelbereich befindet sich eine weitere Inschrift des Wortlauts "ACH, WIE, NICHTIG ACH, WIE, FLVCHTIG, SIND, DER, MENSCHEN / SACHEN, ALLES, ALLES, WAS, WIR, SEHEN, DAS, MVS, FALLEN, VND, / VERGEHEN, WER, GOTT, FVRCHT, WIRD, EWIG, STEHEN / DER, GERECHTE, KOMPT VMB, VND, NIEMAND, IST, DER, ES, ZV, HERTZEN, NEHME, VND, HEILIGE / LEVTE, WERDEN, WEGGERAFT, VND, NIEMAND, ACHTET, DRAVF DAN, DIE, GERECH : / TEN, WERDEN, WEGGERAFT, FVR, DEM, VNGLVCK, VND, DIE, RICHTIG, FVR SICH GEWA: / NDELT, HABEN, KOMMEN, ZVM, FRIEDE, VND, RVHEN, IN, IHREN, KAMMERN.", ein allgemeines Wehklagen über die Vergänglichkeit, in der man für den ersten Teil eine Quelle in der 13. Strophe eines von Michael Franck geschriebenen Kirchenliedes findet, und deren zweiten Teil seine Wurzeln in Jesaja 57, Vers 1-2 hat: "Der Gerechte ist umgekommen und niemand ist da, der es zu Herzen nimmt, und fromme Leute sind hingerafft und niemand achtet darauf, denn der Gerechte ist weggerafft durch die Bosheit und geht zum Frieden ein. Es ruhen auf ihren Lagern, die recht gewandelt sind".

Als nächstes sei der Wappenschmuck des Epitaphs diskutiert. Die genaue Herkunft der Familie und die Vorfahren lassen sich nur teilweise rekonstruieren, bei einigen gibt es gar keine weiter zurückführenden Daten, bei anderen wiederum lassen sich zwar zahlreiche Daten finden, die aber keine Plausibilität insbesondere im Abgleich mit der Ahnenprobe auf diesem Epitaph besitzen. Die Herkunft der Familie aus dem spanischen Kulturkreis ist unzweifelhaft, Details sind aber im Dunkel der Geschichte. Möglicherweise handelt es sich bei der Familie um Maranen, die sich später in einen katholischen und einen evangelischen Zweig teilte. Es scheint soweit gesichert zu sein:

Ganz oben im Aufsatz sehen wir ein Ehewappen innerhalb eines Laubkranzes. Im Gegensatz zu allen Wappen der Ahnenprobe sind diese beiden unbeschriftet und stellen sozusagen die Hauptwappen des Epitaphs dar. Heraldisch rechts sehen wir das Vollwappen der Lopes de Villanova, in Rot ein silberner Zinnenturm mit geöffnetem Tor und einem Fenster, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der silberne Zinnenturm wie im Schild. Das Wappen wird im Rietstap beschrieben unter Angabe der Herkunft aus Spanien und Brabant: "de gueules à une tour d'argent, ouverte et ajournée du champ" (in den Supplementen zu finden). Gegenüber sehen wir das Vollwappen der von Günderrode, in Blau auf einem goldenen Ast sitzend eine naturfarbene Eule, im rechten Obereck begleitet von einem goldenen Stern, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken auf einem goldenen Ast sitzend eine naturfarbene Eule. Diese Kombination steht für Friedrich Justus Lopes de Villanova und seine Frau, Alberta von Günderrode.

Das Hauptfeld des Epitaphs enthält insgesamt 18 Vollwappen, zwei oben in der Mitte und 16 in zwei Spalten an den jeweiligen Rändern, 8 auf jeder Seite. Alle sind durch Schrifttafeln namentlich zugeordnet. Die beiden Wappen in der Mitte entsprechen den beiden Hauptwappen im Aufsatz, die anderen bilden eine Ahnenprobe, die von den beiden oberen mittleren Wappen ihren Ausgang nimmt. Die meisten Wappen können identifiziert und damit auch hinsichtlich ihrer Tinkturen angegeben werden, bis auf 3, Hinweise dazu willkommen.

   

Abb. links: Wappen der Position 1: Lopes de Villanova ("LOPES, DE, VILLANOVA"), in Blau ein silberner Zinnenturm mit Tor und einem Fenster, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken der silberne Zinnenturm wie im Schild.

Abb. Mitte: Wappen der Position 3: Familie Appenzeller ("ABTENZEL") aus St. Gallen, Schweiz, golden-blau geviert mit zwei gegeneinander aufspringenden Löwen in verwechselten Farben, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Löwe. Es gibt in der Schweiz mehrere Varianten des Wappens für verschiedene Familien Appenzeller, darunter auch solche mit einem Schildhaupt, das mit drei Kugeln nebeneinander belegt ist, die meisten dieser Varianten werden von Züricher Familien geführt.

Abb. rechts: Wappen der Position 5: Familie de Landas ("LANTDAS") aus Brabant, mit fünf Spitzen silbern-rot gespalten, auf dem bewulsteten Helm hier ein wachsender Steinbocksrumpf mit Halsband. Französischer Blason: Parti-émanché d'argent et de gueules de dix pièces. Alternativ nur: émanché d'argent et de gueules de dix pièces. Das Wappen wird im Rietstap gelistet, und dort wird als Kleinod angegeben: "un bouc issant d'hermine, entre un vol de sable, lambrequins de gueules et d'hermine." Soweit passend mit dem Bock, nur im Vergleich dazu fehlt in der hiesigen Darstellung der Flug. Die vier Kilometer von der Grenze zu Belgien entfernt gelegene nordfranzösische Gemeinde Landas führt diesen Schild heute.

   

Abb. links: Wappen der Position 7: Familie Berwouts ("BERWOVTS") aus Brabant, in Rot ein silberner Balken, oben begleitet von drei goldenen Merletten, auf dem Helm einer der Vögel aus dem Schild. Rietstap gibt das Wappen ohne Kleinod wie folgt an: "De gueules à la fasce d'argent, accompagnée de trois merlettes d'or, rangées en chef".

Abb. Mitte: Wappen der Position 9: Herren von Reischach ("REISCHACH") aus Schwaben, in Silber ein schwarzer, rotgezungter Eberkopf mit Hals, goldenen Hauern und mit goldenen Rückenborsten, auf dem ungekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner, rotgezungter, golden bewehrter Eberkopf mit Hals und mit einem Kamm goldener Rückenborsten. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher: Band: Bad Seite: 23 Tafel: 15, Band: NÖ1 Seite: 375 Tafel: 208, Band: OÖ Seite: 293 Tafel: 78, Band: Pr Seite: 321 Tafel: 375, Band: PrA Seite: 68 Tafel: 50, im Kindler OB 3: S. 427 ff. (bis S. 455) etc.

Abb. rechts: Wappen der Position 11: Familie d'Ennetières ("DENNETIERS") aus Belgien bzw. genauer der Gegend von Tournai, nicht zu verwechseln mit den D'Ennetières et des Mottes en D'Ennetières d'Hust aus den südlichen Niederlanden, in Silber drei (2:1) blaue Schildchen, die jeder mit einem goldenen Stern belegt sind, auf dem Helm hier ein wachsender Rumpf ohne erkennbare Gesichtsdetails zwischen einem Flug, nach Rietstap die Helmzier anders, nämlich ein wachsender natürlicher Tiger zwischen einem blauen Flug: "d'argent à trois écussons d'azur, chargé chacun d'une étoile (5) d'or, casque couronné, cimier un tigre issant au naturel, coll. et enchainé d'argent, entre un vol à l'antique d'azur".

   

Abb. links: Wappen der Position 13: ("VON OEIMEN"), ungeklärt, vermutlich eine belgisch-niederländische Familie, das Wappen ist gespalten, rechts ledig, links ein Tatzenkreuz, auf dem Helm ein Paar geteilter Büffelhörner.

Abb. Mitte: Wappen der Position 15: ("WINRVTS"), ungeklärt, vermutlich eine belgisch-niederländische Familie, das Wappen ist geviert, Feld 1: drei Pfähle, Feld 2 und 3: eine Lilie, Feld 4: ledig, auf dem Helm zwei Eselsohren.

Abb. rechts: Wappen der Position 17: Herren und spätere Grafen von Zimmern ("ZIMMEREN") aus Schwaben, geviert, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener, rotgezungter Löwe mit einer hier fehlenden silbernen, rot gestielten Hellebarde oder Partisane in den Pranken (Stammwappen der Herren von Zimmern), Feld 2 und 3: in Silber einwärts ein roter Löwe (Herrschaft Wildenstein), zwei Helme, Helm 1 (rechts): zu rot-goldenen Decken ein wachsender roter Hirschrumpf mit goldenem Geweih und roter Zunge (Stammhelm Zimmern), Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein wachsender roter Hirschrumpf mit silbernem Geweih und roter Zunge (Herrschaft Wildenstein). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: WüA Seite: 112 Tafel: 62, im Alberti S. 110 und im Münchener Kalender 1935.

   

Abb. links: Wappen der Position 2: von Günderrode ("VON GVNTTERODT"), eine zum Frankfurter Patriziat gehörende, auch in der Stammheimat Thüringen, in Leipzig und in Kassel vorkommende Adelsfamilie, in Blau auf einem goldenen Ast sitzend eine naturfarbene Eule, im rechten Obereck begleitet von einem goldenen Stern, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken auf einem goldenen Ast sitzend eine naturfarbene Eule. Die Familie stellte mehrere Juristen und Hofbeamte. Der Frankfurter Zweig der Familie geht auf Tilemann von Günderrode zurück, der Kanzler am Hof des Landgrafen von Hessen-Kassel war. Dessen Sohn Rudolf von Günderrode (1547-1601) heiratete Margarethe von Holzhausen (1567-1616), und dadurch kam die Familie nach Frankfurt. Im Jahre 1588 wurden die von Günderrode in die Ganerbschaft Alten-Limpurg in Frankfurt aufgenommen, seit 1610 sind sie Reichsfreiherren.

Abb. Mitte: Wappen der Position 4: von Berbisdorf ("VON BER: :BISS DORF") aus Böhmen und Schlesien, rot-schwarz gespalten, auf der Spaltungslinie ein goldener Stern (hier nicht zu erkennen), unter demselben eine goldene Krone, gehalten von zwei in verwechselte Farben gekleideten Menschenarmen, auf dem Helm mit schwarz-roten Decken die Schildfigur vor einem rechts roten, links schwarzen Flug. Nachweise des Wappens im Siebmacher Band: Bad Seite: 44 Tafel: 27, Bö Seite: 215 Tafel: 93, Band: PrAE Seite: 5 Tafel: 2, Band: SaA Seite: 13 Tafel: 8, Band: ThüA Seite: 50 Tafel: 38 und im Rietstap.

Abb. rechts: Wappen der Position 6: Blick von Lichtenberg ("BLIECK VON LICH: :TEN BERG") aus dem Pfälzer Bergland, nach der Burg Lichtenberg (Lkr. Kusel), in Schwarz ein silberner Balken, begleitet von 3 (2:1) gekrönten, goldenen Löwen, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein sitzender goldener Löwe zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern, diese belegt mit einer silbernen Binde.

   

Abb. links: Wappen der Position 8: von Döbitzheim (?) ("DOBITSCHE"), ungeklärt, Schild geteilt und zweimal gespalten vermutlich in verwechselten Farben, auf dem Helm zwei schräggekreuzte Schäfte mit je drei Federn am oberen Ende. Genealogien der Familie Günderrode (Frankfurter Patrizier) weisen auf die Einheirat einer Frau von Döbitzheim hin, wobei sich diese Familie in keiner Standardwappensammlung verifizieren läßt.

Abb. Mitte: Wappen der Position 10: Herren von Ingenheim ("INGENHEIM") aus dem elsässisch-lothringischen Raum, in Silber ein schwarzer Zickzackbalken, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner hoher Hut, belegt mit einem schwarzen Zickzackbalken, oben eine silberne Kugel mit schwarzen Hahnenfedern (Siebmacher Band: Els Seite: 12 Tafel: 14, OÖ Seite: 633 Tafel: 129). Eine Metzer Linie wurde reichsfreiherrlich und verzweigte sich auch nach Bayern. 1807 erlosch die echte Familie im Mannesstamm. Eine Kuriosität am Rande: Das Wappen und der Name wurden 1821 neu vergeben, an den Rechtswissenschaftler Johann Nepomuk Wening (15.11.1790-16.10.1831), der 1821 als von Wening-Ingenheim in den Adelsstand erhoben wurde. Sein Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber ein roter Greif, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Stern, gekrönter Herzschild: in Silber ein dreimal eckig gezogener schwarzer Balken (Zickzackbalken). Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine blaue zwischen zwei silbernen, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Spitzhut, oben mit zwei schwarzen Hahnenfedern besteckt, belegt mit einem dreimal eckig gezogenen schwarzen Balken (Siebmacher Band: Bad Seite: 137 Tafel: 80, Band: Bö Seite: 267 Tafel: 123, Band: Bay Seite: 123, Band: OÖ Seite: 633 Tafel: 129. Der Herzschild und Helm 2 wurden dabei 1:1 von den ausgestorbenen Frhr. von Ingenheim übernommen.

Abb. rechts: Wappen der Position 12: Herren von Haubitz ("VON HAVBITZ"), eine ursprünglich meißnische Familie, die sich später auch in Masuren niederließ, eines Stammes mit den von Haugwitz mit ähnlichem Wappen, erloschen Ende des 18. Jh., in Rot ein schwarzer, golden gekrönter Widderkopf, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein gekrönter schwarzer Widderkopf. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: PrA Seite: 25 Tafel: 19, unter folgender Ergänzung: Die Krone des Kleinods ist noch mit drei Straußenfedern in den Farben blau-silbern-rot besteckt, und die Decken sind rot und schwarz. Im Rietstap wie folgt: "de gueules à un rencontre de bélier de sable, accordnée d'or, cimier une tête et col de bélier de sable, accornée d'or, sommée de trois plumes d'autruche, d'azur, d'argent et de gueules, lambrequins de gueules et de sable (branche de la famille de Haugwitz)". Es fällt auf, daß Rietstap keine Krone erwähnt, dafür die Hörner als golden beschreibt, und daß im Siebmacher die Abbildung das genau so zeigt, in Widerspruch zum Text. Hier am Epitaph sind zwar keine Tinkturen zu erkennen, aber die Krone.

   

Abb. links: Wappen der Position 14: Herren von Bünau ("BVNAVW") aus der meißnischen Gegend, lange Zeit in den Stiften Naumburg und Zeitz begütert, weit verzweigten, in Sachsen und auch in Böhmen verbreitet, geviert, Feld 1 und 4: in Rot der Kopf eines goldenen Löwen vorwärts gekehrt (Leopardenkopf, Pardelkopf), eigentlich im Rachen eine goldene Lilie an der mittleren Blattspitze haltend, die hier aber in der Löwenmähne untergeht und nicht als separate Form aufgelöst ist, Feld 2 rot-silbern gespalten, Feld 3 silbern-rot gespalten, zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Turnierhut, in dessen silbernem Stulp zwei goldengeschäftete grüne Pfauenwedel stecken, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein rechts roter, links silberner Flug. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: PrGfN Seite: 31 Tafel: 23, Band: Bö Seite: 218 Tafel: 94, Band: AnhA Seite: 12 Tafel: 6, Band: MeA Seite: 20 Tafel: 10, Band: Wü Seite: 6 Tafel: 7, Band: Pr Seite: 103 Tafel: 135, Band: Sa Seite: 1 Tafel: 1.

Abb. Mitte: Wappen der Position 16: Wurmser von Vendenheim bzw. Schaeffolsheim ("WORMSER VON SCHO FFELS HEIM"), eine elsässische Familie, die auch im Straßburger Patriziat vertreten war, schwarz-golden geteilt, oben zwei liegende, silberne Mondsicheln nebeneinander, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender gekrönter Frauenrumpf, anstelle der Arme zwei golden Büffelhörner, das Gewand schwarz-golden geteilt, oben zwei liegende, silberne Mondsicheln nebeneinander. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 27 Tafel: 18 und Band: Els Seite: 23 Tafel: 27, und es ist auch in einem Stett- und Ammeisterbuch der Stadt Straßburg abgebildet. Rietstap gibt an: Rietstap: "Coupé de sable sur or le sable chargé de deux croissants montants d'argent accostés. Casque couronné. Cimier une femme issante couronnée d'or habillée aux armes de l'écu les bras remplacés par deux proboscides d'or. Lambrequin d'or et de sable." Hinter dem genannten Schoffelsheim verbirgt sich der elsässische Ort Schaeffolsheim, wo die Wurmser Besitzungen hatten.

Abb. rechts: Wappen der Position 18: Landschad von Steinach ("LANDSCHAD, VON STEI NNACH") aus dem Neckar-Raum, in Gold eine schwarze Harfe, auf dem ungekrönten Helm ohne Decken ein golden gekröntes, bärtiges Manneshaupt (Königshaupt, Haupt des Königs David) mit wallendem goldenem Haar, welches die Helmdecken ersetzt. Das Wappen wird beschrieben bei Otto Hupp, Münchener Kalender 1909, und im Aschaffenburger Wappenbuch.

Fazit: Insgesamt trägt dieses Epitaph 20 Wappendarstellungen, ein Ehewappen im Aufsatz und 18 Wappen einer Ahnenprobe, ausgehend von den Personen des Hauptehewappens. Die Anzahl der Wappen verunmöglicht die Anwendung klassischer Ahnenprobenlogik, und mangels verläßlicher Genealogie kann bis auf die ersten 6 Wappen (Lopez, Günderrode, Appelzeller, Landas, Berwouts und d'Ennetières) keine Abstammungstafel auf die Heraldik gemäß Befund projiziert werden. Von den insgesamt 20 Wappendarstellungen können 17 als Familien verifiziert werden und hinsichtlich der Tinkturen der Wappen ergänzt werden, bei verbliebenen 3 Wappen ist die Familie noch nicht identifiziert. Besonders interessant ist die unglaubliche regionale Vielfalt der hier vertretenen Wappen, die von Nordfrankreich über Belgien, Brabant, die Schweiz, das Elsaß, Schwaben, Kraichgau, Sachsen, Böhmen reicht und die Verwerfungen eines von zahlreichen kriegerischen Ereignissen wie dem Dreißigjährigen Krieg geprägten Jahrhunderts widerspiegelt.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9633521,8.063605,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.96342,8.0636428,72m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Geschichte der Burgkirche Ingelheim, im Projekt Ingelheimer Geschichte, hrsg. vom Historischen Verein Ingelheim e.V.
http://www.ingelheimer-geschichte.de/index.php?id=30
evangelische Burgkirchengemeinde:
https://burgkirche-ingelheim.ekhn.de/startseite.html - Geschichte der Burgkirche: https://burgkirche-ingelheim.ekhn.de/startseite/burgkirche/historisches.html
Casimir Bumiller, Bernhard Rüth: Mäzene, Sammler, Chronisten - die Grafen von Zimmern und die Kultur des schwäbischen Adels, 320 S., Belser Verlag 2012, ISBN-10: 3763026258, ISBN-13: 978-3763026258
Herren und Grafen von Zimmern auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zimmern_(Adelsgeschlecht)
Diverse Familien Appenzeller:
https://wappensammlung.ch/index.php/wappensammlung/wappen-a-b/amstad-assirati?start=300
Hartmut Geißler: Die Familie Lopes von/de Villanova und ihre Grabmäler in der Burgkirche, im Projekt Ingelheimer Geschichte, hrsg. vom Historischen Verein Ingelheim e.V.
http://ingelheimer-geschichte.de/index.php?id=167
Hartmut Geißler: Die Grabmale der Familie Lopes de Villanova in der Burgkirche, im Projekt Ingelheimer Geschichte, hrsg. vom Historischen Verein Ingelheim e.V.
http://ingelheimer-geschichte.de/index.php?id=419
Burgkirche Ingelheim auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burgkirche_(Ingelheim)
Philipp Krämer: Die Burgkirche zu Ober-Ingelheim, Ober-Ingelheim 1960
Christina Klausmann: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 284 über die von Günderrode

ev. Burgkirche, Epitaph für Wolf Michael von Geispitzheim - ev. Burgkirche, Epitaph für Lyse (Lisa) Wolf von Sponheim - ev. Burgkirche, Epitaph für Anna Amelia Lopes de Villanova - ev. Burgkirche, Epitaph für Dorothea Brendel von Homburg - ev. Burgkirche, Epitaph für Ingetrud Hofwart von Kirchheim - ev. Burgkirche, Epitaph für Bega Beusser von Ingelheim - ev. Burgkirche, Epitaph für Anna Catharina von Wallbrunn

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