Bernhard Peter
Britische, historische, heraldische Exlibris (3)

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für die Bibliothek des Oxford and Cambridge University Club. Das Blatt ist am unteren linken Rand unscheinbar innerhalb der Hintergrundschraffur mit C. W. Sherborn R. E. 1901 im Druck monogrammiert und datiert (89 x 73 mm, Buchdruck, Witte, Bibliographie 3, 80; Thieme-Becker 30; nicht bei Gutenberg). Die am oberen Rand dominant erscheinende Jahreszahl 1830 ist nicht das Fertigungsdatum, sondern das Gründungsdatum des Oxford and Cambridge University Club. Dessen Vorbild, der United University Club, wurde am 30.6.1821 in London als Absolventenclub gegründet und hatte seinen Sitz bis 1971 in der Londoner Suffolk Street (University Club House). Die Mitgliederzahl war lange Zeit limitiert und zu gleichen Teilen auf die beiden Universitäten aufgeteilt, 500 Absolventen von jeder sollten es sein. Wie üblich führte die Exklusivität zu einem enormen Andrang und langen Wartelisten, so daß bereits acht Jahre nach der Gründung des ersten Clubs am 17.5.1830 mit dem Oxford and Cambridge Club, seit 1835 in der Londoner Pall Mall, ein Auffangbecken für die Unberücksichtigten als Alternative entstand, und mit diesem Club haben wir es hier zu tun bei diesem Exlibris. Ein dritter Club für die gleiche Zielgruppe war der 1864 gegründet wurde und 1938 mit dem United University Club verschmolz. Auch die "erste Kopie", der Oxford and Cambridge Club, verschmolz 1972 mit dem United University Club, erst unter dem Namen United Oxford and Cambridge University Club, später als Oxford and Cambridge Club. Das 20. Jh. sah die Clubs weit entfernt vom Andrang des Vorjahrhunderts, in der Tat hatte man solche Nachwuchssorgen, daß man ab 1971 sogar Absolventen aller Universitäten weltweit aufnahm. Erst mit der Fusion kehrte man zur ursprünglichen Bestimmung und Beschränkung zurück. So setzte sich letztendlich die Zweitgründung gegen den älteren Club durch. Der Oxford and Cambridge University Club hat jedenfalls eine der umfangreichsten und bestsortierten englischen Club-Bibliotheken mit einem Umfang von ca. 20000 Bänden.

Die beiden nebeneinandergestellten Wappenschilde zeigen die Wappen der Universitäten von Oxford (Universitas Oxoniensis, in Blau zwischen drei (2:1) goldenen Laubkronen ein silbernes Buch mit rotem Einband und goldenen Beschlägen, auf dessen aufgeschlagenen Seiten die Buchstaben Dominus illuminatio mea, der Herr ist meine Erleuchtung, zu lesen sind, englisch: Azure, upon a book open proper, leathered gules, garnished or, having on the dexter side seven seals of the last, the words "dominus illuminatio mea", all between three open crowns, two and one, or) und Cambridge (Academia Cantabrigiensis, in Rot ein durchgehendes Balkenkreuz von Hermelin, bewinkelt von vier goldenen, schreitenden, hersehenden Löwen (Leoparden) und im Zentrum belegt mit einem quergelegten, roten, golden beschlagenen Buch, englisch: Gules, a cross ermine between four lions passant gardant or, and on the cross a closed book fessways gules clasped and garnished or, the clasps downward). Die Universität Cambridge, der dieses Wappen 1573 von Robert Cooke, Clarenceux King of Arms und Absolvent des St. John's College verliehen wurde, hat als Devise, welches hier aber nicht erscheint: Hinc lucem et pocula sacra.

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) in Kreisform, den Stil alter Siegel imitierend, für Montagu George Knight of Chawton (1844-1914, aus Hampshire), wie die umlaufende Inschrift verrät. Der 78 x 80 mm messende Kupferstich zeigt ein Vollwappen mit drei weiteren Schilden und ist rechts unten am Außenrand neben dem Schildfuß mit "C.W.S. R.E. 1900" im Druck monogrammiert und datiert. Der Hauptschild ist ein zusammengeschobenes Ehewappen. Die heraldisch rechte Spalthälfte ist geviert aus Knight (in Grün ein Rautenschrägbalken, unten rechts begleitet von einem silbernen Fünfblatt, mit einem roten rechten Obereck, engl. Vert a bend indented Or with a cinquefoil Argent in the foot and a canton Gules), Austen (in Gold ein roter Sparren, begleitet von 3 (2:1) schwarzen, ausgerissenen Löwenpranken, engl. Or a chevron Gules between three lions' paws razed Sable) und Leigh of Stoneleigh (in Rot ein gedorntes silbernes Kreuz, rechts oben begleitet von einer silbernen Raute, engl.: Gules a cross engrailed Argent, in the first quarter a lozenge of the second). Die heraldisch linke Spalthälfte zeigt das Wappen Hardy (unter einem roten Schildhaupt mit drei balkenweise gestellten Leopardenköpfen in Silber ein roter, beiderseits gekerbter Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Mühlrädern oder Katharinenrädern und begleitet von zwei roten Schrägleisten, engl.: Argent on a bend invected plain cottised Gules three catherine wheels Or, on a chief of the second three leopards&rsquo faces of the third). Montagu George Knight (1844-17.7.1914) hatte im Jahre 1870 Florence Hardy (1850-10.7.1935), die vierte Tochter von Charles Hardy of Chilham Castle in Kent, geheiratet. Er war es, der Chawton zum bevorzugten Familiensitz machte (1911 schrieb er eine Geschichte von "Chawton Manor and its Owners").

Der Eigner des Blattes war damit der Sohn von Edward Knight (gest. 1879) und dessen 1840 geehelichten Frau Adela Portal. Montagu George Knight wird 1881 als "Magistrate, BA Oxford" erwähnt. Er war Lieutenant und Justice of the Peace für Hampshire. Neben Chawton war er auch noch Herr der Manors of Farringdon, Eastbrook und Neatham und noch einigen anderen Herrensitzen. Er war Präsident der East Hants Conservative Association und Mitglied des Jouse of Laymen for the Diocese of Winchester, außerdem noch Mitglied des Hampshire County Council, Froyde Division und District Councillor and Guardian für Farringdon. Montagu George Knight starb ohne Nachkommen; sein Erbe und Nachfolger auf Chawton wurde sein Neffe, Lionel Charles Edward Knight. Zwei der drei Extra-Schilde zeigen das Stammwappen Knight in verschiedenen Differenzierungsgraden (in Grün ein Rautenschrägbalken, in der optisch rechten Variante unten rechts begleitet von einem silbernen Fünfblatt, engl. Vert a bend indented or with a cinquefoil argent in the foot). Der dritte Schild ist silbern-schwarz mit einer Spitze geteilt mit drei (2:1) Fünfblättern in verwechselten Farben. Der ursprüngliche Familienname war übrigens Brodnax, und Thomas Knight (1701-1781) hatte den Namen "Knight" 1738 angenommen, als er Chawton erbte. Sein Sohn, ebenfalls ein Thomas Knight, hatte Edward Austen (1794-1879), Bruder von Jane Austen, zum Erben bestimmt, der nun den Namen Knight übernahm. So kam es zu der Verknüpfung der Wappen Austen und Knight. Edward überzeugte Mutter und Schwester, auf Chawton Cottage zu wohnen, wo einige der Novellen von Jane Austen entstanden. Das Cottage ist heute ein Jane-Austen-Museum, der Herrensitz Chawton House eine Bibliothek mit mehr als 9000 Büchern, vorzugsweise britischer Schriftstellerinnen. Die Helmzier ist die Knight-Helmzier, ein wachsender Mönch, auf der Brust mit einer Rose belegt, in der Rechten ein gestieltes Fünfblatt haltend, in der Linken einen Rosenkranz. Devise: Suivant Saint Pierre.

 

Es gibt von Sherborn ein weiteres Exlibris für den selben Eigner aus dem Jahr 1901, welches aber ein rechteckiges Format hat und nur den Helm mit Kleinod abbildet. Künstlermonogramm und Datierung sind rechts unterhalb der Laterne eingedruckt.

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für Richard Hugh Royds Brocklebank (1881-1965). Das 106 x 79 mm messende Blatt ist unten links am unteren Rand mit "C.W.S. R.E. 1907" im Druck monogrammiert und datiert. Der Eigner war der Sohn von Thomas Brocklebank, dessen Bücherzeichen als nächstes folgen wird (s. u.), und er hatte 1910 Charlotte Carissma Blood geheiratet, die Tochter von Sir Bindon Blood, einem General, und von Charlotte Elizabeth Colvin. Richard Hugh Royds Brocklebank hatte sich ebenfalls für eine militärische Laufbahn entschieden; er wurde Lieutenant-Colonel bei den 9. Queen's Royal Lancers. Sein Wohnsitz war Alveston House in Stratford-on-Avon. Seine militärische Laufbahn ließ ihn auch in Transvaal als Captain dienen, offensichtlich wurde das Exlibris kurz vor seinem Aufbruch angefertigt, und zwar ziemlich eilig, was sich in einer fehlenden Stahl-Härtung der Druckplatte aus Kupfer und dem daraus folgenden verwaschenen Druckbild zeigt. Das Wappen zeigt unter einem goldenen, nach unten gedornten Schildhaupt, mit einem natürlichen Hahn zwischen zwei blauen Jakobsmuscheln balkenweise belegt, in Blau eine goldene Jakobsmuschel zwischen drei (2:1) silbernen (natürlichen) Dachsen (engl.: Azure an escallop or between three brocks argent, on a chief engrailed or a cock proper between two escallops azure). Hier wird für den Dachs anstelle des zoologischen Ausdrucks "badger" das Wort "brock" verwendet, eine in der Heraldik oft ersatzweise verwendete Bezeichnung. Hier steht er als redendes Symbol für einen Teil des Familiennamens. Eine weitere Möglichkeit der Ansprache eines Dachses wäre "grey". Auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken auf einem grünen, mit drei goldenen Pilgermuscheln belegten Hügel stehend ein natürlicher Hahn (engl.: in front of a mound vert thereon a cock proper three escallops or). Die Devise lautet: God Send Grace.

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für Thomas Brocklebank, Vater des oben genannten Richard Hugh Royds Brocklebank. Das 110 x 78 mm messende Blatt ist am unteren, eingerollten Rand des Namens-Schriftbandes mit "C.W.S. Sc., 1896" im Druck monogrammiert und datiert. Im Gegensatz zu vielen exzellenten Sherborn-Stichen, die leider auf qualitativ wenig beständigem Papier gedruckt wurden und heute typischerweise gelblich-bräunlich oder fleckig sind, ist hier mal gutes Papier verwendet worden, das auch nach einem Jahrhundert noch gut aussieht. Der Wappenschild ist gespalten, rechts ist das Wappen Brocklebank, links das Wappen Royds (engl. Brocklebank impaling Royds), rechts unter einem goldenen, nach unten gedornten Schildhaupt, mit einem natürlichen Hahn zwischen zwei blauen Jakobsmuscheln balkenweise belegt, in Blau eine goldene Jakobsmuschel zwischen drei (2:1) silbernen (natürlichen) Dachsen (engl.: azure an escallop or between three brocks argent, on a chief engrailed or a cock proper between two escallops azure), links in Hermelin ein rotes, gedorntes Kreuz, begleitet von vier roten Löwen und belegt mit einer pfahlweise gelegten goldenen Reiterlanze zwischen vier (1:2:1) goldenen Besanten auf den Kreuzarmen (engl.: Ermine on a cross engrailed between four lions rampant Gules a tilting spear erect or between four bezants. Das Oberwappen ist das gleiche wie zuvor beschrieben, auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken auf einem grünen, mit drei goldenen Pilgermuscheln belegten Hügel stehend ein natürlicher Hahn (engl.: in front of a mound vert thereon a cock proper three escallops or). Die Devise lautet: God Send Grace. Es findet sich eine passende Heirat von Thomas Brocklebank (26.7.1841-18.2.1919) mit Mary Petrena Royds (26.4.1849-15.5.1937) am 25.4.1867 in Chidwell in Lancashire. Thomas Brocklebank war der Sohn von Ralph Brocklebank. Seine Frau war die Tochter von Henry Royds und Margaret Bourne. Beide hatten zusammen folgende Kinder: Mary Adeline Brocklebank (1868-1882), John Wilfrid Royds Brocklebank (1869-1926), Margaret Elsie Brocklebank (1873-1893), Henry Cyril Royds Brocklebank (1874-30.6.1957), Richard Hugh Royds Brocklebank (1881-1965) - das ist der Besitzer des weiter oben diskutierten Bucheignerzeichens -, Clement Edmund Royds Brocklebank (1862-1949) und Ralph Eric Royds Brocklebank (13.11.1870-13.2.1921), wobei letzterer übrigens wieder eine Royds heiratete. Im weiteren Verlauf wurde das Brocklebank-Wappen nicht nur um ein Feld Royds, sondern auch um ein Feld Lindsay in Feld 3 eines gevierten Schildes vermehrt (quarterly 1 and 4 gules a fess chequy argent and azure, 2 and 3 or a lion rampant gules debruised of a riband in bend sable all within a bordure per pale dexter azure charged alternatively with four stars or and four lozenges also or, sinister argent charged with in the sinister chief with a martlet azure).

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für Alfred Armitage Bethune-Baker, Barrister-at-Law, bei Gericht zugelassener Anwalt am Lincolns Inn (dazu weiter unten) in London. Das undatierte Blatt (100 x 68 mm) ist unten links mit "CWS RE" im Druck monogrammiert. Alfred Armitage Bethune-Baker, der 1925 im Alter von 71 Jahren verstarb, war selbst ein Sammler von Bücherzeichen, hauptsächlich seiner Heimat Berkshire, und Mitglied der Exlibris Society. Bei dem renommierten Künstler Sherborn gab er mehrere Gestaltungen in Auftrag, eine andere Variante als die hier vorgestellte mit der Adreßangabe Hove, Sussex. Der dargestellte Schild zeigt gemäß den Schraffuren zwischen zwei silbernen, jeweils mit einer mit dem Rad nach oben gestellten, blauen Radspore belegten Bogenflanken in Blau einen aufspringenden Löwen, das Halsband von Goldhermelin. Hier ist ein besonders eigenwilliger Stil zu sehen. Das Fehlen einer Helmzier fällt unschön auf, schließlich ein essentieller Bestandteil eines Vollwappens, und nur Helm ohne Helmzier ist keine gute Darstellungsweise, auch wenn der Helm noch so exquisit durch Schattierungen modelliert wird. Aus der Helmdecke ist ein wild wucherndes und den gesamten außerhalb von Schild und Helm verbleibenden Platz einnehmendes Ungetüm geworden, das so plastisch modelliert ist und solche Formen aufweist, daß man sich sofort an hoch- und spätgotische Blattkapitelle oder andere Steinmetzarbeiten z. B. mit Akanthusblättern an Konsolen erinnert fühlt. Wie von einem horror vacui beseelt bildet es einen dichten, nicht mehr logisch nachvollziehbaren Hintergrund für Schild und Helm. Heraldisch ist diese Darstellung nach unserem heutigen Geschmack sicherlich unvollständig und kritikwürdig, denn eine Helmdecke sollte immer noch als Tuch in realisierbarer Form dargestellt werden, dafür steht hier die Lust am zeichnerischen dreidimensionalen Modellieren im Vordergrund. Einen ähnlichen Stil findet man bei Arbeiten Sherborns für die Familien Franks, Greg, Kempe und Rumbold. 

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für "Liber Coll. Omn. Anim. Fidel. Defunct. in Oxon." - also für einen Band aus der Bibliothek des All Souls College in Oxford (Kupferstich, Witte, Bibliographie 3, 80; Thieme-Becker 30; Gutenberg 10.396). Der 93 x 72 mm große Druck ist links unten unscheinbar innerhalb der schattierten Zone mit "Sherborn fecit Lond. 1891" monogrammiert und datiert. Vollständig lautet der Name dieses College, das zwischen der High Street und dem Hertford College einerseits, zwischen dem Radcliffe Square und dem Queen's College andererseits liegt, "The College of All Souls of the Faithful Departed", und genau das entspricht der abgekürzten lateinischen Bezeichnung. Der seltsame Name sollte die Erinnerung an die vielen Opfer des Hundertjährigen Krieges wachhalten. Die Mitglieder dieses College bestehen, eine Besonderheit, nicht aus Studenten, sondern ausschließlich aus Graduierten, fertigen Akademikern (fellows), die nach einem strengen Auswahlverfahren nach ihrem Examen ausgesucht werden. Nur die besten der Besten finden hier als Fellow Eingang, und die Mitgliedschaft ist eine der exklusivsten akademischen Anerkennungen. Das College ist eine Gründung des 15. Jh.; König Heinrich VI. und der Erzbischof von Canterbury, Henry Chichele, gründeten das College in den Jahren 1437 (das Jahr wird auf dem Exlibris angegeben) bis 1438 (königliches Gründungspatent vom 20.5.1438), und der gesamte Vorderbau des heutigen Gebäudekomplexes stammt noch aus der Zeit um 1438-1443.

Die Bibliothek der elitären Gemeinschaft ist die sog. Codrington Library, so benannt nach Christopher Codrington (1668-7.4.1710), Absolvent von Christ Church College und Mitglied des All Souls College, der dem College 6000 Pfund für den Bibliotheksbau und 4000 Pfund für die Bücherausstattung sowie seine eigene umfangreiche Bibliothek testamentarisch vermachte. Diese Geschichte spiegelt sich in der Heraldik des Blattes wider: Heraldisch rechts ist der Schild der Familie Chichele zu sehen, in Gold ein roter Sparren, begleitet von drei (2:1) roten Fünfblättern (engl.: Or, a chevron gules between three cinquefoils of the second). Darüber sind bischöfliche Insignien zu sehen, eine juwelengeschmückte Mitra, ein Vortragekreuz mit zwei Querbalken sowie ein Krummstab, die beiden letzteren hinter dem Schild schräggekreuzt, an die Gründung durch den Bischof Henry Chichele erinnernd. Das College-Wappen von All Souls ist identisch mit dem Wappenschild der Chichele, und so wird das Wappen heute noch geführt. Gegenüber ist das Vollwappen der Familie Codrington, in Silber ein schwarzer, mit rotem verflochtenem Schräggitter belegter Wechselzinnenbalken, begleitet von drei (2:1) roten, schreitenden Löwen (engl.: Argent a fess embattled counter-embattled sable fretty gules between three lions passants of the last). Auf dem gekrönten Helm ein wachsender roter Drachenkopf zwischen zwei golden-blau geschachten Drachenflügeln (engl.: a dragon's head gules between two dragons' wings chequy or and azure). Auch die Devise "Vultus in hostem" (face to the enemy, countenance against the enemy) gehört zur Familie Codrington und erinnert so an den Mäzen, dem die Bibliothek viel verdankt.

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für "The Honourable Society of Lincoln's Inn". Das oval gestaltete Blatt ist in der innersten Zone des umlaufenden Schriftbandes mit "C W Sherborn RE fecit 1896" im Druck datiert und monogrammiert. Der Wappenschild zeigt ein blaues, mit goldenen Mühleisen besätes Feld mit einem goldenen, mit einem purpurnen Löwen belegten rechten Obereck (engl.: Azure seme de fer moline or, on a dexter canton or a lion rampant purpure). Lincoln&rsquos Inn ist der Name einer renommierten und seit dem 14. Jh. bestehenden britischen Anwaltskammer, wovon es insgesamt vier gibt: Neben Lincoln's Inn (mind. seit 1422 nachweisbar, vermutlich noch älter) noch Gray&rsquos Inn (seit 1569), Middle Temple (seit 1501) und Inner Temple (seit 1505). Warum "Inn"? Der Ausdruck bezeichnete im weitesten Sinne auch eine Unterkunft für Studenten weltlicher Jurisprudenz, aus deren Assoziation die Gesellschaft hervorging. Es war eine Kombination von Unterkünften, Gemeinschaftsräumen, Versammlungsräumen und Bibliothek. Die Ausbildung zur Jurisprudenz wurde inzwischen an andere Orte verlagert, die Studenten ebenfalls, der Name für Gesellschaft und Gebäude blieb. Die historischen Gebäude des Lincoln's Inn liegen direkt neben den königlichen Gerichtshöfen in London. Die 1471 erstmalig erwähnte Bibliothek umfaßt heute ca. 150000 rechtswissenschaftliche Bände, nicht nur bzgl. Großbritanniens, sondern auch zur Rechtswissenschaft der Commonwealth-Mitglieder, dazu ein Archiv parlamentarischer Vorgänge seit 1801. Das Wappen wurde dem Lincoln's Inn 1516 verliehen. Den Namen hat die Gesellschaft vermutlich nach Henry de Lacy, 3. Earl of Lincoln (gest. 1311); und zeitweise wurde auch in Unkenntnis des eigenen Wappens nur der de Lacy-Löwe geführt. So findet das Wappen der de Lacy nun im rechten Obereck, während die Mühleisen im Feld einen anderen Hintergrund haben: Ein Master namens Richard Kingsmill spielte eine wichtige Rolle bei der Überlassung von Grund und Boden an die Gesellschaft im Jahre 1580, und dessen Wappen sind die Mühleisen entnommen.

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für Colonel Sir Herbert Jekyll (22.11.1846-1932). Das 95 x 66 mm messende Blatt ist links unten im Druck "CWS 1891" monogrammiert und datiert, dazwischen noch eine Ligatur, die vermutlich "fecit" heißt. Das Wappen der Familie ist geviert (quaterly) mit Herzschild, Feld 1: in Gold ein schwarzer Balken, begleitet zwischen drei (2:1) schreitenden schwarzen Hirschkühen (Stammwappen Jekyll, engl.: Or, a fess sable between three hinds trippants (passants) sable), Feld 2: unter einem im Spitzenschnitt golden-blau geteilten Schildhaupt silbern-schwarz gerautet (engl.: lozengy argent and sable, a chief per fess dancetty or and azure), Feld 3: in Rot zwei silberne, mit den Ansätzen verschmolzene Flügel, überhöht von einer liegenden Mondsichel (engl.: Gules, two wings inverted and conjoined argent, and in chief a crescent for difference), Feld 4: in silbernem, mit schwarzen widergekreuzten und fußgespitzten Kreuzchen bestreutem Feld drei (2:1) rote Eberköpfe (engl.: Argent, crusily fitchy sable, three boars' heads erased gules), Herzschild (Wappen Graham für seine 1881 geehelichte Frau Agnes, Tochter von William Graham): golden unter einem mit einer nach oben gedornten Linie abgeteilten Schildhaupt von Hermelin mit drei goldenen, balkenweise gelegten Pilgermuscheln darin (or, on a chief invected ermine, three escallops of the field). Die Helmzier ist das Stammkleinod der Jekyll, auf dem Helm ein wachsender, gezäumter Pferdekopf (upon a wreath of the colours of field 1, a horse's head argent, bridled and studded). Die Devise lautet "IN DEO CONFIDO" - ich vertraue in Gott. Unter dem Schild ist ein Mitgliedszeichen eines Ritterordens zu sehen, es handelt sich um den am 28.4.1818 anläßlich der britischen Schutzherrschaft über die Ionischen Inseln gegründeten Order of Saint Michael and Saint George (Orden vom Hl. Michael und Georg), in dem der Eigner 1885 Mitglied wurde. Das Abzeichen ist charakteristisch, ein siebenarmiges, weißes Malteser-Kreuz, auf der Vorderseite mit dem Hl. Heiligen Michael, auf der Rückseite mit dem Hl. Georg, ersterer den Teufel, letzterer den Drachen besiegend.

Exlibris von unbekanntem Künstler:
Ein heraldisches Exlibris von unbekannter Hand vom Anfang des 18. Jh. (möglicher Rahmen ca. 1700-1709) für Sir Godfrey Copley zweiter Bar(one)t of Sprotbrough, Sohn von Sir Godfrey Copley (1623-1677, 1661 erster Baronet von Spotbrough) und Eleanor Walmesley, High Sheriff von Yorkshire, geb. ca. 1653, gest. 9.4.1709. Er wurde 1674 am Lincoln's Inn zugelassen und folgte seinem Vater 1677 als High Sheriff nach. Stilistisch greift das ca. 135 x 110 mm messende Blatt Motive aus der Zeit König Jakobs I. auf (Jacobean style). Der in Sprotbrough, South Yorkshire, lebende Sir Godfrey Copley hatte in erster Ehe Catherine, Tochter von John Purcell of Natribia und Eleanor Vaughan, und in zweiter Ehe ca. 1700 Gertrude Carew, Tochter von Sir John Carew, 3. Baronet of Antony (die in Cornwall gelegene Baronie erlosch 1709), geheiratet. Aus erster Ehe überlebte nur eine Tochter, nach der Mutter benannt, aber keine Söhne. Ebenfalls 1709 erlosch daher der Titel des Baronet of Spotbrough; 1778 wurde er wiederbelebt (zweite Vergabe). Nach dem Eigner ist die seit 1731 jährlich vergebene Copley-Medaille der Royal Society für herausragende naturwissenschaftliche Leistungen benannt. Der ovale Wappenschild ist gespalten, rechts Copley für den Ehemann, links Carew für die zweite Ehefrau, rechts geviert mit Herzschild, Feld 1: in Silber ein rotes oder besser wie hier purpurnes Mühleisenkreuz (Argent a cross moline Gules, Stammwappen Copley), Feld 2: silbern-rot gerautet (lozengy argent and gules, Fitzwilliam), Feld 3: unter einem Schildhaupt mit drei Vogelköpfen in Silber fünf rote Rauten balkenweise (Argent five fusils in fesse Gules in chief three bird's heads erased, Bosville), Feld 4: unter einem goldenen Schildhaupt mit drei balkenweise gelegten, schwarzen Fünfblättern in Silber ein gedornter roter Schragen (Argent a saltire engrailed Gules on a chief Or three cinquefoils Sable, Hardwick), Herzschild: in Silber eine rote aufrechte Hand (Baronet-Symbol, baronet's badge), links drei schreitende Löwen übereinander, wobei die Carew das Feld golden und die Löwen schwarz führen (engl.: Or three lions passant sable).

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris von Charles William Sherborn (1831-1912) für George Montagu Butterworth (geb. 12.5.1858 als Sohn von Revd. George Butterworth und Frances Maria Kaye). Das 117 x 76 mm messende Blatt ist unscheinbar auf dem nach unten eingerollten mittleren Teil des Eignerinschrift mit "18 CWS 96" im Druck monogrammiert und datiert.

Der Schild ist gespalten, rechts Butterworth (in Rot ein goldener Sparren, begleitet von zwei goldenen Löwen oben und einem ebensolchen Doppeladler unten und belegt mit drei widergekreuzten blauen Kreuzen, engl.: Gules on a chevron between two lions rampant in chief and in base an eagle displayed with two heads or three cross crosslets azure), links Ward (in Blau ein goldenes Dreilappenkreuz, engl.: Azure a cross flory or) geviert mit Hoskins (in rot-blau gespaltenem Feld ein goldener, gedornter Sparren, begleitet von drei (2:1) silbernen Löwen, engl.: Per pale gules and azure a chevron engrailed or, between three lions rampant argent).

Die drei zu den beschriebenen Komponenten gehörenden Kleinode sind, wovon hier allerdings nur das Kleinod des Ehemannes realisiert ist: Butterworth: Auf dem bewulsteten Helm ein auffliegender Adler in Goldhermelin, die rechte Klaue auf einem blauen Schildchen mit einem goldenen, widergekreuzten Kreuz, engl.: An eagle wings elevated erminois the dexter claw resting on an escutcheon azure charged with cross crosslet or (nach Burke: An eagle or wings elevated erminois....). Ward: Ein natürlicher, rotgezungter Wolfskopf, engl.: A wolf's head erased proper langued gules. Hoskins: ein goldener Hahnenkopf mit rotem Kamm zwischen einem Flug, engl.: On a wreath of the colors, between a vol a cock's head erased or, pellettee, combed and wattled gules. Das Motto "PER ARDUA DEO FAVENTE" - durch Schwierigkeiten hindurch hilft Gott - gehört zur Familie Butterworth.

Literatur, Links und Quellen:
Oxford and Cambridge Club: http://www.oxfordandcambridgeclub.co.uk/ - Geschichte: http://www.oxfordandcambridgeclub.co.uk/en/about-us/history/
United University Club http://en.wikipedia.org/wiki/United_University_Club
Oxford and Cambridge Club
http://en.wikipedia.org/wiki/Oxford_and_Cambridge_Club
Wappen Universität Oxford:
http://www.akme.btinternet.co.uk/oclxcal1.html
Universität Oxford:
http://www.ox.ac.uk/
Wappen Universität Cambridge:
http://www.admin.cam.ac.uk/offices/communications/services/trademark/about/coat.html
Universität Cambridge:
http://www.cam.ac.uk/
Montagu George Knight
http://www.jasna.org/persuasions/on-line/vol30no2/dow-halsey.html, dort auch weitere Bücherzeichen der Familie
Chawton House:
http://www.chawton.org/
Familie Leigh:
http://www.woodchestermansion.org.uk/The-Leigh-Family.aspx
Hardy:
http://www.heraldry-online.org.uk/hardy/hardy-arms.htm - dort weitere Varianten und Formen
Leigh:
http://leigh.editme.com/files/ArmorialBearings/Armorial%20Bearings.pdf
Jane Austen:
http://www.countrylife.co.uk/life-in-the-country/jane-austens-inspiration-5790#vDoZdAHwjtd2Vj0h.99
Chawton House Library:
http://www.chawtonhouse.org/?page_id=43820 :
Beschreibungen und Angaben des jeweiligen Exlibris-Händlers
Beschreibungen und Erläuterungen von Anthony Pincott, The Bookplate Society London
zeitgenössische Registrierungen für Brocklebank-Wappen
http://www.theheraldrysociety.com/membersarms/ralphbrocklebank.htm und http://www.heraldry.ca/arms/b/brocklebank.htm.
anderes
Brocklebank-Wappen: http://www.heraldic-arts.com/Downloads/ArmorialZimRhodesia.pdf
Genealogie Brocklebank: http://charlie.binyon.pagesperso-orange.fr/gedfiliations/en/a11.html - http://charlie.binyon.pagesperso-orange.fr/gedfiliations/en/f52.html#2062
Lincoln's Inn:
http://www.lincolnsinn.org.uk/ - Geschichte: http://www.lincolnsinn.org.uk/banqueting/history.html - http://en.wikipedia.org/wiki/Lincoln%27s_Inn
Sir Herbert Jekyll:
http://www.archerfamily.org.uk/obituary/jekyll_h.html und http://www.ebooksread.com/authors-eng/t....hich-a-hci.shtml
Order of Saint Michael and Saint George http://en.wikipedia.org/wiki/Order_of_St_Michael_and_St_George
Sir Godfrey Copley http://rsnr.royalsocietypublishing.org/content/11/1/54.full.pdf und http://en.wikipedia.org/wiki/Sir_Godfrey_Copley,_2nd_Baronet
Copley Baronets:
http://en.wikipedia.org/wiki/Copley_Baronets
Stammbaum Copley:
http://www.rotherhamweb.co.uk/genealogy/copleysp.htm
Copley-Medaille:
http://royalsociety.org/awards/copley-medal/
ein herzliches Dankeschön an Herrn Stephen Slater für das Butterworth-Exlibris
Butterworth: http://www.cliftonrfchistory.co.uk/captains/gmbutterworth/gmbutterworth.htm
Thomas R. Young: Some Yorkshire Bookplates, hrsg. von der Bookplate Society and the Apsley House Press 1991, ISBN 0-9517247-0-3, S. 11-13

Exlibris (01) - (02) - (03) - (04) - (05) - (06) - (07) - (08) - (09) - (10) - (11) - (12) - (13) - (14) - (15) - (16) - (17) - (18) - (19) - (20)
Exlibris (21) - (22) - (23) - (24) - (25) - (26) - (27) - (28) - (29) - (30) - (31) - (32) - (33) - (34) - (35) - (36) - (37) - (38) - (39) - (40)
Exlibris (41) - (42) - (43) - (44) - (45) - (46) - (47) - (48) - (49) - (50) - (51) - (52) - (53) - (54) - (55) - (56) - (57) - (58) - (59) - (60)
Exlibris (61) - (62) - (63) - (64) - (65) - (66) - (67) - (68) - (69) - (70) - (71) - (72) - (73) - (74) - (75) - (76) - (77) - (78) - (79) - (80)
Französische Exlibris (1) - (2) - (3) - (4) - Italienische Exlibris (1) - belgische Exlibris (1) - portugiesische Exlibris (1)
Britische Exlibris (1) - (2) - (3) - (4) - (5) - (6) - (7) - (8) - (9) - (10) - (11) - (12) - (13) - (14) - (15) - (16)
spanische Exlibris (1)
Signaturen von Künstlern und Heraldikern

Übersicht

Home

© Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter 2012, 2015
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
Impressum