Bernhard Peter
Historische heraldische Exlibris (43)

Exlibris von Walter Wilfried Sturtzkopf
Ein undatierte Arbeit von Walter Wilfried Sturtzkopf (10.5.1871-5.10.1898) für H. Hebting. Das Blatt zeigt innerhalb einer fensterartigen, rechteckigen Umrahmung im Vordergrund drei in verschiedenen Stellungen positionierte Bücher, auf denen das Vollwappen ruht, an den optisch rechten Rand gerückt. Im Hintergrund sind die Strahlen einer aufgehenden Sonne über einer Landschaft mit Bergen und Flußschleifen zu sehen. Das Wappen zeigt eine Balkenwaage mit zwei Waageschalen im Gleichgewicht und Handgriff oben, auf dem Helm wachsend eine Frauengestalt mit der Balkenwaage aus dem Schild in der ausgestreckten Rechten und mit einem Amtsstab in der Linken. Das Wappen ist nicht in den Standardsammlungen verzeichnet, Hinweise willkommen.

 

Exlibris von Hugo Gerard Ströhl
Ein undatiertes Exlibris von Hugo Gerard Ströhl (24.9.1851-7.12.1919), bezeichnet "EX LIBRIS BERNHARDI PRAEPOSITI CLAVSTRON(EO)B(VRGENSIS) = Bernhard Propst von Klosterneuburg. Die eingedruckte Künstlersignatur befindet sich rechts am unteren Rand. Es handelt sich um das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg in Niederösterreich, dessen 61. Propst Bernhard III. Johannes Peitl vom 8.1.1903 bis zum 6.10.1906 war, als Nachfolger von Berthold III. Ignaz Fröschl aus Weinsteig (4.8.1871-17.8.1882) und Ubald Ewald Kostersitz aus Littau (22.11.1882-2.10.1902), sowie Vorgänger von Friedrich Gustav Piffl aus Landskron (9.1.1907-1.4.1913) und Joseph Eduard Kluger aus Reitendorf (18.6.1913-9.11.1937). Das Blatt enthält innerhalb eines rechteckigen Rahmenwerkes ein von der Eignerinschrift gesäumtes, beiderseits spitzovales Innenfeld, in dem rechts und links der Amtsinsignien, einem äußerst detailreich gezeichneten, kostbar verzierten Krummstab mit Muttergottes in der Rundung und einer Inful, zwei Vollwappen einander zugewandt sind. Alle vier Zwickel werden mit floralen Elementen ausgefüllt, es handelt sich um einen vielblütigen Blütenstand zwischen zwei jeweils fünfblättrigen Zweigen.

Das heraldisch rechte Wappen ist das des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg, in Rot eine silberne Sturzkrücke, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, ovaler Rahmen, verschmolzen mit einer eingestemmten Sturzkrücke, an drei Seiten mit einem Pfauenspiegel besteckt. Das Wappen gegenüber zeigt in Blau eine goldene Lyra, auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Decken ein geschlossener Flug, rechts silbern-rot, links golden-blau geteilt.

Exlibris von Jean Kauffmann
Ein undatierte Arbeit von Jean Kauffmann (27.11.1866-24.3.1924) für Eugen Faesch. Die kreisrunde Rahmengestaltung enthält einen Schild von einer einem Roßstirnschild ähnlichen Form mit dem Familienwappen der Baseler Familie Faesch inmitten ornamentalen Rankenwerks. Die eigenwillige Schildform paßt hier gut zu der Schildaufteilung mit der eingebogenen Spitze. Das Blatt ist im Druck unten in der Mitte mit einer Initialenligatur innerhalb eines Kreises monogrammiert. Das einfache Wappen Faesch wird im Wappenbuch der Stadt Basel abgebildet, in Gold eine schwarze Hausmarke (Kreuzkopfschaft mit Pfahlgöpelfuß). Im Basler Wappenkalender 1919 ist das verbesserte Wappen abgebildet, das auch hier zu sehen ist, in Blau eine von zwei goldenen Sternen begleitete eingebogene goldene Spitze, mit einer schwarzen Hausmarke belegt (Kreuzkopfschaft mit Pfahlgöpelfuß). Das hier nicht dargestellte Kleinod wäre auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken fünf Straußenfedern, abwechselnd drei blaue und zwei goldene. Weitere Wappenbeschreibungen finden sich im Siebmacher Band: Bg8 Seite: 21 Tafel: 24 und Band: Bg11 Seite: 32 Tafel: 38. Die Familie Faesch stammte vermutlich aus dem Breisgau und kam im frühen 15. Jh. nach Basel, wo Heinzmann und Burkhart Vesch 1409 das Bürgerrecht der Stadt erhielten. Traditionelle Berufe waren erst Handwerker, Goldschmied und Kaufmann, später waren Familienmitglieder auch in Metall- und Weinberufen tätig. Durch wohlgewählte Heiraten schafften sie es, in die städtische Elite einzusteigen und als Mitglieder des Basler Patriziates wohlhabend zu werden. Ab Mitte des 16. Jh. stellten die Faesch hohe Militärs. Ein berühmtes Familienmitglied ist Hans Rudolf Faesch (1510-1564), von Beruf eigentlich Goldschmied, aber auch Ratsherr und Obervogt zu Waldenburg. Er wurde 1563 geadelt, weil er einer der vier Personen war, die den Traghimmel anläßlich des Kaiserbesuches schleppten.

Exlibris von Ernst Krahl
Dies ist ein Exlibris von Ernst Krahl (26.10.1858-22.11.1926) für die Bibliothek von C. Krahl zu Wien, datiert auf 1889. Astartiges Stabwerk umrahmt das Blatt und trennt auf beiden Seiten eine Randzone ab, die optisch links breiter ist als rechts, so daß das im Profil mit geneigtem Schild dargestellte Vollwappen exzentrisch sitzt. Der breitere linke Rand enthält diverse Hinweise wie auf einem kurzen Säulenpostament ein aufgeschlagenes Buch mit einem Stammbaum, auf dem die Eule der Weisheit sitzt, der rechte Rand enthält eine zusammengebundene Papierrolle. Im inneren Feld ist das Blatt im Druck oben links in der freien Fläche monogrammiert. Das Wappen der Wiener Künstlerfamilie Krahl zeigt in Rot eine silberne Adlerklaue mit Krallen, begleitet von drei (2:1) silbernen Schildchen. Das ist eine redende Gestaltung, wobei die Adlerkralle lautliche Nähe zum Familiennamen Krahl sucht. Die drei Schildchen und die Farben Rot und Silber sind dem Wappen der Maler und Künstler entnommen worden. Das Kleinod ist auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine wachsende Jungfrau zwischen Damhirschschaufeln. Die Künstlerdynastie begann mit Carl Krahl (5.5.1819-1.12.1891), Wappenmaler und Inhaber eines genealogisch-heraldischen Institutes, seit 1869 k. k. Hofwappenmaler, obwohl er eigentlich von der Ausbildung her Arzt war und eine Zeitlang in Stetten als praktischer Arzt gearbeitet hatte. Er war mit Barbara Kolarz verheiratete, der Witwe von Josef Stein. Und so kam es, daß er das Geschäft des k.k. Hofwappenmalers Stein übernahm und fortführte. Er war Mitglied in der heraldischen Vereinigung "Adler" zu Wien. Carls anfängliche Arbeiten sind von eher zweifelhaftem Wert, sowohl fachlich als auch künstlerisch, und leider muß er in seiner frühen Phase unter die Wappenschwindler gezählt werden, in Steinscher Tradition, mit Schwindelerzeugnissen und erfundenen Quellenangaben auf den Blättern. Seit ca. 1865 wandelte er das Institut in eines mit wissenschaftlichem Anspruch um und verbesserte sich als Fachmann und Künstler so sehr, daß er als Heraldiker sehr geachtet wurde und Bibliothekar und Archivar des Vereins Adler wurde und auch in den Verein Herold zu Berlin aufgenommen wurde. Carls Neffe Ernst August Gustav Adolph Krahl ist der Zeichner dieses Blattes, er wurde der bekannteste und beste Wappenmaler der Familie. Auch er war Hofwappenmaler und war sogar kaiserlicher Rat. Im Gegensatz zu seinem Onkel hatte er eine künstlerische Ausbildung, u. a. an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden und an der Kunstgewerbeschule Wien sowie an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Seine heraldische Prägung erfuhr er im Atelier von Prof. Doepler in Berlin und bei seinem Onkel in Wien. Sein Sohn Karl Theodor Ernst Krahl (20.12.1896-20.9.1957) trat in seine Fußstapfen, lernte bei seinem Vater und übernahm das Wiener heraldische Institut seines Großonkels und seines Vaters. Er schuf ebenfalls unzählige heraldische Gestaltungen von sehr hoher künstlerischer und handwerklicher Qualität, wobei er typischerweise mit "C. Krahl" signiert, was aber anhand der Jahreszahl von den Werken seines Großonkels unterschieden werden kann, denn es gibt keine zeitliche Überlappung. Er übte daneben noch einen zweiten Beruf aus, denn er war im Postsparkassendienst beamtet.

 

Exlibris von Robert Durrer
Dies ist eine undatierte Arbeit von Robert Durrer (2.3.1867-14.5.1934), einem schweizerischen Kunsthistoriker, der auch heraldisch engagiert war. Das Blatt ist im Druck mit einer RD-Ligatur monogrammiert. Das Wappen von Rudolf Zelger, Doktor der Medizin, zeigt in Silber auf grünem Dreiberg einen wachsenden, roten Stier, oben begleitet von einer blauen Lilie rechts und einem sechsstrahligen goldenen Stern links zwischen den Hörnern, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Stier. Die in Luzern beheimatete Familie Zelger kam ehemals von Stans und war einst eine gemeinfreie Bauernfamilie auf dem Waltersberg bei Stans, die insgesamt 20 Landammänner stellte. Eine alternative Schreibweise des Namens war "an der Zelge". 1815 wurde der Familie das Bürgerrecht von Luzern geschenkt. Das Wappen wird im Buch "Wappen der Bürger von Luzern 1798-1924" beschrieben (danach die Tinkturen)), ferner im Siebmacher Band: Bg11 Seite: 41 Tafel: 53. Der Stier wurde erst nur allein im Schild aus dem Dreiberg wachsend geführt. Ritter Wolfgang Zelger, gest. 1593, führte zuerst einen Stern zwischen den Hörnern des Stieres. Anton Maria Zelger, Landammann 1712, führte zusätzlich die Lilie, aber erst bei Franz Niclaus Zelger (1765-1821) begegnet uns das Vollwappen wie hier. Im Siebmacher wächst der Stier auch im Kleinod aus einem Dreiberg, im Unterschied zu diesem Exlibris, wo das nicht anhand der Graphik hervorgeht. Ferner wird im Siebmacher der Dreiberg auch als rot angegeben. Es gibt eine Verbindung zwischen der Familie des Künstlers und der des Eigners: Der Künstler Robert Durrer stammte ebenfalls aus Stans und war der Sohn des Politikers und Landamtmanns Robert Durrer (1836-1889) und Elisabeth Zelger.

 

Exlibris von Alexander von Dachenhausen
Ein auf 1901 datiertes Blatt von Alexander von Dachenhausen (5.9.1848-3.11.1916) für Lisa von Uthmann und Schmoltz. Die einfache, aber durch klare Kontraste wirkungsvolle Komposition ist unten gerade und oben spitzbogig, mit umlaufendem Schriftrand und dunklem Hintergrund des Zentralfeldes, vor dem sich das gewendete Vollwappen kontrastreich abhebt. Das Blatt ist im Druck monogrammiert; die AD-Ligatur befindet sich unten links im Zentralfeld. Unten ist auf dem Rahmen Platz für eine Bibliotheks-Signatur. Das Wappen der schlesischen Familie v. Uthmann und Schmoltz zeigt eine Dreiviertelfigur eines silbern geharnischten Ritters mit einem befiederten Hut, in der Rechten ein gezücktes Schwert, mit der Linken dessen Scheide haltend, auf dem gekrönten Helm ein geschlossener Flug. In Siebmacher Band: Pr Seite: 424 Tafel: 468 werden die Tinkturen unrichtig angegeben, nämlich in Rot eine Dreiviertelfigur eines silbern geharnischten Ritters mit einem silbern befiederten, silbernen Hut, in der Rechten ein gezücktes Schwert, mit der Linken dessen Scheide haltend, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Flug, rechts rot, links silbern. Dies wird später revidiert, nun wird angegeben: in Rot ein Kniestück eines silbern geharnischten Ritters mit einem silbern befiederten, schwarzen Hut, in der Rechten ein gezücktes Schwert, mit der Linken dessen Scheide haltend, auf dem gekrönten Helm mit rot-schwarzen Decken ein Flug, rechts rot, links schwarz. Diesen Angaben folgt auch der Text im Siebmacher Band BraA Seite: 98 Tafel: 59, wobei die zugehörige Abbildung wiederum rot-silbern zeigt. Dabei bedeutet die Aufführung in diesem Band nur, daß die Familie in Brandenburg abgestorben war, denn in Schlesien blühte sie weiterhin. Im Rietstap wird ebenfalls die Farbkombination mit Schwarz gegeben: De gueules à un homme d'armes issant, armé de toutes pièces, coiffé d'un chapeau de sable sommé à senestre d'une plume d'autruche d'argent, tenant de sa main dextre une épée, appuyée contre son épaule, la main senestre appuyée sur la hanche. Cimier un vol de gueules et de sable, lambrequins de gueules et de sable. Nicht durch das vorliegende Blatt bestätigt wird die Angabe "wachsend" (issant), die Figur wird hier schwebend dargestellt, nicht aus dem Schildrand wachsend. Die Tinkturen werden auch durch die Schraffuren eines Exlibris von Alexander von Dachenhausen aus dem Jahre 1899 für die selbe Familie bestätigt, mit schwarz-roten Decken, der Flug rechts rot, links schwarz.

 

Exlibris von Georg Otto
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1913, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für Dr. G. Holste. Das Blatt ist gleich zweimal datiert, einmal klein am unteren rechten Eck außerhalb des Rahmens als Pendant zum Künstlermonogramm, und ein zweites Mal dominant im Zentralfeld, durch die Helmzier in zwei Zifferngruppen aufgespalten. Das Vollwappen der Familie Holste zeigt in Silber aus einem grünen Dreiberg wachsend eine grüne Linde mit natürlichem (braunem) Stamm, den ein aus dem linken Schildrand kommender, rotgekleideter und golden aufgeschlagener Arm ergreift. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken zwei wachsende, aufrechte, rotgekleidete und golden aufgeschlagene menschliche Arme, die eine dazwischen wachsende Linde mit grüner Laubkrone am natürlichen (braunen) Stamm ergreifen. Das Wappen wird im Siebmacher Band: Bg11 Seite: 33 Tafel: 39, Band: Bg5 Seite: 78 Tafel: 90, Band: Bg10 Seite: 25 Tafel: 28, Band: Bg10 Seite: 42 Tafel: 48 und Band: Bg10 Seite: 7 Tafel: 7 beschrieben, und es soll ein redendes sein, denn der Name Holste leite sich von dem Begriff der Holzsassen ab ("Holtsaten"), Waldbewohnern, wobei die Buche für den Wald und der Arm für den Sassen als Pars pro toto stehe. Vom gleichen Künstler gibt es ein weiteres Wappenexlibris für die Familie, ein nächstes von Lorenz Rheude. Das Wappen im Zentralfeld einer dunkel hinterlegten Rundbogenöffnung hebt sich kontrastreich ab und greift mit seinen fein zersplissenen, ausladenden und souverän gezeichneten Helmdecken nicht nur auf den Rahmen über, sondern geht zu beiden Seiten über die Begrenzung hinaus. Auf dem Rahmen wachsen zwei mit Schellen am Untergrund befestigte Lindenbäume nach oben, deren Kronen mit Blättern und Früchten die Bogenzwickel ausfüllen, passend zum Wahlspruch "INTER FOLIA FRUCTUS". In der untersten Zone befindet sich die Eignerinschrift zwischen den Wurzeln der beiden Lindenbäume.

 

Exlibris von Adolf Matthias Hildebrandt
Dieses Blatt für Curt Bogislav Graf von Hacke, unsigniert und unsigniert, stammt von Adolf M. Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918). Es handelt sich um eine Farblithographie aus dem Jahr 1895 (95 x 77 mm, Witte, Bibliographie 2, 35; Thieme-Becker 17; Gutenberg 4196; Leiningen-Westerburg 19). Innerhalb eines schwarzen, mit weißen und roten, nach außen gerichteten Spickeln belegten Rechteckbordes schwebt das Vollwappen über der Eignerinschrift auf einem in sich geschlossenen Schriftband.

Das Wappen ist gespalten und halbgeteilt, rechts in Silber ein halber preußischer Adler (schwarz, gekrönt, golden bewehrt, mit FR-Monogramm auf der Brust und mit goldenem Kleestengel auf dem Flügel, aber ohne Reichsapfel und ohne Schwert) am Spalt, links oben in Rot ein goldener Löwe, links unten in Silber zwei blaue Balken, der obere mit drei, der untere mit zwei silbernen Kugeln (Ballen) belegt. Auf dem gräflich gekrönten Schild zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, offener Flug, jeweils mit goldener Kleeblattsichel belegt, Helm 2 (links): auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken sechs rote Fähnlein an goldenen oder rot-golden schräggebänderten Lanzen, drei zu jeder Seite hin abflatternd. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 33 Tafel: 21 , PoA Seite: 33 Tafel: 21, He Seite: 11 Tafel: 11, Pr Seite: 10 Tafel: 11. Als Schildhalter dienen zwei widersehende, goldene Löwen.

Bei der Familie handelt es sich ursprünglich um ein Salzjunkergeschlecht aus Staßfurt im Magdeburgischen, das auch in Preußen ansehnlich begütert war und in Brandenburg und Pommern (im Kreis Randow) Besitzungen hatte. Han(n)s Christoph von Hacke (21.10.1699-17.8.1754), seit 1740 Generaladjutant, Hof-Jägermeister und Drost zu Sparneberg, 1742 Chef des Regiments Glasenapp zu Fuß, 1745 verantwortlich für die Verteidigung Berlins, 1747 königlich preußischer Generallieutenant, 1749 Berliner Stadtkommandant, vermählt mit der einzigen Tochter des preußischen Staatsminister von Creutz, wurde von König Friedrich II. dem Großen am 28.7.1740 in den preußischen Grafenstand erhoben, und aus diesem Anlaß wurde dieses hier abgebildete gänzlich neue Wappen geschaffen. Bei Ledebur und im Siebmacher werden in verschiedenen Bänden insgesamt drei ursprüngliche Stammwappen der Familie diskutiert. Leider wurden bei der Neuschöpfung des Wappens bei der Grafenstandserhebung keine Elemente des ursprünglichen Wappens konserviert. Übrigens ist der bekannte Berliner Hackesche Markt nach dem in den Grafenstand Erhobenen benannt (offiziell erst am 23.7.1840), weil dieser um 1750 die alten Festungen Berlins und das alte Spandauer Tor abreißen ließ und hier auf ehemaligem Sumpfgebiet die Spandauer Vorstadt mit einem geräumigen Platz anlegen ließ.

Der Eigner des Blattes war mit vollem Namen Curt-Bogislav Hermann Albert Botho Graf v. Hacke, geb. 20.6.1857 in Potsdam, gest. 6.11.1927 in Dessau. Er war der Sohn von Hermann Bogislav Albert Wilhelm Eduard Heinrich Graf v. Hacke (22.5.1831-23.6.1864) und Anna v. Pusch (7.12.1836-9.10.1901). Der Eigner, 1880 königlich preußischer Lieutenant im 2.Garde-Feldregiment, hatte am 7.10.1889 in Berlin Margarete Hainauer (15.8.1871-5.2.1934) geheiratet. Ihrer beider Sohn war Hans-Bogislav Graf v. Hacke (25.7.1890-20.9.1892), ihre drei Töchter waren Anna-Maria Gräfin v. Hacke (1.1.1892-9.11.1911), Luise Gräfin v. Hacke (24.11.1893-6.8.1963) und Hertha Gräfin v. Hacke (27.3.1897-26.2.1942).

Des Eigners Großeltern waren Albert-Bogislav Hermann Gustav Wilhelm Graf v. Hacke (15.5.1802-11.9.1876) und Luise Wilhelmine v. Kummer (11.9.1809-17.8.1872), und des Eigners Urgroßeltern waren Bogislav August Heinrich Graf v. Hacke (4.8.1772-17.2.1848) und Wilhelmine v. Kummer (11.10.1776-2.5.1850), seine Ururgroßeltern waren Friedrich Wilhelm Graf v. Hacke (13.6.1740-10.2.1789) und Antoinette Juliane Charlotte v. Lehwald (8.2.1748-5.5.1822), seine Urururgroßeltern waren Han(n)s Christoph Friedrich Graf v. Hacke (21.10.1699-17.8.1754) aus Staßfurt und Sophie Albertine v. Creutz (1710-6.8.1757), und dieser Han(n)s Christoph ist eben derjenige, der in den Grafenstand erhoben wurde.

 

Das Blatt gibt es auch in Farbe.

Exlibris von Adolf Matthias Hildebrandt
Dieses auf 1883 datierte, hier in zwei Farbvarianten gezeigte Blatt für Friedrich Warnecke stammt ebenfalls von Adolf M. Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918), dessen schräggestelltes AH-Monogramm in der rechten unteren Ecke erscheint. Es handelt sich um eine zwei- bzw. dreifarbige Lithographie (101 x 71 mm, Witte, Bibliographie 2, 35; Thieme-Becker 17; Gutenberg 4248; Leiningen-Westerburg 13). Dieses Exlibris ist Teil einer "Mode" Hildebrandts, in die Blätter die Initialen des Eigners einzuarbeiten, was häufig zu eigenwilligen graphischen Kompositionen führt. So sind auch hier Helmdecken und Schriftband mit den Buchstaben "F" und "W" eng verschränkt, was die Komposition sehr unübersichtlich macht. Das Wappen Warnecke zeigt in Rot eine silberne, schwarzgefugte Mauer, die mit drei silbernen Zinnentürmen besetzt ist, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Flug, jeder Flügel mit einem silbernen Zinnenturm belegt, ein dritter dazwischen. Da die Türme auf den Außenseiten des Fluges sind, sieht man hier nur den linken und den mittleren der drei. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg3 Seite: 17 Tafel: 19 und Band: Bg12 Seite: 34 Tafel: 46, wobei in letzterer Darstellung die Türme spitzbedacht sind und jeweils nur eine Fensteröffnung haben.

 

Exlibris von Adolf Matthias Hildebrandt
Dieses Exlibris aus der Feder von Adolf M. Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918) wurde für die Bibliothek von Otto Licht aus Magdeburg-Sudenburg angefertigt (99 x 62 mm, Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 35; Thieme-Becker 17; Gutenberg 25.660; Leiningen-Westerburg 67). Das Blatt ist rechts unterhalb des Schildrandes mit der AH-Ligatur im Druck monogrammiert. Das Eignerwappen ist ein redendes Wappen, denn es zeigt in Blau einen goldenen Leuchter (Kerzenständer) mit einer natürlichen, brennenden Kerze, auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken ein goldener, fünfstrahliger Stern oben angestemmt zwischen einem blauen Flug. Klar ist als Quelle der Siebmacher auszumachen, denn dieses Wappen wird im Band: Bg5 Seite: 27 Tafel: 32 beschrieben, für Georg Siegfried Licht, erster Pfarrer bei der 1774 von Friedrich d. Gr. erbauten Kirche zu Neu-Lewin. In diesem Siebmacher-Eintrag ist die Rede davon, daß Otto Licht, Zuckergroßhändler und Direktor des statistischen Büros für die Rübenzucker-Industrie in Magdeburg-Sudenburg, einen Stammbaum der Familie besäße, der bis 1490 zurückginge. Die Abstammung des Otto Licht, geb. am 20.8.1850 in Erfurt, Leiter der Firma Licht 1885-1902, verh. mit Magdalene Luise Grotkass, von diesem im Siebmacher erwähnten Wappenträger kann jedoch nicht belegt werden, auch konnte nach Aussagen des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg kein Pfarrer namens Licht in Neulewin in deren Unterlagen verifiziert werden, und der von Otto Licht erstellte Stammbaum enthält offensichtlich Irrtümer. Die Führungsberechtigung des Eigners für das im Siebmacher beschriebene Wappen ist also als völlig offen anzusehen (Details siehe Familienwebseite). Die Helmdecken entsprechen einer leichten Variation eines Standardmodells Hildebrandts, das er z. B. auch vielfach im Westfälischen Wappenbuch verwendet. Das Familienwappen ist hier vom Künstler eingerahmt von einer zwiebelförmigen Einfassung, die nach außen in lebhafte vegetabile Arabesken vor dunklem Hintergrund ausläuft.

 

Literatur, Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverze
ichnis zum Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595 Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Pröpste von Klosterneuburg:
http://www.augustiniancanons.org/Klosterneuburg/provosts.htm
Wappen Faesch: Carl Roschet, Basler Wappenkalender 1919, mit genealogischen Anmerkungen von W. R. Staehelin
Wappen Faesch: Wappenbuch der Stadt Basel. Unter den Auspizien der historischen u. antiquarischen Gesellschaft in Basel herausgegeben von W. R. Staehelin, Zeichnungen Carl Roschet et al., 3 Teile in mehreren Folgen, Basel
Familie Faesch: Historisches Lexikon der Schweiz:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D20960.php
Stammbäume Faesch:
http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/gFs_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/Fs38_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/Fs36_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/Fs39_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsK_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsJ_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsH_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsG_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsG_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsE_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsL_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsT_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/Fs88_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/Fs87_r.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/Fs86_r.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsW_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/FsY_f.pdf etc.
Krahl: Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt: Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-109-6, S. 286-288.
Carl Krahl: Der Wappenschwindel - seine Werkstätten und ihre Inhaber, ein Blick in die heraldische Subkultur, bearbeitet von Jürgen Arndt, Verlag Degener 1997, ISBN 3-7686-7013-9, S. 71-73.
Robert Durrer:
http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Durrer
Zelger:
http://chgh.net/heraldik/z/ze/zelger.htm
Zelger: Wappen der Bürger von Luzern 1798-1924, von A. am Rhyn, 1934.
Vergleichsexlibris Uthmann und Schmoltz:
http://www.bibliotekacyfrowa.pl/Content/15480/Arcydziela_ekslibrisu_europejskiego.pdf
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hans Christoph Graf von Hacke:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Christoph_Friedrich_von_Hacke
Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld, Hans Christoph Friedr. Graf von Hacke, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 292, online:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Hacke,_Hans_Christoph_Friedrich_Graf_von
Hans Christoph Graf von Hacke:
http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt99/9911pora.htm#seite56
Webseite der Familie Licht:
http://www.stammbaumderlichts.de/
Stammbaum Licht:
http://www.stammbaumderlichts.de/Linie%20K.html
Stammbaum Licht: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Band III, C.A. Starke-Verlag, Görlitz 1907, bzw. Verlag Bruer, Berlin, 1894.
Wappen Licht:
http://www.stammbaumderlichts.de/Wappen.html
Hans Jaeger, Franz Otto Licht, in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 445 f., online:
http://www.deutsche-biographie.de/xsfz51039.html

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© Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter 2011
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
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